Was macht gute Führung aus?
Entscheidend für den Erfolg eines Teams ist, wie es geführt wird. Das gilt sowohl in der freien Wirtschaft wie im Fußball. Doch was zeichnet erfolgreiche Führungskräfte sowie Fußballtrainierinnen und -trainer aus? Welche Qualitäten bringen sie mit, dass ihre Mitarbeitenden ihnen folgen?
In zahlreichen Gesprächen mit Fußballcoaches wie Jürgen Klopp, Ottmar Hitzfeld oder Inka Grings im Rahmen seiner Podcast-Reihe LEADERTALK ging Mounir Zitouni genau diesen Fragen auf den Grund. Seine Erkenntnisse daraus hat er seinem Buch Teams erfolgreich führen zusammengefasst. Darin veranschaulicht er, wie sich die Führungsprinzipien der besten Fußballtrainerinnen und -trainer Deutschlands auf den Alltag von Führungskräften übertragen lassen.
Wer ist Mounir Zitouni?
Mounir Zitouni, Baujahr 1970, arbeitet seit vielen Jahren in Frankfurt als systemischer Business-Coach und unterstützt Menschen, aber auch Unternehmen in Sachen Leadership und Entwicklung. Der Deutsch-Tunesier ist dazu ein ausgesprochener Kenner aller Facetten des Profifußballs. Er spielte zunächst selbst in der Jugend von Eintracht Frankfurt, wechselte dann nach Tunesien, wo er bei Esperance Tunis Meister, Pokalsieger und Nationalspieler wurde. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland war er Profi unter anderem bei Kickers Offenbach, dem SV Wehen und dem FSV Frankfurt.
Parallel dazu absolvierte er eine Ausbildung zum Redakteur bei der Frankfurter Rundschau und wechselte nach seiner Fußballkarriere zum kicker-Sportmagazin, wo er 14 Jahre lang über Weltmeisterschaften, die Bundesliga und vor allem den FC Bayern München berichtete. Heute leitet er für große Versicherungen, Fußballklubs und mittelständische Unternehmen Workshops und coacht Führungskräfte aus der freien Wirtschaft, Fußballtrainer, aber auch Privatpersonen.
Mit seinem Podcast LEADERTALK hat Zitouni zudem ein einzigartiges Format ins Leben gerufen, in dem Fußballpersönlichkeiten über ihr Leadership-Verständnis sprechen. Zitouni schrieb 2020 die Autobiografie von Ex-Nationalspieler Dieter Müller und ist regelmäßig Gast beim wichtigsten Fußballtalk Deutschlands, dem Sport1-Doppelpass.
In einem kurzen Interview hat er sich unseren Fragen gestellt.
5 Fragen an Mounir Zitouni, Autor von Teams erfolgreich führen
1. Wie bist du darauf gekommen, die Themen Leadership und Fußball zu verknüpfen bzw. gab es einen konkreten Anlass, der dir die Verbindung zwischen der Arbeit eines erfolgreichen Fußballtrainers und einer Führungskraft in der Wirtschaft so deutlich vor Augen geführt hat?
Mich hat schon immer die Frage fasziniert, was den erfolgreichen vom nicht-erfolgreichen Fußballtrainer unterscheidet. Was macht ein Jürgen Klopp anders als andere Coaches? Worin besteht das Geheimnis des Erfolgs? Gibt es dieses Geheimnis überhaupt? Und kann man das lernen?
Um das herauszufinden, habe ich angefangen, mich mit Trainerinnen und Trainern zu unterhalten. Ich bin grundsätzlich neugierig und wissensdurstig, also habe ich Fragen gestellt. Und die Antworten waren hochinteressant. So interessant, dass ich mir dachte, das sollten auch Führungskräfte aus anderen Bereichen hören. In meiner Arbeit im Business-Coaching habe ich schon immer mit Analogien aus dem Fußball gearbeitet. Damit konnten viele fußballaffine Führungskräfte sehr viel anfangen, weil die Parallelen natürlich da sind. Was ich meinen Klienten in Führungspositionen zum Beispiel oft sage, ist, dass der Trainer im Fußball immer außerhalb des Spielfelds steht. Er muss sein Team fit kriegen, die richtige Taktik ausrufen, die Spieler während des Spiels coachen – aber der Trainer spielt nie selbst mit. Ein einfaches Bild, um einer Führungskraft zu verdeutlichen, dass ihre Aufgabe nicht darin besteht, mitzuspielen, sondern darin, die eigenen Mitarbeitenden zu unterstützen und zu Leistung zu befähigen.
2. Welche Eigenschaften, Fähigkeiten und Fertigkeiten zeichnen deiner Meinung nach einen erfolgreichen Fußballcoach aus und inwiefern trifft dies auch auf Führungskräfte zu?
Es gibt vieles, was einen erfolgreichen Fußballcoach auszeichnet. Ohne hier auf die Details meines Buches einzugehen, ist mir schnell deutlich geworden, dass es die Klaviatur ist, die für die Persönlichkeit des Trainers entscheidend ist: In der Lage zu sein, unterschiedlichste Handlungsoptionen im Köcher zur Verfügung zu haben, aus einer Bandbreite an Reaktionen auswählen zu können, ist das Wichtigste. Es ist am Ende die Balance, die die Chance erhöht, dass man als Fußballcoach erfolgreich arbeitet. Es braucht Autorität, aber natürlich auch Liebe. Klingt einfach, ist im Alltag aber gar nicht so einfach umzusetzen. Und diese verschiedenen Hüte zu tragen, ist auch für eine Führungskraft außerhalb des Fußballs von enormer Wichtigkeit. Weil wir Menschen immer alles in uns tragen und das muss auch in einer Führungsrolle zum Ausdruck kommen. Weichheit, Härte, Empathie, Entschlossenheit usw. Aber wenn ich mich für eine Haltung entscheiden müsste, dann wäre es auf jeden Fall die Empathie. Für mich ist sie immer die Grundlage für ein Leadership, das Menschen beflügelt.
3. Die Grundlage deines Buches bildet dein Sport1-Podcast „LEADERTALK“, in dem du mit zahlreichen namhaften Coaches – darunter Ralf Rangnick, Jürgen Klopp, Felix Magath – über Leadership gesprochen hast. Mit wem hast du dich am liebsten unterhalten bzw. wer hat dich mit am meisten überrascht?
Tatsächlich war jedes einzelnes Interview ein absoluter Gewinn. Und ich habe schnell gemerkt, dass auch die Trainerinnen und Trainer eine große Freude an den Gesprächen haben, weil es an der Stelle nicht um Schlagzeilen geht, um Ansagen oder Klarstellungen. Den Trainerinnen und Trainern fehlt oftmals ein vertrauensvoller, tiefgründiger Austausch, deswegen habe ich bis heute zu jedem einzelnen Gast eine tolle Verbindung. Auch zu Felix Magath. Er hat mich wirklich überrascht. Überrascht deshalb, weil ich ihn als einen hochgradig witzigen, sympathischen und verschmitzten Menschen kennengelernt habe, so wie man ihn in der öffentlichen Wahrnehmung nur selten beschrieben bekommt. Umso schöner, dass ich mein Bild revidieren durfte.
4. Du warst selbst Fußballprofi, sowohl in Tunesien als auch in Deutschland, das heißt auch du hast unterschiedliche Trainertypen kennengelernt. Gibt es einen Trainer, der dich besonders geprägt hat, von dem du am meisten gelernt hast?
Ich habe im Laufe meiner Fußballkarriere einige beeindruckende Trainer erlebt, andere waren auch nicht so toll. Trainer, die ich mochte, waren immer jene, die sich mit mir beschäftigt haben und wussten, wie sie meine Stärken einsetzen können. Ich bin immer dann aufgeblüht, wenn man mich eingebunden hat, mir Verantwortung übertrug und mich ernst genommen hat. Aber das kann für einen anderen Spieler überhaupt nicht passen. Insofern ist es einfach wichtig, dass sich Führungskräfte intensiv mit ihrem Personal auseinandersetzen. Nur so kann das wahre Potenzial gehoben werden.
5. Wem würdest du dein Buch empfehlen?
Allen, die sich für Führung und Leadership interessieren, für spannende Fußballpersönlichkeiten und deren Geschichten und Anekdoten.
Die besten Strategien von Klopp, Rangnick & Co. für dein Leadership
ISBN 978-3-96186-074-6
erscheint im Mai 2024