14. September 2018 | Trends und Themen

Wenn die Lieferkette lebt

Der vom Menschen verursachte Artenschwund ist das größte globale Umweltproblem, vor dem wir stehen. Da die Ökosystemleistungen einer biologischen Vielfalt elementare Grundlage auch für die Wirtschaft sind, ist eindeutig: Der Erhalt der biologischen Vielfalt ist ökonomisch sinnvoll. Unzählige Branchen profitieren von Leistungen der Natur. In der 2008 ins Leben gerufenen Initiative „Biodiversity in Good Company“ haben sich Unternehmen zusammengeschlossen, die den Erhalt des Naturkapitals als wichtiges Managementthema erkannt haben. Um das Engagement von Firmen, die Biodiversität entlang ihrer Lieferketten auszuzeichnen, hat die Initiative gemeinsam mit dem Bundesumweltministerium und dem Nabu (Naturschutzbund Deutschland) einen Preis ausgelobt.

Der Wettbewerb

Der Wettbewerb „Die Lieferkette lebt. Biologische Vielfalt erhalten, Lieferketten gestalten“ will Unternehmen auszeichnen, die sich folgende Fragen stellen: Wie naturfreundlich werden die Rohstoffe angebaut oder gewonnen? Welche Landnutzung steckt in Produkten und Vorprodukten? Sind Schutzgebiete, Ökosysteme und bedrohte Tier- und Pflanzenarten betroffen? Wo liegen Risiken für Böden, Luft und Wasser?

Maßnahmen in der Praxis

Handlungsbeispiele aus dem Unternehmernetzwerk „Biodiversity in Good Company“ vermitteln einen Eindruck von verschiedenen Maßnahmenebenen. Beispielsweise untersuchte der fränkische Limonadenhersteller Bionade für dessen Sorte „Ingwer-Orange“ die Lieferung des Ingwers aus Mexiko. Es sollen mit der TABS-Methode (Tool for Assessing Biodiversity in the Supply Chain) weder für den Brauseproduzenten noch für die Biodiversität beeinflussbare Risiken gefunden worden sein. Immerhin aber wurden Chancen erkannt, die biologische Vielfalt vor Ort zu verbessern, etwa durch Aufforstungen oder die Zusammenarbeit mit Umweltorganisationen.

Als weiteres Beispiel nennt „Biodiversity in Good Company“ Mars: Der amerikanische Schokoriegel-Produzent soll sich der Herausforderung stellen, dass in den Lieferketten der Rindfleisch-, Palmöl-, Papier-, Zellstoff- und Sojaversorgung die größten Bedrohungen für Wälder liegen. Mars hat sich zu konkreten Nachhaltigkeitszielen für bestimmte Rohstoffe verpflichtet. Seit 2017 kauft der Nahrungsmittellkonzern brasilianisches Rindfleisch sowie Soja nur noch bei Lieferanten, die den „Brazil Forest Code“ befolgen. Demnach ist eine Rodung von Primärwald im Amazonas ausgeschlossen. Papier und Zellstoff sollen bis 2020 vollständig aus zertifizierten, überprüften oder recycelten Quellen stammen.

Auch die genossenschaftliche REWE Group identifiziert im Dialog mit Nichtregierungsorganisationen (NGOs) risikobehaftete Rohstoffe und erarbeitet Leitlinien, um ökologische und soziale Standards zu etablieren. Mit einem Nachhaltigkeitslabel für die Eigenmarken (Pro Planet) will der Handelskonzern Verbrauchern Orientierung bieten, um den Konsum nachhaltigerer Sortimente zu fördern, bei deren Herstellung und Lieferung die Artenvielfalt eine Rolle spielen soll.

Teilnahme und Preisverleihung

„Wir wollen auch andere Firmen zum Handeln motivieren“, sagt die Vorstandsvorsitzende der Initiative, Stefanie Eichiner: „Gezielte Maßnahmen in den Lieferketten zu ergreifen, ist besonders schwierig für Unternehmen. Deshalb möchten wir mit dem Wettbewerb gute Beispiele würdigen.“ Bewerben können sich Unternehmen aller Größen und Branchen mit Sitz oder geschäftlichen Aktivitäten in Deutschland. Bewerbungsschluss ist der 30. November 2018. Die Preisverleihung findet am 22. Mai 2019, dem Internationalen Tag der biologischen Vielfalt, beim Nabu-Bundesverband in Berlin statt.

Weitere Informationen und Möglichkeit zur Bewerbung: www.wettbewerb-die-lieferkette-lebt.de