21. Oktober 2020 | Hüblers Bunker-Chroniken

Eine starke Stimme im Homeoffice II

In diesem Beitrag der  Bunker-Chroniken macht sich  Michael Hübler Gedanken darüber, welche Wirkung unsere Stimme hat und wie eine starke Stimme dabei hilft, Ziele leichter zu erreichen.

II Was wir mit unserer starken Stimme erreichen können

Welche Wirkung hat unsere Stimme?

Kann unsere Stimme ein Ziel verfolgen? Unsere Stimme vielleicht nicht. Aber wir selbst wollen logischerweise etwas bewirken. Eine starke Stimme ist dazu unser erstes Instrument.

Wenn wir noch einmal die Skala aus dem  Teil 1 nehmen, können wir die Wirkung unserer Stimmung mit Zielen verknüpfen:

Ihre Stimme Ihre (positiven) Ziele
1.    Beruhigungsstimme Die Zuhörer sollen integriert werden.
2.    Hypnotisierende Trance-Stimme Die Zuhörer sollen in einen Zustand tiefer Zufriedenheit versetzt werden, evtl. um intuitive Wahrheiten zutage zu fördern.
3.    Nachdenkliche Stimme Die Zuhörer sollen zum Nachdenken angeregt werden.
4.    Ruhige Normalstimme Die Zuhörer sollen sich wohl fühlen und Vertrauen aufbauen.
5.    Fröhliche Normalstimme Die Zuhörer sollen Anteil an der Freude des Redners nehmen.
6.    Motivierende Stimme Die Zuhörer sollen aktiv mitdenken.
7.    Mitreißende Stimme Die Zuhörer sollen begreifen, worum es geht.
8.    Bestimmende Stimme Die Zuhörer sollen dem Redner nicht nur gedanklich, sondern später auch mit Taten folgen.
9.    Alarmstimme Die Zuhörer sollen wachgerüttelt werden und entsprechend handeln.

Verständnis zeigen und Gesprächspartner an Bord holen

Auf den Stufen 1 bis 3 befinden wir uns im Bereich der Empathie. Auf der Stufe 1 lädt unsere Stimme dazu ein, an dem gemeinsame Gespräch teilzuhaben. Wohingegen unsere Stimme auf der Stufe 2 eins mit dem Urzustand unserer Zuhörer ist. Auf Stufe 3 gönnen wir unseren Zuhörern eine Pause von unseren Inhalten, um diese zu verdauen. Deshalb verlangsamen wir beispielsweise unser Sprechtempo. Dies könnte einen Dialog mit unserem Publikum anbahnen.

Empathie-Test – starke Stimme

Der folgende Test geht der Empathie in Ihrer Stimme auf den Grund:

0 % 25 % 50 % 75 % 100 %
Ich bekomme oft positive Rückmeldungen über den Klang meiner meiner Stimme.
Es passiert mir regelmäßig, dass sich meine Gesprächspartner für ein angenehmes Gespräch bedanken.
Ich spreche und telefoniere gerne.
In der Regel bin ich in Gesprächen und Telefonaten entspannt.
Ich passe mich häufig der Stimmung meiner Umgebung und der Intonation meines Gegenübers an.
Es fällt mir leicht, anderen zuzuhören, um deren Argumente zu verstehen.
Ich frage regelmäßig nach, um mich zu vergewissern, ob ich das Gesagte richtig verstanden habe.
Ich setze regelmäßig Pausen ein oder verlangsame meine Rede, um meinem Gegenüber Zeit zur Reflexion zu geben.

Einige Tipps, um empathischer zu werden liegen bereits auf der Hand. Sollten Sie und Ihre Stimme sich häufig am oberen Ende der Skala befinden, bietet es sich an, ab und an leiser und langsamer zu sprechen, mehr Pausen einzulegen, die Variation Ihrer Tonmelodie zu reduzieren und die Rhythmik Ihrer Rede in Richtung legato zu formen. Zusätzlich können Sie Fragen einsetzen, um empathischer zu werden.

Zugleich ist es erwiesen, dass Sie mit einer offenen Körperhaltung mehr Informationen aufnehmen als mit einer geschlossenen. Dies gilt auch für unseren Mund. Steht dieser in einer leicht staunenden Haltung offen, werden Sie von ihrem Gesprächspartner mehr mitbekommen als wenn Sie ihn dauerhaft geschlossen halten.

Embodiment

Der Fachbegriff dahinter lautet Embodiment bzw. body oder facial feedback. Wenn Sie etwas auf der Körperebene verändern, z.B. eine Schnute ziehen oder eine traurige Haltung einnehmen, spiegelt sich diese Emotion auch auf der Gefühlsebene wieder, indem Sie nun tatsächlich traurig werden. Ihr Körper wird so zu einer wichtigen intuitiven Informationsquelle. Sie können auch die Mimik ihres Gegenübers nachahmen und so nachempfinden, was dieser spürt oder sogar denkt.

Damit sind wir beim Begriff des Pacings angekommen, einer ursprünglich aus der Hypnotherapie stammenden Technik, um einen sogenannten Rapport herzustellen. Pacing bedeutet, Mimik, Haltungen, Gesten oder die Stimme von ihrem Gegenüber nachzuahmen, um ihm ein Gefühl des tieferen Verständnisses zu geben.

Und schließlich: Lächeln Sie. Wenn Sie lächeln, werden andere Menschen offener. Sie sollten jedoch nicht nur künstlich lächeln, sondern ein Gespräch wirklich als eine gute Möglichkeit des gegenseitigen Austausches betrachten.

Echt, stimmig und glaubhaft sein und das Vertrauen fördern

Dass der mittlere Bereich der Skala als Feld der Ehrlichkeit und Wahrheit bezeichnet wird, wissen Sie bereits. Wer in einem normalen Tempo, in einer normalen Lautstärke, mit normalem Druck in seiner Mmh-Stimme spricht, offenbart damit sein eigentliches Wesen. Im mittleren Bereich soll nichts erzwungen werden. Hier fühlen sie sich wohl. Sie sind mit sich im Reinen. Sie wollen Ihre Zuhörer lediglich zu einem gemeinsamen Gespräch einladen. Während der untere Bereich der Skala aufgrund der stärkeren Empathie meinem Gegenüber gehört und der obere Bereich der eigenen Durchsetzungskraft und damit verstärkt dem eigenen Egoismus, gleicht der mittlere Bereich einer ehrlichen Selbstoffenbarung.

Auch hier bietet sich wieder ein Test zur Reflexion eigenen ehrlichen Stimme an:

0 % 25 % 50 % 75 % 100 %
Meine Stimme gibt mir eine gute Orientierung, wie ich mich fühle.
In der Regel bleibt meine Stimme auch bei langen Reden, unter Druck oder in Konflikten kraftvoll und stabil.
Meine Stimme wirkt selten überdreht oder unnatürlich.
Auch unter Stress wird meine Stimme nicht hektischer oder übertrieben langsam.
Meine Stimme hilft mir dabei, mich in schwierigen Situationen selbst zu regulieren.

Wer gefährdet ist, seine innere Balance und damit seine Integrität zu verlieren, indem er unter Stress zu hektisch, zu laut, zu langsam, zu zögerlich, zu leise, zu undeutlich, zu aggressiv, zu affektiert oder zu aufbrausend spricht, sollte sich dieser Muster bewusst werden. Die Stimme reagiert sofort und ungefiltert auf Situationen und unsere Stimmungen darauf. Eine Situation ist damit nicht nur im außen, sondern auch in uns drinnen. Wir können zwar die mittleren Skalen als normale persönliche Visitenkarte betrachten. Wir haben jedoch auch ein reaktives Stressmuster, entweder im oberen oder unteren Bereich der Skala, das genau so ehrlich wiederspiegelt, wie es uns unter Anspannung geht. So wird der eine bedächtiger, leiser und zögerlicher, die andere lauter, schneller und aggressiver. Erkennen wir also unsere typischen Reaktionsmuster, können wir bewusst gegensteuern, um uns eine peinliche Blöße zu ersparen und unsere positive Wirkung zu erhöhen.

Tipps, um zu Ihrer ehrlichen Basislinie zurückzukommen:

  1. Praktizieren Sie regelmäßige Achtsamkeits- und Atemübungen.
  2. Bereiten Sie sich auf stressige Situationen gut vor. Setzen Sie klare Prioritäten, spielen das Gespräch vorab durch und klären, wer von wem etwas wissen will. Wenn Ihr Gegenüber etwas von Ihnen will, können Sie ganz entspannt bleiben. Arbeiten Sie mit einer Skala von 0 bis 10. Wie stressig wird das Gespräch vermutlich verlaufen und was müssten Sie tun, um beispielsweise von einer 7 auf eine 6 oder 5 herunterzukommen.
  3. Während dem Gespräch:
  • Senden Sie Ihrem Körper Beruhigungssignale, indem Sie Ihr Gesicht entspannen, den Mund öffnen oder sich aktiv entkrampfen, wenn Sie merken, dass Sie angespannt sind. auch das ist über die Distanz des Heimarbeitsplatzes einfacher als vor Ort.
  • Schließen Sie die Augen, um sich besser zu konzentrieren. Das ist im Homeoffice einfacher als vor Ort.
  • Gönnen Sie sich gedankliche Pausen, um zu reflektieren.
  • Fragen Sie nach, wenn Sie etwas nicht verstanden haben. Es gibt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten.
  • Denken Sie auch mal laut, wenn ein Gedanke noch nicht spruchreif ist und sagen das auch: Ich denke jetzt mal laut …
  • Erlauben Sie sich, sich noch keine Meinung gebildet zu haben und sagen das ich: Ich werde darüber nachdenken.
  • Erlauben Sie sich zu staunen, anstatt schnelle Bewertungen vorzunehmen und äußern auch, dass Sie überrascht sind.
  • Konzentrieren Sie sich auf das Positive eines Gespräch. Sagen Sie nicht: Ich konnte mich nicht durchsetzen. Sondern: Wir konnten einiges klären.

Sich durchsetzen und die Gesprächspartner mitreißen

Vielleicht dachten Sie beim Thema Ziele des eigenen Stimmeinsatzes als Erstes daran, wie Sie Ihre Stimme nutzen können, um sich durchzusetzen? Darum soll es nun gehen.

Auch hier bietet sich wieder ein Test zur persönlichen Reflexion des Zusammenhangs zwischen der eigenen Stimme und dem persönlichen Durchsetzungsvermögen an:

0 % 25 % 50 % 75 % 100 %
Meine Stimme hilft mir, klare Akzente zu setzen, um gehört zu werden.
Wenn ich kraftvoller spreche, zum Beispiel lauter werde oder staccatohafter spreche, halten meine Gesprächspartner inne.
Laute Geräusche oder weite Räumlichkeiten sind für meine Stimme kein Problem.
Auch in größeren Gruppen oder in Video-Meetings verschaffe ich mir leicht Gehör.
Vor Konfliktgesprächen habe ich keine Angst, weil meine Stimme in der Regel kraftvoll und ausdrucksstark ist.
Ich könnte potentiell meine Gesprächspartner an die Wand reden.

Zum Training der Durchsetzungsfähigkeit bietet sich wiederum der Embodimentansatz an:

  • Sich hinzustellen ist für besonders wichtige Gespräch ein probates Mittel, die eigene stimmliche Präsenz zu erhöhen. In der Regel reicht es, eine offene, gerade Sitzhaltung einzunehmen. Sie sollten dazu den Kopf immer wieder nach oben richten, um Ihren Kehlkopf zu befreien.
  • In Präsenzgesprächen sind wir es gewohnt, allerlei dominante Gesten auszuüben, beispielsweise den Zeigefinder auszufahren, eine Faust zu ballen, mit den Händen einen klaren Schnitt zu machen oder etwas Hindern Sie sich nicht daran. Selbst wenn die Gesten nicht sehbar sind, sind sie doch spürbar.
  • Sie können auch mit den Augen funkeln oder Ihren Fernsprechpartner mit einem stechenden Blick fixieren.
  • Mitten im Satz eine Pause zu machen und eine provozierende Frage zu stellen ist ebenso ein Zeichen von Dominanz.
  • Für eine lässige Dominanz können Sie sich im Stuhl fläzen oder in die Kobrahaltung gehen, indem Sie Ihre Arme jovial hinter dem Kopf verschränken. Und warum nicht einmal gelassen die Füße hochlegen, wenn eine Gespräch am Telefon besonders gut läuft?

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Noch mehr Beiträge aus den Bunker-Chroniken findet ihr
 hier.
Mehr zur Bedeutung unserer Stimme gibt es im  ersten Teil des Beitrags.

 

 


Über den Autor

 Michael Hübler ist Mediator, Berater, Moderator und Coach für Führungskräfte und Personalentwickler. Als Konfliktmanagement- und Verhandlungstrainer zeigt er, wie wertvoll der Schritt von einer „Heilen-Welt-Philosophie“ zu einer transparenten, agil-mutigen Führung ist.

Bei metropolitan von Michael Hübler erschienen:

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