Boris Pikula war über 20 Jahre als professioneller Musiker und Soundengineer in der Musikbranche unterwegs. Während dieser Zeit arbeitete er mit vielen internationalen Größen zusammen und wirkte auf zahlreichen Tonträgern mit. Darüber hinaus hatte er selbst Chart-Erfolge in England. Rock ‘n’ Roll ist daher für ihn mehr als nur eine Musikrichtung – es ist eine Lebenseinstellung.
Herr Pikula, Sie haben in Ihrem Leben schon viel ausprobiert, waren viel unterwegs und haben viel erlebt – haben sich sozusagen immer wieder neu erfunden. Worauf blicken Sie besonders gerne zurück?
Sich neu zu erfinden bedeutet für mich, gewohnte und vertraute Bahnen zu verlassen und sich mit kindlicher Neugier und einem gewissen Entdeckerinstinkt ins Unbekannte vorzuwagen. Es bedeutet für mich, sich auf ein neues Selbst einzulassen, ähnlich einer Schlange, die sich häutet. Das war für mich nie etwas erzwungenes, sondern ein ganz natürlicher “flow”, den ich als “seinem Herzen folgen” beschreiben würde. Rückblickend kann ich sagen, bin ich stolz darauf, mir letztlich immer treu geblieben zu sein, auch wenn ich mich zwischenzeitlich so manches Mal verloren hatte.
Sie berichten in Ihrem Buch auch von einigen Rückschlägen. Was hat Ihnen geholfen, diese Krisen zu überwinden?
Seinem Herzen zu folgen hört sich stets so poetisch an, doch ist es bei Weitem kein leichtes Unterfangen. Nach außen hin glänzen Erfolge immer, doch was sich hinter der Bühne oder auf dem Weg dorthin abspielt, wird oftmals ausgeblendet. Ich denke das, was mir geholfen hat, mit Rückschlägen umzugehen, war meine Steh-auf-Männchen-Mentalität, mein Glaube und meine Leidenschaft für meine Vision, das Interesse daran, aus Fehlern lernen zu wollen und natürlich auch die Unterstützung von Freunden.
Musik, insbesondere Rockmusik, spielt in Ihrem Leben eine wahnsinnig große, wenn nicht sogar eine entscheidende Rolle. Wie kamen Sie zur Musik und welchen Einfluss hat sie auf Ihr Leben genommen?
So beschreibe ich es in meinem Buch Rock ‘n’ Roll Therapy: “Seit dem Tag, an dem ich die Musik für mich entdeckte und der Traum, Musiker zu werden, entfachte, schlug mein Herz in einem anderen Rhythmus. Ich muss etwa neun oder zehn Jahre alt gewesen sein. Schuld daran war ein kleines Radio der Marke Blaupunkt, das ich von meiner Tante zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Es verging kaum noch ein Moment, in dem das batteriegetriebene Teil nicht lief. Mit zwölf fing ich an, Gitarre spielen zu lernen. Ich übte und übte und übte. Mir hingen die oxidierten grünen Hautfetzen von den Fingern und auf den Kuppen leuchteten Blasen. Als ich die ersten Akkorde halbwegs beherrschte, begann ich, eigene Songs zu schreiben und mir meinen pubertären Weltschmerz von der Seele zu singen.”
Musik bedeutet für mich Motivation, Kraft, Leidenschaft, Kreativität, Melancholie und Träumen, Jenseits von Gut und Böse … Sie ist für mich der Kraftstoff, der mich antreibt.
Mit Rock ‘n‘ Roll Therapy haben Sie einen ganz neuen Coaching-Ansatz entwickelt. Welche Grundeigenschaften des Rock ‘n‘ Roll sollten wir denn öfter in unser Leben Einzug halten lassen?
Nun, ich möchte nicht behaupten mit Rock ‘n’ Roll Therapy einen ganz neuen Coaching-Ansatz entwickelt zu haben, im Gegenteil. Rock ‘n’ Roll Therapy ist keine Raketenwissenschaft, die das Ego beschäftigt hält, sondern vielmehr eine Metapher, die basierend auf reellen Erfahrungen, Naturgesetzen, Achtsamkeit und Neurowissenschaft lebensnah sehr effiziente und effektive Wege zur Veränderung und persönlichen Weiterentwicklung aufzeigt. Und um Ihre Frage zu beantworten, würde ich spontan antworten: Einfachheit … Humor … sich selbst nicht ständig all zu ernst nehmen und öfters mal “Fuck it!” sagen … Mut zur Authentizität … hart an sich zu arbeiten und niemals seine Träume aufgeben.
Rock ‘n‘ Roll hat allerdings auch Schattenseiten. Insofern mag es für manchen Zweifler schwer vorstellbar sein, gerade mit Rockmusik Ängste und Krisen zu überwinden …
Das ist richtig, alles im Leben hat Licht- und Schattenseiten und nicht jeder mag einen Zugang zu Rockmusik haben. Letztlich macht die Dosis das Gift. Was hilft, hilft.
Stress, Ängste und Krisen meistern
ISBN 978-3-96186-027-2