bunker Arbeitsplatz dunkel keller Beitrag 4 umgang mit zielen in der krise

Homeoffice – die neue Normalität?

Als erfolgreicher Mediator und Coach ist Bestseller-Autor  Michael Hübler üblicherweise viel unterwegs, um Führungskräfte zu schulen oder Vorträge zu halten. Doch wie viele Selbstständige ist er nun ebenfalls ins Homeoffice verbannt und beschäftigt sich gezwungenermaßen mit der vielfältigen Berichterstattung zur aktuellen Situation. Und was macht ein Autor, der an den Schreibtisch gefesselt ist und plötzlich “zu viel” Zeit hat? Natürlich – er schreibt!

In gewohnt kritischer, leicht zynischer, aber auch humorvoller Manier beschäftigt sich  Michael Hübler mit der derzeitigen Situation und reflektiert über Themen, die ihn bewegen. Damit möchte er Mut machen, Ablenkung schaffen, vielleicht auch zum Nachdenken anregen in einer aktuell schwierigen Zeit, der wir uns als Gesellschaft, Familie, Arbeitnehmer wie Arbeitgeber, aber auch als Freunde und Individuum stellen müssen. Daraus entstehen – mit dem ihm so typischen Augenzwinkern – die Hübler Bunker-Chroniken.

In der Corona-Krise waren viele Unternehmen gezwungen – zumindest dort, wo theoretisch möglich – ihre Tätigkeiten ins Homeoffice zu verlegen, selbst Unternehmen, in denen dies bislang undenkbar erschien. Doch Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen, fehlende Kinderbetreuung, aber auch die Einhaltung von Hygienemaßnahmen machten es notwendig, von heute auf morgen den Mitarbeitern die Möglichkeit zu bieten, von zu Hause zu arbeiten. Im heutigen Beitrag setzt sich  Michael Hübler damit auseinander, welche Lehren sich aus dieser Erfahrung ziehen lassen. Möglicherweise wird Homeoffice zu einer neuen Normalität?

Das alte und das vorübergehende Neue

Was Anfang März noch normal war, ist heute auf einmal ziemlich anders. Als Trainer für das Thema Führung auf Distanz – seit Corona ließe sich das Thema auch Führung mit sozialer Distanz nennen – hat sich seitdem einiges verändert, was Führung und Zusammenarbeit angeht.

Anfang März hatte ich mein letztes „Seminar mit Anfassen“. Die Stimmung pendelte irgendwie zwischen seltsam und belustigt. Damals tauchten die ersten Fälle von Covid-19 in Starnberg auf. Das Seminar – vor beinahe unendlichen Zeiten – fand ausgerechnet in einem Vorort von München statt. Es galt bereits die Order, sich nicht die Hand zu geben, was ab und an vergessen und mit einem unsicheren Lachen kommentiert wurde.

Heute ist vieles anders, vielleicht vorübergehend, vielleicht auch dauerhaft. Die Seminarhäuser haben wieder geöffnet. Gruppenarbeiten wird es aber bis auf Weiteres nicht geben. Das physical oder social distancing setzt sich damit fort. Immerhin treffen sich die Menschen live vor Ort und können endlich wieder Themen diskutieren, die schriftlich im digitalen Raum schwierig zu besprechen waren. Verrückterweise lautet mein erstes Seminar “Mimiken und Körpersprache lesen”.

Der Stellenwert der Heimarbeit

Vielen Mitarbeitern wird noch empfohlen, soweit es möglich ist, im Homeoffice zu bleiben. Waren die Bedenken vor Corona groß, musste es nun funktionieren. Die Sorgen, die früher in Seminaren zur Vorbereitung von Mitarbeitern im Homeoffice geäußert wurden, hatten viele Hintergründe:

  • Wie führe ich, wenn niemand da ist oder ich niemanden erreiche?
  • Wie gehe ich als Führungskraft mit diesem Kontrollverlust um?
  • Kann ich meinen Mitarbeitern vertrauen?
  • Wie gehen wir mit der Technik um?
  • Welche Sicherheitsbestimmungen brauchen wir zum Thema Datenschutz?
  • Welche Tätigkeiten lassen sich sinnvoll in der Heimarbeit erledigen, welche nicht?
  • Wie kann Teamarbeit über die Distanz funktionieren?
  • Wie sollte die Kommunikation über die Distanz ablaufen, vor allem wenn Missverständnisse oder Konflikte auftauchen?
  • Was trauen sich insbesondere unsichere Mitarbeiter zu?
  • Ist jeder Mitarbeiter geeignet? Und wenn nein, wer bewertet das nach welchen Kriterien?
  • Darf ich Mitarbeiter, die lieber vor Ort bleiben wollen, zum Homeoffice zwingen?
  • Werden die Menschen einsam sein, weit weg von ihrem Team?

Die Frage der Mitarbeiter wurde auch zu einem Generationenthema. Während ältere Kollegen sich mit dem Gedanken oftmals schwerer anfreunden konnten, zuhause alleine  vor ihrem Bildschirm zu sitzen und befürchteten, den Small-Talk am Kaffeautomaten zu vermissen, sahen viele jüngere Mitarbeiter die Vorteile darin: Weniger Fahrtzeiten, eine praktikablere Work-Life-Balance und ein störfreieres Arbeiten. Als Millenials waren sie es zudem gewohnt, ihr halbes Leben vor einem schwarzen Bildschirm zu verbringen. Zudem kannten sie die Zeit der Stammtische in vielen Firmen nicht mehr, konnten daher auch nichts vermissen.

All diese Fragen wurden durch die Krise kassiert.

Was gehen musste, ging, egal wie gut oder schlecht. Wie es funktionierte, wissen Sie, lieber Leser und liebe Leserin besser als ich. Für groß angelegte Studien ist es noch ein wenig zu früh. Einzelne Aufarbeitungen stehen ebenso noch aus.

In Krisen wird häufig von Gewinnern und Verlierern gesprochen. Derzeit wird noch darüber gestritten, ob die Medien nun gewonnen oder verloren haben. Die Sichtung öffentlich-rechtlicher Sender nahm ebenso zu wie der Konsum alternativer Medienkanäle bis hin zu Verschwörungsseiten. Aktuell sind auch noch viele Menschen verwirrt und unzufrieden, ob der Frage, wie es weitergehen soll, mit ihnen selbst, als auch mit der Politik. Die Emotionen kochen im Angesicht einer ungewissen Zukunft hoch, was sich an den zahlreichen Demonstrationen in Deutschland ablesen lässt. Auch dies wird sich vermutlich nach und nach renormalisieren. Und wie lange die Wirtschaft braucht, bis sie sich wieder stabilisiert hat, ist ebenso ungewiss. Auch hier gibt es ganz neutral formuliert Krisengewinner und Krisenverlierer. Wir werden bald anhand eines neuen Stadtbilds sehen, welche kleinen und mittelgroßen Unternehmen und Geschäfte, Kinos und Gaststätten leider nicht mehr existieren und welche es durch die Krise hindurch geschafft haben.

Unternehmen, für die Homeoffice möglich war, könnten als heimliche Gewinner gestärkt aus der Krise hervorgehen. Sie haben erfahren, was möglich ist und was nicht. In einer Zeit, in der von jungen Mitarbeitern als eine der ersten Fragen im Bewerbungsgespräch die Frage nach dem Homeoffice gestellt wird und in der wir dringend Konzepte zur Entspannung des öffentlichen Nahverkehrs, der Rettung der Umwelt und der Vereinbarkeit von Beruf und Familie benötigen, bekommt eine zukünftige zeitweise Heimarbeit einen zentralen Stellenwert.

Dazu ist es jedoch notwendig, die Erkenntnisse aus der Corona-Zeit sauber und detailliert aufzuarbeiten, im Sinne eines „Was ging? Was ging nicht? Und wie wollen wir uns in Zukunft positionieren?“

Führung als Nähe-Distanz-Hybrid

Für diese neue Zeit eines hybriden Vor-Ort-und-Heimarbeit-Agierens braucht es ebenso ein Umdenken von Führungskräften. Wie so oft liegt die Lösung nicht in einem Entweder-Oder, sondern einem Sowohl-als-auch.

Spontane, emotionale Führungskräfte werden sich schwerer tun mit einer Führung auf Distanz. Sie werden die Nähe zu ihren Mitarbeitern vermissen. Eher sachlich orientierte und gut strukturierte Führungskräfte, so ließe sich meinen, könnten sich leichter tun. Bei diesen jedoch besteht die Gefahr, den Draht zu ihren Leuten über die Distanz komplett zu verlieren. Es braucht eine gute Mischung aus beiden Typen.

Dabei ist es hilfreich, einen Blick in die Prinzipien zu werfen, mit denen agile Teams gute Erfahrungen gemacht haben:

Vertrauen in die Mitarbeiter

Wird vermehrt virtuell geführt, wird die Frage nach dem Vertrauen zum zentralen Thema:

  • Wie motiviere ich meine Mitarbeiter, wenn ich sie primär digital zu Gesicht bekomme?
  • Wieviel Vertrauen habe ich in meine Mitarbeiter, wenn ich sie nur per Stimme oder Bildschirm empfange?
  • Wie kann ich über die Ferne einschätzen, ob meine Mitarbeiter mich belügen?
  • Lässt sich am heimischen Arbeitsplatz konzentriert arbeiten?
  • Wie gehe ich mit Vertrauensenttäuschungen um?

Eine Führung auf Distanz ist eben nicht gleichzusetzen mit einer sachlich orientierten Führung, sondern bedeutet ebenso Beziehungsmanagement, Bindungsaufbau und Vertrauensarbeit. Vertrauen jedoch ist eine wacklige Vorleistung, die Mitarbeiter im besten Fall dazu bewegt, sich in die Richtung des Zugetrauten zu bewegen. Diese Vorleistung wurde nun durch die Krise erzwungen. Wurde Vertrauen enttäuscht, kann es sich um Absicht handeln oder um mangelnde Fähigkeiten aufseiten des Mitarbeiters, beispielsweise weil die Situation im Homeoffice mit einem zu betreuenden Kind im Nebenraum nicht gerade optimal verlief. In beiden Fällen muss die Situation per Feedback geklärt und aufgearbeitet werden.

Reflexion: Reflektieren Sie eine Situation, in der Ihr Vertrauen während der Krise missbraucht wurde?.Wie deuteten Sie die Absicht der Gegenseite und wie könnten Sie es noch deuten? Woran lag es, dass es zur Vertrauensenttäuschung kam? Was wollen Sie tun, damit es in Zukunft besser funktioniert?

Transparenz, Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit

Auf der anderen Seite fördern die Transparenz, Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit Mitarbeiter darin, ihrerseits der Führungskraft zu vertrauen, um eigenverantwortlich Aufgaben zu übernehmen, ohne Angst, später torpediert zu werden. Insbesondere in unklaren Prozessen und Entscheidungen ist Transparenz wichtig, um Mitarbeitern Sicherheit zu geben. Gerade in einer Krise gleicht es jedoch einer Gratwanderung, welche Themen offen angesprochen werden und welche nicht. Während es in normalen Zeiten eher sinnvoll ist, transparenter zu agieren, ticken die Uhren in Krisenzeiten so schnell, dass Entscheidungen von heute schon morgen Schnee von gestern sein können. Manchmal ist es daher sinnvoll, erst einmal abzuwarten, bis eine Entscheidung wirklich spruchreif ist.

Reflexion: Welche Themen machten Sie in der Krise transparent? Wie gingen Sie vor allem mit heikle Themen wie möglichen Kündigungen oder Kurzarbeit um? Welche Chancen und Risiken ergeben sich aus einem offenen Diskurs?

Aufarbeitung der Erfahrungen im Homeoffice

Die Welt nach Corona wird auch in deutschen Büros nicht dieselbe sein. Viele Organisationen würden vermutlich im Anschluss gerne so weitermachen wie bisher. Wenn jedoch schon durch das erzwungene Homeoffice so viele Erfahrungen gemacht werden, wäre es sinnvoll, die Erkenntnisse aus der Krisenzeit gut aufzubereiten.

Mögliche Fragen zur Aufarbeitung im Anschluss lauten:

Ressourcen und Technik

  • Waren die Ressourcen passend? Wie hat es mit der Technik funktioniert?
  • Welche Plattformen/Software zum Austausch waren hilfreich? Und welche sind nicht zu empfehlen?
  • Welche Erfahrungen konnten wir aus E-Learning-Programmen gewinnen?
  • Wie gut funktionierte die technische Betreuung im Homeoffice?
  • Wovon hätten sich die Mitarbeiter mehr, wovon weniger gewünscht?

Austausch, Zusammenarbeit und Konflikte

  • Welche Auswirkungen hatte die Zeit im Homeoffice auf den Kontakt zu und die Kooperation zwischen den Kollegen, insbesondere wenn im Projekt zusammengearbeitet wurde?
  • Welche Auswirkungen hatte die Zeit im Homeoffice auf den Austausch zwischen Führungskräften und Mitarbeitern?
  • Wie wurde mit Problemen, Hindernissen, Konflikten oder unerwarteten Wendungen umgegangen?
  • Wie sollten wir in Zukunft kommunizieren? Wofür sind Chats geeignet, wofür E-Mails, Videokonferenzen, das Telefon etc.?

Ziele und Zielvereinbarungen

  • Waren die Zielvereinbarungen genau genug und damit hilfreich zurOrientierung?
  • Oder brauchte es eher mehr Spielräume in den Zielvereinbarungen?
  • Brauchen wir eher gleiche Zielvereinbarungen für alle oder individuelle Absprachen?
  • Wurden Ziele nicht erreicht, erreicht oder sogar übertroffen? Woran lag das?
  • Lassen sich daraus Schlüsse für die Arbeit im Büro ziehen?
  • Waren die Kunden  mit den erarbeiteten Ergebnissen zufrieden?

Kompetenzen

  • Welche Kompetenzen wurden im Rahmen der Arbeit im Homeoffice erweitert?
  • Gab es Kompetenzen, die fehlten oder noch immer fehlen?
  • Welche Fortbildungen zur Erweiterung der Kompetenzen wären sinnvoll?

Fazit

  • Wofür ist Homeoffice tatsächlich komplett ungeeignet?
  • Was funktionierte gut oder sogar besser als gedacht?
  • Welche Erkenntnisse ergaben sich insgesamt durch die Zeit im Homeoffice?
  • Welche Erkenntnisse waren erwartbar, welche überraschend?
  • Für wen sind diese Erkenntnisse (besonders) wichtig?
  • Welche Schlüsse und Empfehlungen ergeben sich daraus?

bunker Arbeitsplatz dunkel keller

Noch mehr Beiträge aus den Bunker-Chroniken findet ihr
 hier. Und schon nächste Woche geht es weiter !
Dranbleiben!

 

 


Über den Autor

 Michael Hübler ist Mediator, Berater, Moderator und Coach für Führungskräfte und Personalentwickler. Als Konfliktmanagement- und Verhandlungstrainer zeigt er, wie wertvoll der Schritt von einer „Heilen-Welt-Philosophie“ zu einer transparenten, agil-mutigen Führung ist.

Zum Schutz vor Lagerkoller empfohlen:

 Provokant – Authentisch – Agil
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ISBN 978-3-96186-004-3

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ISBN 978-3-96186-016-6

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Wie schwarmintelligente Teams Komplexität meistern
ISBN 978-3-96186-031-9

bunker Arbeitsplatz dunkel keller Beitrag 5 Lösung von Konflikten

Konkrete Vorgehensweisen und Methoden zur Lösung von Konflikten in der Krise

Als erfolgreicher Mediator und Coach ist Bestseller-Autor  Michael Hübler üblicherweise viel unterwegs, um Führungskräfte zu schulen oder Vorträge zu halten. Doch wie viele Selbstständige ist er nun ebenfalls ins Homeoffice verbannt und beschäftigt sich gezwungenermaßen mit der vielfältigen Berichterstattung zur aktuellen Situation. Und was macht ein Autor, der an den Schreibtisch gefesselt ist und plötzlich “zu viel” Zeit hat? Natürlich – er schreibt!

In gewohnt kritischer, leicht zynischer, aber auch humorvoller Manier beschäftigt sich  Michael Hübler mit der derzeitigen Situation und reflektiert über Themen, die ihn bewegen. Damit möchte er Mut machen, Ablenkung schaffen, vielleicht auch zum Nachdenken anregen in einer aktuell schwierigen Zeit, der wir uns als Gesellschaft, Familie, Arbeitnehmer wie Arbeitgeber, aber auch als Freunde und Individuum stellen müssen. Daraus entstehen – mit dem ihm so typischen Augenzwinkern – die Hübler Bunker-Chroniken.

Je länger die derzeitige Situation andauert, desto mehr Konflikte, die bislang unter dem Deckelmantel eines “Gemeinsam stark in der Krise” schwelten, treten zutage. Führungskräfte sind dann gefordert, ihre Mitarbeiter und Kollegen wieder auf einen gemeinsamen Weg zu führen, ohne die Befindlichkeiten eines jeden einzelnen zu übergehen, als unwichtig oder irrelevant abzutun oder gar zu ignorieren. Im heutigen Beitrag liefert  Michael Hübler konkrete Vorgehensweisen und Methoden zur Lösung von Konflikten in der Krise.

Wahrheiten sind immer persönliche Wahrheiten

Prallen konträre Meinungen aufeinander, geraten die Kontrahenten schnell in eine Art Ping-Pong-Spiel in Dauerschleife. Ein Fortschritt im Sinne einer gemeinsamen Einigung oder Lösung ist schwer zu erreichen. Wirft beispielsweise eine Partei der anderen vor, sich unkollegial zu verhalten, weil sie sich in der Krise über Gebühr krank meldet, während sie selbst sich anstrengt, den Karren aus dem Dreck zu ziehen, könnte die Gegenpartei kontern, dass sie nunmal nicht bereit ist, alles mitzumachen und es unverantwortlich findet, unter welchen Bedingungen sie zu arbeiten hat. Immerhin hat sie einen asthmakranken Sohn zu Hause.

In anderen Konflikten in der Krise kann es um Verteilungskämpfe gehen, um Ressourcen, um die Frage nach der eigenen oder fremden Systemrelevanz, beispielsweise zwischen hauseigenen Mitarbeitern und Freelancern, um die Frage nach dem richtigen Weg aus der Krise oder um den Vorwurf an das Unternehmen, nicht sauber gewirtschaftet zu haben, um nun die Krise zu überstehen. Solche oder ähnliche Konflikte werden wir in den nächsten Wochen noch mehr zu hören bekommen oder uns selbst mittendrin befinden.

Dabei geht es meistens um die eigene Wahrheit, die gegen die Wahrheit des Gegenübers, innerhalb der eigenen Hierarchie oder hierarchieübergreifend, ins Feld gebracht wird. Während sich in den Medien Verschörungstheorien und Fakten-Checker eine regelrechte Schlacht um die richtige Meinung liefern, findet auch im persönlichen Bereich ein Kampf um die richtige Wahrheit statt. Wahrheit jedoch ist zumeist eine persönliche Wahrheit: Der Kollege, der Angst um seinen asthmatischen Sohn hat, hat recht. Der Mitarbeiter, der es unfair findet, dass sich sein Kollege krank meldet, hat ebenso recht.

Ähnlich wie in den Medien empfiehlt es sich auch im privaten Bereich bzw. unter Kollegen, davon wegzukommen, Fakten oder Wahrheiten gegeneinander auszuspielen oder sogar zu hinterfragen, ob das Kind wirklich so krank ist oder ob der alleingelassene Kollege nicht ein wenig übertreibt. Stattdessen gilt als oberstes Gebot, die persönlichen Wahrheiten als gegeben stehen zu lassen, um das angesprochene Ping-Ping-Spiel zu verhindern und einen Schritt weiter in Richtung Lösung zu kommen.

Konflikte lassen sich nur als Prozess lösen

Vor allem zu Beginn der Corona-Krise herrschte die Meinung vor, schnell handeln müssen. Das mag sein. Es sollte jedoch einzelne Menschen nicht daran hindern, ihren eigenen Suchprozess zu starten und sich damit selbst eine Art Mündigkeit zu erarbeiten. Was wirklich richtig und was falsch gewesen sein wird, weiß aktuell niemand. Vielleicht lautet der Spruch, der die Krise momentan am besten trifft: Wir wissen so wenig. Oder wie es Noam Chomsky formulierte: Wir verfügen über einen enormen Fundus an Wissen. Allerdings wissen wir nicht, welche Bedeutung dieses Wissen hat.

Gleiches gilt für firmeninterne Konflikte. Auch hier hören die Mitarbeiter Zahlen über Kredite, Kürzungen, Verlängerung der Kontaktsperre, Krankmeldungen oder unterbrochene Lieferketten. Meinungen darüber sind schnell gebildet. Die wirkliche Bedeutung hinter den Zahlen, insbesondere für das eigenen Leben bzw. den eigenen Arbeitsplatz, sind jedoch schwerer zu ergründen.

Auf der Basis der Akzeptanz gegenseitiger Meinungen und Wahrheiten ist es gut, sich gemeinsam auf einen Prozess einzulassen, um zu klären, was hinter den persönlichen Meinungen steht. Unsere Sicht auf die Welt liefert uns zwar einen Auslöser zu einer Handlung. Diese Sicht unserer persönlichen Wahrheiten, unserer Wahrnehmungen und Meinungen, erklärt jedoch nicht unsere wahren Hintergründe. In diesem Sinne gibt es streng genommen, wenn wir noch einmal auf die aktuelle Krise zu sprechen kommen, keine Verschwörungen, sondern lediglich Interessen oder Anliegen.

In den meisten privaten oder beruflichen Konflikten gibt es ebenso in den seltensten Fällen böswillige oder gar hinterhältige Verschwörungen. Meistens liegen hinter einer Handlung Anliegen, Ängste, Bedenken, Sorgen, Ziele, Interessen oder Bedürfnisse.

Das vermutlich bekannteste Prozessschema, um solchen Interessen, Bedürfnissen, Zielen, usw. auf den Grund zu gehen und Konflikte schrittweise zu bearbeiten, ist im amerikanischen Raum das Harvard-Modell nach Uri und Fisher und im europäischen der U-Prozess nach Glasl und Ballreich. Dabei zeigt sich, dass ein Wegkommen von Meinungen, vermeintlichen Wahrheiten oder Vermutungen hin zu Interessen, Bedürfnissen usw. eine Begegnung von Mensch zu Mensch ermöglicht. Erst dadurch erkennen Kontrahenten, dass sie ganz ähnliche Anliegen haben und sich damit auch ein gegenseitiges Verständnis entgegenbringen.

Im Prinzip sind sich das Harvard-Modell und der U-Prozess sehr ähnlich. Der U-Prozess erweitert jedoch das Harvard-Modell um den Aspekt der Emotionen, der besonders in der aktuellen Krise sehr wichtig ist, weil wir alle auf unsere eigene Art betroffen sind und damit Angst oder Sorgen haben – um unsere Gesundheit oder die Gesundheit unserer Lieben, um unseren Arbeitsplatz, um unseren Rechtsstaat, die körperliche Unversehrtheit unserer Kinder oder die Solidarität zu anderen was Impfungen angeht oder sogar die Weltordnung oder die gelebten Werte während und nach Corona. Es geht um Gesundheit, Solidarität und Gerechtigkeit und damit die ganz großen Themen.

Schauen wir uns den U-Prozess etwas genauer an:

  1. Welche Sichtweisen stehen hinter den Meinungen?
    Sichtweisen verdeutlichen den Kontext zu einer Meinung. Aus welchen Erfahrungen und Erkenntnissen heraus handelt der Kollege? Wurde er schon einmal gekündigt? Gab es schon früher einmal einen Notfall mit dem asthmatischen Jungen? Steht gerade das Abzahlen eines Hauses an?
  2. Welche Emotionen sind mit den Sichtweisen eng verbunden? Und welche Ängste, Sorgen, Bedenken, aber auch Wut, Ärger und Enttäuschungen sind vorhanden?
  3. Welche Interessen oder Bedürfnisse liegen hinter den Sichtweisen und Emotionen?
    Hier finden wir den Sinn hinter einer Handlung oder Meinungsäußerung, der selten ausgesprochen wird. Spannenderweise finden sich hier alle Menschen irgendwie wieder: Jeder will gesehen, gehört und ernst genommen werden. Jeder Mensch braucht eine gute Balance zwischen Klarheit, Sicherheit und Selbstbestimmung. In der aktuellen Krise erleben sich viele Menschen als Spielball der großen Politik und der großen Managemententscheidungen. Sie fühlen sich weder sicher noch selbstbestimmt. Bei den einen führt dies zu einer übertriebenen Panik. Als Nichtrisikogruppe wäre es nicht wirklich schlimm, sich anzustecken. Die Angst ist dennoch bei vielen vorhanden. Bei anderen führt es zu Trotz und einer Wut im Bauch und evtl. Beschimpfungen am Telefon.
  4. Wenn sich die Parteien gegenseitig mit ihren Interessen und Bedürfnissen kennenlernten, ist es möglich, sich entgegenzukommen, indem die Bedürfnisse nach Sicherheit und Wahrnehmung zumindest teilweise erfüllt werden. Während die eine Partei der anderen signalisiert, dass die Gefahr einer Ansteckung gering ist, wenn im Büro auf den Sicherheitsabstand geachtet wird, bedankt sich die andere Partei für die Aufopferung in der Krise, damit der Laden weiterlaufen kann.
  5. Nach einem Austausch der gegenseitigen Angebote werden konkrete Vereinbarungen getroffen, die anschließend in die Praxis umgesetzt werden.

Neben diesem typischen Krisenkonflikt zwischen Mitarbeitern, besteht ein anderer Konfliktherd zwischen Führungskräften und Mitarbeitern. Eine Führungskraft, die in der Krise auf Widerstände stößt, könnte auf der Grundlage der Austausches von 1 bis 3 den Mitarbeitern sowohl die klaren Informationen geben, die sie bereits hat als auch eine ernstgemeinte Einladung zu kreativen Mitbestimmung aussprechen, um den Widerstand produktiv zu nutzen. Mitarbeiter, die ein solches Angebot bekommen, müssen es freilich auch annehmen, um den Deal perfekt zu machen. Nach einem Austausch der gegenseitigen Angebote, in diesem Fall Angebot zur Mitbestimmung gegen Aufgabe des Widerstands, werden konkrete Vereinbarungen getroffen, wie der gemeinsame Deal in der Praxis aussehen sollte.

Wir treffen uns in der Zukunft auf einer dritten Position

Sollten Sie als Führungskraft in der Krise als Moderator zwischen zwei Parteien gefordert sein, ist es hilfreich, als dritte Position die noch unbestimmte Zukunft ins Spiel zu bringen. Ich möchte dies anhand des Hegelschen Prinzips der Dialektik von These, Antithese und Synthese erläutern. Die dritte Position einer Synthese zieht aus dem Austausch zweier Meinungen einen dritten zukünftigen Ansatz, um einem Streit eine produktive Erkenntnis abzugewinnen.

An einem einfachen Beispiel erläutert:

  • These: Die einen trauern der alten Welt nach.
  • Antithese: Die anderen planen bereits die Organisation der neuen Welt.
  • Synthese: Was an der alten Welt ist bewahrenswert? Was an der neuen Welt ist begrüßenswert?

Der Ausblick in eine noch unbestimmte Zukunft mittels Visionen und positiver Szenarien stellt eine solche dritte Position dar. Eine Krise zwingt uns, Stellung zu beziehen und Farbe zu bekennen. Damit brechen Thesen und Antithesen aufeinander. Während uns jedoch in der Jetzt-Zeit manche Positionen als unvereinbar erscheinen, kann die Zukunft zusammen gestaltet werden.

Reflexion: Meine Rolle als vermittelnde Führungskraft

Wenn Sie als Führungskraft dergestalt in DIskussionen gehen, sollten Sie auch Ihre eigene Rolle in der Krise beleuchten:

  • Wie fördere oder behindere ich selbst unsere Zusammenarbeit in der Krise und darüber hinaus?
  • Wie leicht fällt es mir, mit negativen Emotionen umzugehen?
  • Was brauchen meine Mitarbeiter von mir?
  • Was will und was kann ich ihnen geben?
  • Wo sind auch mir die Hände gebunden?
  • Was brauche ich selbst beispielsweise auch von meinen Mitarbeitern?

Der mediative Methodenkoffer

Schauen wir uns abschließend einige Methoden an, die nicht nur für Führungskräfte im Zuge von Konflikten in Krisen interessant sind, sondern von jedermann angewandt werden kann:

Ausgleichsrhetorik

Wenn zwei sich streiten: „Ich versuche, dich zu verstehen. Lasst uns ergründen, welche Gemeinsamkeiten wir haben, wo wir uns ergänzen und worin wir uns unterscheiden.”

Heute und Morgen

Wenn das Team nicht mitzieht: „Wir müssen unsere Entscheidungen auf der Basis unseres heutigen Wissensstands treffen. Was wirklich passieren wird, wissen wir nicht. Es kann also sein, dass wir heute glauben, richtig zu liegen und morgen rückblickend falsch lagen. Dennoch müssen wir uns heute festlegen, um zumindest für den Moment handlungsfähig zu bleiben.”

Einwände und Emotionen vorwegnehmen

Bei Hiobsbotschaften: „Mit der aktuellen Krise hat niemand gerechnet. Und wie wir darauf reagieren müssen, hatten wir uns niemals so vorgestellt (Beispiel: Kurzarbeit). Ich bin mir sicher, dass ihr heute von mir etwas anderes erwartet und dass ich euch enttäuschen werde. Es wäre seltsam, wenn ihr nicht verärgert wärt. Ich bitte euch dennoch darum, euren Ärger zurückzuhalten und mir bis zum Ende zuzuhören. Ich werde euch anschließend gerne alle eure Fragen beantworten.”

Selbstoffenbarung

Wenn von den Mitarbeitern eine Herkulesleistung abverlangt wird: „Glaubt mir bitte. Mir geht es damit auch nicht gut. Gleichzeitig erscheint mir das, was wir tun müssen, als absolut notwendig, mit der Hoffnung auf Besserung in wenigen Monaten.”

Metaebene

Bei gereizter Stimmung: „Wir können uns jetzt auch gegenseitig anschreien. Ganz ehrlich: Manchmal hätte ich dazu auch eine riesige Lust. Aber: Bringt uns das weiter? Daher schlage ich vor, all unsere Alternativen in Ruhe zu besprechen und dann eine gemeinsame Entscheidung zu treffen.”

Um Rat fragen

Bei Kritik aus dem Team: „Was würdet ihr an meiner Stelle tun? Lasst uns das mal durchspielen.”

Sich bedanken

Wenn die Führungskraft selbst unter Beschuss gerät: „Dass ihr mich hier so heftig angreift ist schmerzhaft. Dennoch möchte ich mich bei euch dafür bedanken. Schlimmer fände ich es, ihr würdet mir nicht ehrlich die Meinung sagen und mich stattdessen hinter meinem Rücken kritisieren.”

Perspektivenübernahme

Um Dampf aus dem Kessel zu nehmen: „Wäre ich an eurer Stelle, wäre ich genauso frustriert. Ich würde euch dennoch gerne meine Sichtweise erläutern: …”

Evolutionärer Prototyp und nächste Schritte

Um wieder produktiv zu werden: „Welche verschiedenen Möglichkeiten haben wir? Lasst uns das gemeinsam durchspielen … Mein Vorschlag lautet: Wir einigen uns jetzt auf eine Vorgehensweise. Sollten wir merken, dass sie nicht funktioniert, nehmen wir Anpassungen vor. Oder haben wir andere Möglichkeiten, um handlungsfähig zu bleiben?”

„O.K. Wenn wir diesen Plan verfolgen, wie lautet dann der nächste Schritt?”


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Über den Autor

 Michael Hübler ist Mediator, Berater, Moderator und Coach für Führungskräfte und Personalentwickler. Als Konfliktmanagement- und Verhandlungstrainer zeigt er, wie wertvoll der Schritt von einer „Heilen-Welt-Philosophie“ zu einer transparenten, agil-mutigen Führung ist.

Zum Schutz vor Lagerkoller empfohlen:

 Provokant – Authentisch – Agil
Die neue Art zu führen
Wie Sie Mitarbeiter humorvoll aus der Reserve locken
ISBN 978-3-96186-004-3

 New Work: Menschlich – Demokratisch – Agil
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Agil-flexibler Umgang mit Zielen in Zeiten der Krise

Als erfolgreicher Mediator und Coach ist Bestseller-Autor  Michael Hübler üblicherweise viel unterwegs, um Führungskräfte zu schulen oder Vorträge zu halten. Doch wie viele Selbstständige ist er nun ebenfalls ins Homeoffice verbannt und beschäftigt sich gezwungenermaßen mit der vielfältigen Berichterstattung zur aktuellen Situation. Und was macht ein Autor, der an den Schreibtisch gefesselt ist und plötzlich “zu viel” Zeit hat? Natürlich – er schreibt!

In gewohnt kritischer, leicht zynischer, aber auch humorvoller Manier beschäftigt sich  Michael Hübler mit der derzeitigen Situation und reflektiert über Themen, die ihn bewegen. Damit möchte er Mut machen, Ablenkung schaffen, vielleicht auch zum Nachdenken anregen in einer aktuell schwierigen Zeit, der wir uns als Gesellschaft, Familie, Arbeitnehmer wie Arbeitgeber, aber auch als Freunde und Individuum stellen müssen. Daraus entstehen – mit dem ihm so typischen Augenzwinkern – die Hübler Bunker-Chroniken.

Im heutigen Beitrag setzt sich  Michael Hübler damit auseinander, wie es Unternehmen in Zeiten von Corona gelingen kann, den Balance-Akt zwischen sich stetig ändernden Zielen zu bewältigen. Führungskräften wie Mitarbeiter muss ein agil-flexibler Umgang mit Zielen erlaubt sein, um die sich täglich neu stellenden Herausforderungen zu bewältigen. Daher stellt sich der eine oder andere sicherlich die Frage: Ist es aktuell überhaupt sinnvoll, Ziele zu definieren? Michael Hübler liefert die Antwort!

Wie Sie sich trotz Krise an Zielen orientieren

Vor Corona lebten wir in einer Welt, die viele mit dem Begriff VUCA umschrieben: volatil, uncertain, complex und ambiguous – das heißt aggressiv, unklar, komplex und wechselhaft. Einige Unternehmen schrieben sich zum Umgang mit dieser unkalkulierbaren Welt das Thema Agilität auf die imaginären Fahnen. Andere Firmen, vor allem große, unbewegliche Tanker-Unternehmen, waren noch im Aussitzmodus. Ein wenig auf Tuchfühlung, ein wenig fasziniert von dieser spannenden neuen Welt und diesem lockeren Umgang mit Zielen, aber dennoch reserviert und zögerlich. Doch auch diese wurden aufgrund der Verdichtung der großen Ballungszentren, teurem Wohnraum oder der Wünsche der Mitarbeiter dazu gezwungen, über ein Thema wie Führung auf Distanz und Homeoffice nachzudenken und sich damit zumindest strukturell flexibler und agiler aufzustellen.

Der Zusammenhang zwischen Homeoffice und Agilität ist relativ simpel: Agilität bedeutet im Ursprung schneller und autonomer auf Veränderungen in der Umwelt zu reagieren. Wenn ein Mitarbeiter im Homeoffice sitzt, bleibt ihm oftmals keine andere Wahl, als eigene, autonome Entscheidungen zu treffen, weil er sich schließlich durch die Distanz von seiner Führungskraft nicht so einfach oder so schnell wie früher thematisch rückkoppeln kann.

Nun sitzt halb Deutschland im Homeoffice und muss sich damit auseinandersetzen, wie eine moderne Führung zwischen Vertrauen einerseits und klaren Zielorientierungen andererseits aussehen kann. Deutschland wird damit gezwungen, nicht nur bei Teams, sondern auch bei Einzelpersonen agiler zu werden, und zwar schneller, als das den meisten Führungskräften und Mitarbeitern lieb sein kann.

Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie klar Ziele zur Orientierung für einzelne Mitarbeiter überhaupt vorgegeben werden können, wenn sich täglich auf der Managementebene Ziele verändern. Anders formuliert: Welche operativen Ziele sollen Mitarbeiter verfolgen, wenn die Ziele auf der normativen und strategischen Ebene unklar sind bzw. sich alle paar Tage ändern?

Zielhorizonte in der Krise

Weil langfristige Ziele in Krisenzeiten selten klar ausmachbar sind, der Mensch aber dennoch Ziele als Orientierung braucht, wird in der agilen Praxis mit drei unterschiedlichen Zielhorizonten gearbeitet:

  1. Horizont I betrifft die Phase aktueller Geschäftsprozesse. Hier werden die Kunden mit den Dienstleistungen und Produkten bedient, die gut angenommen werden und damit für Stabilität im Unternehmen sorgen. In Krisen ist dieser Zielhorizont noch kürzer als ohnehin schon. So kann es sein, dass Mitarbeiter hier sogar eine Art Freibrief bekommen, um adaptiv auf aktuelle Kundeninteressen zu reagieren bzw. Dienstleistungen stark an die aktuellen Umstände anpassen. In meiner Branche lässt sich dies sehr gut am Thema E-Learning, insbesondere zu systemrelevanten Themen verdeutlichen. Dass eine Firma wie Trigema jetzt Gesichtsmasken herstellt, passt ebenso in diesen Horizont.
  2. Horizont II beschäftigt sich mit dem Aufbau der Geschäfte, wenn die Krise in ein paar Monaten langsam abebbt und es damit wieder um andere Themen geht. Hier stellt sich die Frage nach einer hypothetischen mittelfristigen Zukunftsentwicklung der Krise bzw. den Auswirkungen auf das eigene Unternehmen. Homeoffice war bereits vor der Krise im Kommen. Daher werden die aktuellen E-Learning-Angebote sicherlich nicht verschwinden. Die Mühen, die hierzu unternommen wurden, sollten schließlich auch langfristig nicht umsonst gewesen sein. Die relevanten Themen werden sich jedoch nach und nach verändern. Das x-te Webinar zum Thema Selbstmanagement im Homeoffice oder Resilienz interessiert dann vermutlich kaum noch jemanden. Gut möglich, dass es im Übergang zu einer neuen Normalität verstärkt um Themen wie konstruktive Zusammenarbeit oder die Aufarbeitung von Konflikten durch die Krise geht. Und bei Trigema stellt sich die Frage, ob es nicht tatsächlich sinnvoll ist, mittel- oder sogar langfristig verstärkt in den Gesundheitsbereich einzusteigen.
  3. Horizont III schließlich bereitet mögliche Geschäftsfelder in zwei bis drei Jahren vor. Hier sind wirklich Visionen und Utopien gefordert und damit einher geht die Frage, in welcher Welt wir in Zukunft leben werden. Werden wir durch unsere Smartphones getrackt? Bekommen wir einen Staat nach chinesischem Vorbild? Oder werden wir uns die Vorgehensweise der Schweden im Umgang mit Corona abschauen, sollten diese mit ihrem Alternativ-Modell Erfolg haben? Welche Folgen hat Covid-19 für unsere Umwelt? Welche Konsequenzen hat ein längeres Social Distancing für unser zukünftiges Zusammenleben? Kurz und knapp: Welche Megatrends erwarten wir? Extreme Reisetätigkeiten, um das, was die Menschen aktuell versäumen, nachzuholen oder eher die Aufwertung der Naherholung? Rückzug ins Private und Familiäre oder raus nach draußen? Und was bedeutet das, was ich erwarte, wie es in meinem Land und anderswo kommen wird, für unsere Firma/Organisation? Konkret: Sollen wir Angebote fürs Private entwickeln oder in Richtung Outdoor? Sollen wir uns an dem Naherholungstrend orientieren oder nicht?

Neben der inhaltlichen Bestimmung dieser drei Horizonte sollte ebenso geklärt werden, in welchem quantitativen Verhältnis die Horizonte zueinander im Unternehmen vertreten sind. In Krisen besteht, ähnlich wie in normalen Zeiten, die Tendenz, sich vollkommen auf den Horizont I zu konzentrieren. Die Gefahr einer solchen Hyperfokussierung ist in Krisen noch größer, da der Horizont I in normalen Zeiten oft als langweiliger Status quo gilt, in Krisen jedoch aufgrund seiner Agilität enorm stimulierend ist. Plötzlich finden im alltäglichen Geschäftbereich kreative Wochenend-Hackathons über die Ferne statt. Auf einmal ist alles wichtig und dringend, weil es um nichts weniger als das Überleben des Unternehmens geht. Stimulierender geht es wohl kaum.

Und während in normalen Zeiten vor allem im Horizont III agile Gedankenexperimente stattfinden, scheint in der aktuellen Krisensituation dafür kaum Zeit zu sein. Umso wichtiger ist es, die weiter entfernte Zukunft nicht zu vergessen.

Agil durch die Krise führen mit den “Objectives & Keyresults”

Wer sich anschaut, wie schnell oder langsam unterschiedliche Firmen auf die Herausforderungen durch Covid-19 reagieren, erkennt Muster, die ohnehin vorhanden, nun jedoch noch stärker zutage kommen:

  • Große traditionelle Tanker-Unternehmen tun sich schwer, ihr Portfolio anzupassen.
  • Kleine bis mittelgroße Betriebe sind oft wesentlich erfinderischer. Plötzlich gibt es ein “Schäufele to go” (für die Nichtfranken: ein Schäufele ist eine Art Schweinshaxe). Während große Unternehmen nach Krediten vom Staat rufen, starten kleine Kulturbetriebe Fundraising- und Gutscheinaktionen, um über das Schlimmste hinwegzukommen.

Der größte Unterschied jedoch zwischen Firmen, die sich schnell auf die Krise einstellen und solchen, die den Anschluss verpassen, lautet Agilität und damit agile Zielsysteme. Insbesondere Internet-Firmen, allen voran Google und Konsorten, denen Anpassungen von Haus aus leichter fallen, stellten sich in Rekordgeschwindigkeit auf die Krise ein. Interessanterweise sind dies Firmen, die schon seit über 20 Jahren mit einem Zielsystem namens “Objectives & Key Results”, kurz OKR, arbeiten. Die aktuelle Diskussion über die Sicherheit des Videokonferenz-Systems Zoom zeigt jedoch, dass eine allzu schnelle Anpassung an Umstände nicht immer glücklich endet, wenn es dann keinen Weg mehr zurück gibt.

Die Strategie, erst einmal abzuwarten und sich dann für ein System zu entscheiden, ist in einer Krise nicht unbedingt die schlechteste Lösung. Alternativ lässt es sich, ganz agil, natürlich auch wie Google machen, die ihren Mitarbeitern mittlerweile verbieten, Zoom zu nutzen. Was lernen wir daraus: Wer schnell ist, muss auch die Fähigkeit mitbringen, seine einmal getroffenen Entscheidungen schnell wieder zu revidieren. Agil zu sein bedeutet eben nicht nur schnelle Entscheidungen zu treffen, sondern auch schnelle Anpassungen vorzunehmen. Dessen sollten sich alle Entscheider auf allen Ebenen bewusst sein.

Was ist nun das Besondere an dem agilen Zielfindungssystem OKR? Das OKR-System stellt vor allem einen Rahmen – im agilen Denken framework genannt – für Führung zur Verfügung, in diesem Fall zur Klärung von Zielen. Und weil das OKR-System enorm flexibel ist, bietet es Organisationen gerade in Krisenzeiten eine optimale Orientierung.

Schauen wir uns an, wie sich mit dem Objectives & Key Results-System gut und sicher durch die Krise führen lässt:

  1. Orientierungsziele und Handlungsziele: In der Krise sollten alle drei Horizonte parallel zueinander laufen. Der Horizont I ist natürlich am wichtigsten, da sich ein Unternehmen später kaum um die Horizonte II und III kümmern muss, wenn es schlimmstenfalls pleite ist. Dabei sollten die Orientierungsziele, im OKR die sogenannten Objectives, groben Orientierungen gleichen statt konkrete Kennzahlen anzustreben, wie man einer das vielleicht aus Balanced Scorecards kennen. Dies ist bei einem unklaren Verlauf der Krise ohnehin nicht möglich. Während sich das Management grobe Orientierungsziele setzt und diese transparent macht, überlegen sich die Mitarbeiter eigene klar überprüfbare Handlungsziele (die Key Results) zur Erreichung der Orientierungsziele. Diese Handlungsziele werden also nicht vorgeben, sondern sollten instrinsisch motiviert sein.
  2. Mindset der Führungskraft: Damit dies funktioniert, müssen Führungskräfte das Vertrauen in ihre Mitarbeiter haben, dass diese zum Wohl der Firma handeln werden. Gleichzeitig sollten sie sie motivieren, kreativ zu sein und Fehler in Kauf zu nehmen, um daraus Erkenntnisse zu ziehen. Es mag paradox klingen, aber Krisen sind eine Zeit für Experimente. Wann, wenn nicht in Krisen können und müssen neue Ideen getestet und ausprobiert werden?
  3. Framework oder Feedbackgespräche: Die Handlungsziele werden in regelmäßigen Zyklen überprüft. Damit können sich die Mitarbeiter durchaus hochtrabende oder sogar verrückte Ziele setzen, da diese nicht für immer gelten müssen. Die Taktung dieser Feedbackgespräche kann individuell vereinbart werden, sollte jedoch nicht zu weit, beispielsweise länger als eine Woche, auseinanderliegen. Das Muster eines solchen Feedbackgesprächs kann sich an folgenden Fragen orientieren: Was lief die letzten Tage gut? Was weniger? Was hast du dir für die nächsten Tage vorgenommen? Wozu hast du dir das vorgenommen? Mit den letzten beiden Fragen werden die Handlungsziele mit den Orientierungszielen vernetzt. Und: Wobei kann ich dich unterstützen? Ein solches Gespräch kann natürlich auch per Telefon oder Videochat stattfinden. Die Zyklen sollten allerdings klar vereinbart werden, um Mitarbeiter zu motivieren und vom Modell der Kontrollanrufe wegzukommen. Letzteres ist insbesondere bei Mitarbeitern im Homeoffice kritisch. In diesen kurzen Zyklen führen die gegenseitigen Rückmeldungen auf erreichte und unerreichte Ziele dazu, sich stetig an die Krise anzupassen: Kamen neue Informationen hinzu? Inwiefern beeinflussen diese Informationen unsere Handlungen, Strategien und Ziele? Die Anpassungen passieren aufgrund der kurzen Taktung kontinuierlich und sind damit enorm effektiv.

Verdeutlichen wir dies an einem einfachen Beispiel:

  • Auf der oberen Managementebene setzt sich ein Sportartikelhersteller das Ziel und die Strategie (Objective & Keyresult) auf der Horizontebene I, mittels eines neuen Produkts die Krise zu überleben. Dazu soll möglichst schnell ein einfaches Produkt produziert werden, das die Menschen trotz physischer Distanz miteinander in Kontakt treten lässt, ähnlich wie vernetzte Spinning-Radsportgeräte oder Turnschuhe. Auf Horizont II und III gilt es, immer noch auf der Management-Ebene, diese Geräte auch im Fortlauf der Krise sowie danach nutzen zu können.
  • Die verschiedenen Abteilungen setzen sich darauf aufbauend eigene Ziele und Strategien. Die Forschungs- und Entwicklungsabteilung könnte sich das Ziel setzen, innerhalb einer Woche Produkte auf die Möglichkeit einer Erweiterung zu testen. (Insbesondere die leicht transportablen Geräte, zum Beispiel Springseile.) Die Marketingabteilung könnte innerhalb derselben Woche herausfinden, welche Sportarten aktuell am meisten ausgeübt werden und eine entsprechende Umfrage starten. Wenn nach einer Woche die Erkenntnisse ausgetauscht werden, sollten dabei neben der Tauglichkeit einer Produktidee für Horizont I ebenso die Horizonte II und II beleuchtet werden. Kommt es folglich zur Idee, Springseile mit einem System auszustatten, in dem Menschen in einem Wettbewerb gegeneinander antreten, mit Highscore, der Möglichkeit eines Mehrkampfs mit Sprint, Dauerlauf, Radfahren usw., könnte dieses System auch die Zukunft überdauern. Während wir in ein paar Monaten vielleicht schon keine Masken mehr tragen.
  • Daraufhin werden Projektgruppen zusammengestellt, die aufgrund der Ziele der Abteilungen ihre eigenen konkreten täglichen und wöchentlichen Handlungsziele festlegen.

Die Objectives & Keyresults, die ich hier mit einem Denken in Horizonten gekoppelt habe, sind kein Hexenwerk. Sie werden jedoch getragen durch grobe Zielorientierungen, um genügend eigene Ideen entwickeln zu können, klaren eigene Handlungsziele, die überprüfbar und damit auch anpassbar sein sollten, Vertrauen und regelmäßige, klar vereinbarte Feedback-Zyklen.

Agile Balanced Scorecards

Als 3. Zielsystem im Bunde möchte ich die im Zuge der agilen Welle ein wenig in Vergessenheit geratenen Balanced Scorecards reanimieren. In der Tat vermitteln Bücher über Balanced Scorecards ein sehr konservatives Setzen von Zielen. Da Balanced Scorecards noch aus einer Zeit stammen, in der Ziele von der Führungskraft vorgesetzt wurden, während der Mitarbeiter Ziele von oben 1 :1 übernehmen und dabei zusätzlich hypermotiviert sein sollte. Das klappt natürlich nicht. Wenn wir eine Balanced Scorecard allerdings als Orientierung nehmen und Zielsetzungen mit einem vertrauensvollen Mindset betrachten, bieten uns Balanced Scorecards gerade für eine Führung mit Zielen auf Distanz eine sehr gute Orientierung:

  • Externe Sicht: Welche Ziele verfolgen wir beim Kunden? Was hat sich durch die Krise verändert? In welche Richtung tendiert die Politik? Was vermuten wir? Was ist wahrscheinlich und was nicht?
  • Interne Sicht: Welche Teamziele gibt es? Wie wollen wir in der Krise kommunizieren? Welche Ressourcen benötigen wir, um handlungsfähig zu bleiben?
  • Führungssicht: Wie lassen sich die Absprachen zwischen Führungskraft und Mitarbeiter aufrecht erhalten oder wenn nötig verbessern?
  • Projekte: Welche Krisen-Projektziele gibt es und wie wollen wir diese erreichen?
  • Prozesse: Wie müssen wir unsere Prozesse an die Krise anpassen? Was ist nur kurzfristig? Worauf sollten wir auch langfristig achten?

Die SMART-Regel

Schauen wir uns zu guter Letzt die altbekannte SMART-Regel an. Ist diese in der Krise noch sinnvoll anwendbar, wenn sich die Orientierungsziele stetig verändern? Kann ich mir als Mitarbeiter überhaupt noch klar definierte Ziele setzen?

Zur Erinnerung: In unserem Beispiel könnte sich ein Mitarbeiter aus der Marketingabteilung das Ziel setzen, pro Tag mindestens zehn potenzielle neue Kunden für unser neu entwickeltes Springseil anzurufen. Damit wäre sein Ziel:

  • s wie spezifisch und damit eindeutig,
  • m wie messbar,
  • a wie aktionsorientiert, zumal er genau weiß, was er zu tun hat,
  • r wie realistisch und
  • t wie terminiert.

Während in der voragilen Welt und insbesondere einer Welt vor Corona unter dem Deckmantel eines Management by Objectives diese qualitativen und quantitativen Messgrößen von oben bestimmt wurden, ist dies zum einen aufgrund der Distanz in der Homeoffice-Situation und zum anderen aufgrund unserer hyperagilen Zeit kaum möglich. Daher empfehle ich die SMART eher als Grundlage zur Diskussion, auf deren Basis sich ein Mitarbeiter selbst seine Ziele setzt. Insbesondere bei den Kategorien realistisch und aktionsorientiert kann nur jeder Mensch selbst wissen, was für ihn sinnvoll und machbar ist.

Das große C könnte durch diesen umfassenden, unfreiwilligen Feldversuch dazu führen, dass viele von uns lernen, sich eigene Ziele zu setzen, anstatt darauf zu hoffen, eine Orientierung von oben zu bekommen. Während Führungskräfte realisieren, dass sie nicht immer klare Ziele vorgeben müssen, unter anderem, weil sie es gar nicht können. In diesem Sinne zwingt uns die aktuelle Situation, intensiv über unsere Werte und die Mündigkeit unserer Mitmenschen nachzudenken. Wenn dieser Feldversuch gelingt, werden wir in Zukunft in einer gänzlich veränderten Berufswelt leben.


bunker Arbeitsplatz dunkel keller

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Über den Autor

 Michael Hübler ist Mediator, Berater, Moderator und Coach für Führungskräfte und Personalentwickler. Als Konfliktmanagement- und Verhandlungstrainer zeigt er, wie wertvoll der Schritt von einer „Heilen-Welt-Philosophie“ zu einer transparenten, agil-mutigen Führung ist.

Zum Schutz vor Lagerkoller empfohlen:

 Provokant – Authentisch – Agil
Die neue Art zu führen
Wie Sie Mitarbeiter humorvoll aus der Reserve locken
ISBN 978-3-96186-004-3

 New Work: Menschlich – Demokratisch – Agil
Wie Sie Teams und Organisationen erfolgreich in eine digitale Zukunft führen
ISBN 978-3-96186-016-6

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Wie schwarmintelligente Teams Komplexität meistern
ISBN 978-3-96186-031-9

bunker Arbeitsplatz dunkel keller Beitrag 3 Konflikte in der Krise

Konflikte in der Krise

Als erfolgreicher Mediator und Coach ist Bestseller-Autor  Michael Hübler üblicherweise viel unterwegs, um Führungskräfte zu schulen oder Vorträge zu halten. Doch wie viele Selbstständige ist er nun ebenfalls ins Homeoffice verbannt und beschäftigt sich gezwungenermaßen mit der vielfältigen Berichterstattung zur aktuellen Situation. Und was macht ein Autor, der an den Schreibtisch gefesselt ist und plötzlich “zu viel” Zeit hat? Natürlich – er schreibt!

In gewohnt kritischer, leicht zynischer, aber auch humorvoller Manier beschäftigt sich  Michael Hübler mit der derzeitigen Situation und reflektiert über Themen, die ihn bewegen. Damit möchte er Mut machen, Ablenkung schaffen, vielleicht auch zum Nachdenken anregen in einer aktuell schwierigen Zeit, der wir uns als Gesellschaft, Familie, Arbeitnehmer wie Arbeitgeber, aber auch als Freunde und Individuum stellen müssen. Daraus entstehen – mit dem ihm so typischen Augenzwinkern – die Hübler Bunker-Chroniken.

Im heutigen Beitrag setzt sich  Michael Hübler mit all den Konflikten auseinander, denen wir in Krisenzeiten ausgesetzt sind. Neben den persönlichen Ängsten, die wir aktuell ausstehen, kommen die Sorgen um die Familie, den Job und natürlich die Zukunft allgemein dazu. Damit sind Konflikte in der Krise vorprogrammiert, schließlich geht jeder anders mit dieser Situation um. Doch gerade in Zeiten wie diesen ist es wichtig, sich nicht kopflos auf Konflikte einzulassen, sondern ihnen mit Herz und Verstand zu begegnen – schließlich gibt es auch ein Leben nach Corona!

Wenn sich Kontinentalplatten verschieben

Sobald Menschen gezwungen sind, sich zu einer Position zu bekennen, entstehen gegnerische Gruppierungen, wie wir das leider in vielen Situationen in den letzten Jahren beobachten konnten, sei es in den Debatten um den Brexit, im Streit um Stuttgart 21 und jetzt bei Covid-19. Im Gegensatz zu den vorgenannten Beispielen ist von Corona jedoch wirklich jeder in der einen oder anderen Weise betroffen. Die einen haben Angst vor dem Virus, die nächsten landen in der Psychiatrie und eine Vielzahl der Menschen wird bankrott oder arbeitslos. Corona ist das kritische Lebensereignis, das unser gesamtes Leben, unsere Beziehungen und Arbeitsbeziehungen, durcheinanderwürfelt. Corona zeigt uns, wie fragil unser Leben in Wirklichkeit ist. Wir dürfen gespannt sein, zu wie vielen Scheidungen, Entfreundungen und Trennungen im Arbeitsumfeld das große C noch führen wird.

Weil in der Corona-Krise wirklich jeder auf die eine oder andere Weise Stellung beziehen muss, ob er will oder nicht, geraten sogar langjährige Freunde heftig aneinander, denken wir nur an den gegenseitigen Vorwurf zwischen „Du nimmst das nicht ernst“ und „Du nimmst das zu ernst“. Schnell kommt man von diesem Ernst auf die persönliche Betroffenheit über das eigene Leben, das Leben der Eltern, die eigene Existenz, Krisen in der Partnerschaft oder Sorgen um die Schulkarriere der Kinder. Ansonsten besonnene Menschen werden über Nacht zu medialen Berserkern. Die digitale Welt erledigt den Rest. Wo Menschen sich ansonsten mittels Mimik und Gestik in ihren Gesprächen einander annähern, führt die digitale Distanz zu einer Zuspitzung, in der es anscheinend nur noch Nullen oder Einsen gibt: Entweder bist du für mich oder gegen mich! Als wäre die Welt tatsächlich so einfach.

Derzeit verschieben sich die Kontinentalplatten der Beziehungen. Das Virus ordnet Freundschaften, Partnerschaften und die Sym- oder Antipathie für Kollegen neu. Wie ein Erdbeben zerstört es fest geglaubte Überzeugungen und fügt sie neu zusammen. Es trennt genauso wie es verbindet.

Von der äußeren Krise zu Konflikten in Teams

In Krisen liegen die Nerven blank. Die alte Welt ist dahin, die neue noch nicht geboren. Zur äußeren Krise kommen automatisch die inneren Kämpfe über die passende Reaktion auf die Krise und den richtigen Weg in Familien, Firmen und Organisationen hinzu. Da Krisen an der Schwelle zu etwas Neuem liegen, das ähnlich wie die Szenarien und Wellen von Covid-19 noch nicht greifbar ist, sind sie gleichzeitig ein Herd für Verteilungskämpfe:

  • Während die einen noch dem Alten nachtrauern, planen die anderen bereits die Organisation der neuen Welt.
  • Während die einen sich über die Zögerlichen, Zaudernden und Ängstlichen ärgern, empfinden die anderen das Beiseitefegen alter Denk-, Vorgehensweisen und Werte als respektlos.
  • Und während die einen nach wie vor loyal den Alltag meistern, stecken die anderen den Kopf in den Sand oder befinden sich im krankheitsbedingten Fluchtmodus.

Angefeuert werden die inneren Konflikte zusätzlich durch die Unterteilung der Menschen in systemrelevant oder nicht. Kaum ein Wort drückt die mangelnde Wertschätzung der Lebensleistung eines Menschen so brutal aus wie der Begriff der Systemirrelevanz. Während die Welt auf medizinische Fakten blickt und die Versorgungslage im Auge hat, fallen die meisten sozialen Bereiche unter den Tisch. Von dort dürfen sie nach der Krise wieder zusammengesucht werden – sofern sie noch aufzufinden sind.

Zu Beginn der Krise waren beispielsweise Friseure noch systemrelevant, während Mediatoren, Coaches, Trainer, Sportler, Künstler, Kleinstunternehmer, Baumärkte und Gartenmärkte (nur in Bayern) und diverse Solo-Selbstständige (um nur ein paar zu nennen) als systemirrelevant gelten. Damit gibt es eine ganze Menge Menschen, die sich die Frage stellen, wann sie wieder gebraucht werden.

Entsprechend entsteht auch in Firmen ein Gefälle zwischen systemrelevanten und systemirrelevanten Tätigkeiten, das eventuell ganz anders aussieht als vor der Krise. Manche vorhandenen Unterschiede und Konflikte werden damit noch verschärft oder brechen erst in der Krise auf. Es kann sogar zu Retourkutschen kommen von Mitarbeitern, die sich jahrelang benachteiligt fühlten und nun endlich genugtuend Oberwasser bekommen. Plötzlich werden die Kreativen mehr hofiert als die Sicherheitsorientierten. Es wird sich zeigen, ob sich das Rad nach der Krise wieder zurück drehen lässt.

Reflexion: Die Konflikte zwischen meinen Leuten in der Krise

  • Worin bestehen die typischen Konfliktherde in der Krise in Ihrer Organisation?
  • Welche Typen (Optimisten, Ängstliche, Verdränger, Macher, …) treffen bei Ihnen in Krisen aufeinander?
  • Welche Werte und Bedürfnisse stehen dahinter?

Lösungsansätze für Konflikte in der Krise

Schwarm- statt Herdendenken

Sobald Menschen gezwungen werden, sich eine Meinung zu bilden, bei der es nur Schwarz oder Weiß gibt, entstehen zwei feindliche Herden, die aufeinander zu rasen. Dies lässt sich verhindern, indem die Menschen von Ja-Nein-Diskussionen wegkommen und akzeptieren, dass wir alle Recht haben könnten. Niemand weiß, was in ein paar Monaten passiert. In der Corona-Krise orientieren wir uns an Wissenschaftlern, die jedoch ebenso sagen: Ich lerne jeden Tag dazu. In Firmen gilt das Gleiche: Auch Unternehmen können Szenarien für die Zukunft aufstellen, inklusive Wahrscheinlichkeitsrechnungen. Welches Szenario wirklich eintrifft, wird uns die Zukunft zeigen

Schwärme tauschen sich über den besten Weg aus – Herden kämpfen gegeneinander. Hilfreich für einen solchen Austausch ist die Akzeptanz von Meinungsbildungen als Prozess. Zu Beginn der Corona-Krise musste schnell gehandelt werden, um das vermutete Schlimmste zu verhindern. Nun, in einer zweiten Phase der Meinungsbildung, nimmt die Politik Kritiker mit in Expertenräte, die zuvor ignoriert wurden. Nachdem zu Beginn lediglich Virologen, Mediziner und Epidemiologen mit an Bord waren, sind nun auch unter anderem Ethiker mit von der Partie, um nicht nur die medizinischen Aspekte des Shutdowns, sondern auch sozialwissenschaftliche Verwerfungen oder psychische Probleme aufgrund der Isolation zu beleuchten. Damit könnte die Meinungsbildung in dieser Krise einem Prozess gleichen, bei dem auch vormals konträre Meinungen zu Wort kommen könnten.

Gleiches gilt für die Mitarbeiter in einem Unternehmen. Auch hier gibt es oft gegensätzliche Meinungen über den richtigen Weg aus der Krise. Anstatt sich diese Meinungen gegenseitig an den Kopf zu werfen, ist es wichtig, sich gemeinsam auf einen prozesshaften Weg zu machen und die Aussagen anderer als vorübergehend anzusehen. Immer vor dem Grundgedanken, voneinander lernen zu können und damit die gemeinsame kollektive Intelligenz zu erhöhen, sofern wir es tatsächlich schaffen, einander zuzuhören.

Das Denken in Prozessen beinhaltet jedoch auch, sich Fehler einzugestehen und den Mut zu haben, aufgrund neuer Erkenntnisse neue Wege einzuschlagen. Schwarmintelligenz ist damit eng verwandt mit agilen im Sinne von adaptiven Vorgehensweisen.

Konflikte in der Krise – Ängste statt Meinungen

Wir haben alle Angst – vor dem Virus, dem Zusammenbruch unseres Gesundheitssystems, dem wirtschaftlichen Ruin, der Komplettüberwachung usw. Einigen uns unsere Ängste? Oder trennen sie uns? Wie gehen wir mit unseren Ängsten um? Machen sie uns wütend? Oder unsicher? Es ist wichtig, anderen über seine Ängste und Unsicherheiten zu erzählen.

Das ist unüblich, ich weiß. Aber genau darin liegt auch eine Chance für Begegnungen mit einer tieferen Qualität. Es macht Diskussionen weicher und fördert damit einen echten Austausch. Ein jüdisch-amerikanisches Sprichwort lautet: Be a Mensch. Menschen haben nicht nur Meinungen, sondern auch Gefühle. Im Grunde sind wir alle eins. In Shakespears Kaufmann von Venedig sagt Shylock: Wenn ihr uns stecht, bluten wir nicht? Wenn ihr uns kitzelt, lachen wir nicht? Wir sind uns meist viel ähnlicher und näher als unsere Meinungen suggerieren. Erkennen wir also den Menschen in uns und im anderen.

Konflikte in der Krise – Fragen statt Antworten

Neulich las ich in einem Forum: Derzeit sind wir alle Fußballnationaltrainer oder sind dabei, unser Virologen- und Epidemiologen-Diplom nachzuholen. Als ließe sich das Wissen einer solchen Fachrichtung innerhalb von zwei Wochen per Internet-Fernstudium aneignen. Dennoch eigneten wir uns aufgrund unserer neu erworbenen Kompetenzen Meinungen an, die seltsamerweise nicht von allen geteilt werden. Statt uns jedoch gegenseitig vermeintliche Wahrheiten über richtige oder falsche Vorgehensweisen an den Kopf zu werfen, ist es hilfreicher, sich gegenseitig Fragen zu stellen:

  • Welche Sorgen machen wir uns?
  • Wie gehen wir mit der Krise um?
  • Wie wollen wir miteinander umgehen?
  • Sind wir zufrieden damit, wie wir gerade damit umgehen?
  • Welches Vorbild wollen wir für unsere Kinder abgeben?
  • In welcher Gesellschaft wollen wir in Zukunft leben?
  • Welche Chancen ergeben sich durch oder nach Corona?

Fragen fördern einen offenen Austausch und tragen damit zu einem Prozess bei, der echte Begegnungen ebenso fördert wie einen gemeinsamen Erkenntnisgewinn.


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Über den Autor

 Michael Hübler ist Mediator, Berater, Moderator und Coach für Führungskräfte und Personalentwickler. Als Konfliktmanagement- und Verhandlungstrainer zeigt er, wie wertvoll der Schritt von einer „Heilen-Welt-Philosophie“ zu einer transparenten, agil-mutigen Führung ist.

Zum Schutz vor Lagerkoller empfohlen:

 Provokant – Authentisch – Agil
Die neue Art zu führen
Wie Sie Mitarbeiter humorvoll aus der Reserve locken
ISBN 978-3-96186-004-3

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Wie Sie Teams und Organisationen erfolgreich in eine digitale Zukunft führen
ISBN 978-3-96186-016-6

 Die Bienen-Strategie und andere tierische Prinzipien
Wie schwarmintelligente Teams Komplexität meistern
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bunker Arbeitsplatz dunkel keller Beitrag 2 Die Führungskraft als Krisenmanager

Die Führungskraft als Krisenmanager

Als erfolgreicher Mediator und Coach ist Bestseller-Autor  Michael Hübler üblicherweise viel unterwegs, um Führungskräfte zu schulen oder Vorträge zu halten. Doch wie viele Selbstständige ist er nun ebenfalls ins Homeoffice verbannt und beschäftigt sich gezwungenermaßen mit der vielfältigen Berichterstattung zur aktuellen Situation. Und was macht ein Autor, der an den Schreibtisch gefesselt ist und plötzlich “zu viel” Zeit hat? Natürlich – er schreibt!

In gewohnt kritischer, leicht zynischer, aber auch humorvoller Manier beschäftigt sich  Michael Hübler mit der derzeitigen Situation und reflektiert über Themen, die ihn bewegen. Damit möchte er Mut machen, Ablenkung schaffen, vielleicht auch zum Nachdenken anregen in einer aktuell schwierigen Zeit, der wir uns als Gesellschaft, Familie, Arbeitnehmer wie Arbeitgeber, aber auch als Freunde und Individuum stellen müssen. Daraus entstehen – mit dem ihm so typischen Augenzwinkern – die Hübler Bunker-Chroniken.

Im heutigen Beitrag setzt sich  Michael Hübler mit den Aufgaben der Führungskraft in Krisenzeiten auseinander. Krisenzeiten stellen Führungskräfte vor neue Herausforderungen. Nun gilt es nicht nur, die Mitarbeiter wie gewohnt zu führen, zu coachen, anzuleiten und zu motivieren – die Führungskraft hat die Rolle des Krisenmanagers einzunehmen und das Unternehmen mit all seinen Mitarbeitern sicher durch unsichere Zeiten zu schiffen.

Aufgaben einer Führungskraft in Krisensituationen

Führungskräfte sind in der aktuellen Lage gefragter denn je. Wobei einige sich, neben der Beschäftigung mit eigenen Sorgen und Ängsten, vermutlich weniger vorbereitet sehen als jemals zuvor. Um Führungskräften in diesen schwierigen Zeiten eine Grundorientierung an die Hand zu geben, ist es hilfreich, sich vor Augen zu führen, auf welche Aufgaben sich Führungskräfte in der aktuellen Krise konzentrieren sollten:

Informationsweitergabe

Führungskräfte sorgen dafür, die Informationen aus der oberen Machtetage nach unten weiterzugeben. Häufig sind die Informationen ungenügend, manchmal sind sie unverständlich. Das erfordert ab und an Übersetzungsleistungen oder Erläuterungen der Hintergründe, damit die Mitarbeiter wissen, wie sie die Informationen einzuordnen haben.

Mitarbeiter beruhigen

Manche Mitarbeiter reagieren in Krisen gelassen, andere ängstlich oder sind sogar in Panik. Dies kann mit einer drohenden Kündigung, Kurzarbeit oder auch familiären Fragen zu tun haben, beispielsweise ob das eigene Kind nach der Krise in der Schule noch mitkommt. Führungskräfte müssen Bedenken ernst nehmen und gleichzeitig bei übertriebenen emotionalen Reaktionen entschieden gegensteuern.

Orientierung bieten

Unsichere Mitarbeiter suchen vor allem in Krisen nach einer Orientierung. Das Top-Management ist dazu meist zu weit entfernt. Es kann Sicherheit und Souveränität ausstrahlen, geht jedoch selten mit den Mitarbeitern direkt in die Diskussion. Eine echte emotionale Orientierung sollte daher von den unteren bis mittleren Führungskräften, von Team- und Bereichsleitungen, ausgehen.

Mitarbeiter fördern

Überforderte Mitarbeiter brauchen auch fachliche Hilfe, wie wir das aktuell beim Thema Homeoffice sehen. Andere Mitarbeiter blühen in der Krise geradezu auf. Beiden gilt es, während und nach der Krise gerecht zu werden.

Konflikte schlichten

Krisen führen zu Verwerfungen. Die Aufgeblühten merken, dass in ihnen mehr steckt, als sie sich vielleicht sogar selbst zutrauten. Sie können im Hinblick auf ihr mögliches Nach-Krisen-Gewinnerdasein entspannt und optimistisch in die Zukunft blicken. In Krisen werden meist bürokratische Hürden abgebaut, die von den Gewinnern kreativ genutzt werden. Endlich fühlen sie sich lebendig. Endlich können sie zeigen, was sie drauf haben.

Die Krisenverlierer haben von Tag 1 der Krise an etwas verloren: Ihre Sicherheit, ihre Gewissheit, ihre Routinen. All das, auf was sie sich in den letzten Jahren verlassen konnten ist weg. Einen optimistischen Blick in die Zukunft zu wagen fällt schwer. Und schließlich gibt es loyale Mitarbeiter, die sich in der Krise aufopfern, während andere keine Verantwortung übernehmen, beispielsweise indem sie sich krank melden. Zwischen all diesen grob beschriebenen Lagern entstehen Konflikte, die von einer Führungskraft gut ausbalanciert werden müssen, um sich nicht zu vertiefen. Es kann sogar sein, dass während einer akuten Krise die Konflikte nicht angesprochen werden – schließlich muss die Krise gemeistert werden – jedoch nach der Krise umso heftiger aufbrechen. Verletzungen und empfundene Ungerechtigkeiten werden jedoch nicht so einfach vergessen.

Einen (positiven) Ausblick bieten

Und schließlich sollte eine Führungskraft den negativen Horrorszenarien einen realistisch-positiven Ausblick entgegensetzen. Zu weit kann sie sich freilich nicht aus dem Fenster lehnen. Auch sie fischt oftmals im Trüben – mit oder ohne Corona. Auch sie weiß nicht, wie die Krise wirklich verläuft. Sie kann jedoch immer darauf verweisen, dass Solidarität und Zusammenhalt selbst die schlimmste Krise abschwächen und am Ende besser meistern lassen als, als wenn wir uns bereits jetzt gegenseitig verbal zerfleischen.

Rollen einer Führungskraft in Krisensituationen

Fassen wir diese Aufgaben in Rollen zusammen, kommen wir wiederum auf sechs zentrale Rollen einer Führungskraft in Krisen. Diese Rollenlogik folgt dabei nicht 1 : 1 den Aufgaben. Manche Rollen beinhalten mehr Aufgaben, während andere Rollen extra hinzukommen:

Die Führungskraft als Vorbild

Die Führungskraft als Vorbild ist sozusagen eine Metarolle. Sie lässt sich nicht eindeutig zuordnen und bildet eher die Basis für alle anderen Rollen. Sie sollten sich als Führungskraft jedoch bewusst sein, wie sehr sie ihre Mitarbeiter gerade in einer Krise durch Ihr eigenes Auftreten beeinflussen. Sind Sie eher realistisch-optimistisch oder sehen manche Dinge zu rosarot? Ein zu bläuäugiger Blick in die Zukunft kann Ihre Mitarbeiter auch verstören, wenn sie sich gerade Sorgen über ihren Arbeitsplatz machen. Oder sehen Sie manche Aspekte auch kritisch? Wenn es nicht zu kritisch ist, finden Sie damit vielleicht einen Draht zu Mitarbeitern, die ebenfalls skeptisch eingestellt sind. Oder sind Sie ein Macher-Typ, der seinen Mitarbeitern vormacht, wie sich aus einer Krise Chancen herstellen lassen, während andere zögern?

Die Führungskraft als Autorität

Die Führungskraft als Autorität beruhigt und bietet Orientierung. In Krisen wird der Ruf nach Helden laut. Nach einer Person, die klar sagt, wo es lang geht. Fast könnte man glauben, in Krisen wünschen sich Menschen den König zurück. Eine moderne Autorität weiß zwar, was sie will, regiert jedoch nicht per „law & order”, sondern geht mit ihren Mitarbeitern in Austausch. Sie stellt ihre Position zur Diskussion und ist Autorität genug, sich Gegenmeinungen anzuhören. Gerade in Situationen, in denen wir nicht wissen, wie die Zukunft wirklich aussehen wird, ist es wichtig, sich im Sinne einer Schwarmintelligenz viele Perspektiven anzuhören, bevor Sie als Autorität eine Entscheidung treffen. Damit lässt sich auch verhindern, nach vorschnellen Entscheidungen zurückrudern zu müssen.

Die Führungskraft als Dolmetscher

Die Führungskraft als Dolmetscher muss die Informationen des Top-Managements für die Mitarbeiter so aufbereiten, dass diese den Sinn hinter der Nachricht verstehen und dessen Bedeutung für das operative Geschäft deuten können.

Die Führungskraft als Coach

Sind Mitarbeiter überfordert, braucht es einen Coach, der sie in der Krise an die Hand nimmt. Manche Mitarbeiter sind in Krisen selbst erstaunt, dass sie überemotional reagieren. Umso wichtiger ist es, die Unsicheren wertschätzend und vorwurfsfrei zu begleiten. Dies ist in der aktuellen Krise aufgrund der Homeoffice-Situation besonders schwierig. Hier gilt jedoch die Grundregel: Je unsicherer ein Mitarbeiter ist, desto häufiger sollten sie ihn als Führungskraft kontaktieren. Damit dies für den Mitarbeiter nicht mit Scham verbunden ist, wenn er „es” nicht alleine schafft, ist es hilfreich, regelmäßige Telefonrituale mit einem einfachen Gesprächsmuster zu vereinbaren: Was lief gestern gut? Was lief weniger gut? Was willst du heute ausprobieren? Wie kann ich dir helfen?

Die Führungskraft als Mediator

Kommt es zu Verwerfungen, braucht es einen Mediator, um die Mitarbeiter während, vor allem aber auch nach der Krise, wenn die Menschen Zeit zum Nachdenken haben, wieder zusammenzuführen. Verwerfungen können entstehen, wenn manche Mitarbeiter die Krise leichter nehmen als andere, oder wenn manche Mitarbeiter Verantwortung übernehmen, während andere sich beispielsweise in systemrelevanten Berufen vor lauter Angst krank schreiben lassen. Auch die psysikalische Distanz durch die Homeoffice-Situation führt ab und an zu einer emotionalen und kommunikativen Distanz, in der Konflikte gedeihen wie im Gewächshaus. Während der Krise gilt es, alle Anstrengungen zu unternehmen, um gerade so über den Berg zu kommen. Ist die Krise überwunden, löst sich der Ärger jedoch nicht in Luft auf.

Die Führungskraft als Talentscout

Manche Mitarbeiter wachsen während einer Krise über sich hinaus, weil es plötzlich nicht nur erlaubt, sondern gefordert wird, kreative Lösungen jenseits bürokratischer Bestimmungen zu finden. In der Krise sollten Führungskräfte zum visionären Talentscout werden, der vielleicht sogar von der ein oder anderen Fähigkeit eines Mitarbeiters überrascht ist und die Potentiale dieser Mitarbeiter gezielt fördert. Krisen gleichen in diesem Sinne einem kostenlosen Assessment-Center. Nach der Krise gilt es, die eroberten Freiräume gut in das Nachkrisenleben einzubauen und damit den Kriegsgewinnern den entsprechenden Respekt für ihren Einsatz zu zollen. Ein Zurück auf Anfang kann und sollte es nicht geben.


bunker Arbeitsplatz dunkel keller

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Über den Autor

 Michael Hübler ist Mediator, Berater, Moderator und Coach für Führungskräfte und Personalentwickler. Als Konfliktmanagement- und Verhandlungstrainer zeigt er, wie wertvoll der Schritt von einer „Heilen-Welt-Philosophie“ zu einer transparenten, agil-mutigen Führung ist.

Zum Schutz vor Lagerkoller empfohlen:

 Provokant – Authentisch – Agil
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Bunte Zahnräder

Stark durch Zusammenhalt

Not macht erfinderisch – dieses bekannte Sprichwort war wohl selten so treffend wie in diesen Tagen. Um in der aktuellen Krise zu überleben, sind der Kreativität vieler kleiner und mittelständischer Unternehmen, aber auch vieler Freischaffender und Selbstständigen scheinbar keine Grenzen gesetzt. Und plötzlich funktioniert, was bisher nicht möglich schien: Kooperation.

Unsere Autorin  Ulrike Stahl spricht sich seit jeher für ein gemeinsames WIR in der Wirtschaft aus. In ihrem bemerkenswerten Buch  So geht WIRtschaft! zum Thema Kooperation und Kokreativität beschreibt sie, wozu wir aktuell „gezwungen“ werden: Zusammenarbeiten, zusammenhalten, das Wissen vieler bündeln und gemeinsam wachsen!

„Wer erwartet, dass hier ‚die Wirtschaft‘ erklärt wird, liegt falsch. Eventuell Enttäuschte fallen beim Lesen der ersten Seiten schon in Begeisterung. […] Die Betonung liegt auf den ersten 3 Buchstaben von ‚Wirtschaft‘. […] Hier wird verinnerlicht, dass Wettbewerb ein Nullsummenspiel ist – Kooperation führt in die Zukunft.“ – ekz-Informationsdienst

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So geht WIRtschaft! So geht WIRtschaft!
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Hier geht´s zur  Leseprobe.

bunker Arbeitsplatz dunkel keller Beitrag 1 Resilienz in Krisenzeiten

Resilienz in Krisenzeiten

Als erfolgreicher Mediator und Coach ist Bestseller-Autor  Michael Hübler üblicherweise viel unterwegs, um Führungskräfte zu schulen oder Vorträge zu halten. Doch wie viele Selbstständige ist er nun ebenfalls ins Homeoffice verbannt und beschäftigt sich gezwungenermaßen mit der vielfältigen Berichterstattung zur aktuellen Situation. Und was macht ein Autor, der an den Schreibtisch gefesselt ist und plötzlich “zu viel” Zeit hat? Natürlich – er schreibt!

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Im heutigen Beitrag setzt sich  Michael Hübler mit der Resilienz in Krisenzeiten auseinander. Auch wenn wir aktuell in einer surrealen Zeit stecken, sollten wir uns nicht in Weltuntergangsstimmung versetzen lassen, sondern versuchen, die Krise anzunehmen und das Beste aus der Situation zu machen.

Stress in Zeiten von Corona

Was bringt einen Menschen dazu, in Zeiten von Corona psychisch stabil zu bleiben und sich nicht von dem Corona-Ticker und den aktuellen Fallzahlen verrückt machen zu lassen? Die Influenza mag weniger gefährlich sein als das Coronavirus. Dennoch: Würden in Zukunft in jeder Grippesaison solche Fallzahlen durch die Medien tickern, würden wir auch hier verrückt werden. Was neurobiologisch perfekt zum Abnehmen dient, nämlich das stetige Aktualisieren von Zahlen als jeweils neuer Referenzwert, als Motivation abzuspecken, treibt hier manche Menschen geradezu in den Wahnsinn.

Manche schauen einfach nicht mehr hin. Das jedoch ist nur bedingt eine Lösung, zumal es regelmäßig neue Bestimmungen gibt über Maskenzwang, Ausgangbeschränkungen und Bußgeldkataloge. Ich muss also hinschauen. Andere lesen sich quer durch den Zeitungswald, von Spiegel, über Zeit, Süddeutsche oder Tagesspiegel, um ein differenziertes Bild auf das Virus und seine Risiken zu bekommen. Das kostet allerdings Zeit, die nicht jeder aufbringen kann. Eine systemrelevante Alleinerziehende, die von morgens bis abends an der Supermarktkasse sitzt, hat kaum die Zeit, sich entsprechend mit Wissen zu impfen. Und ein gerade noch so systemrelevanter Verwaltungsangestellter hat weiß Gott andere Sorgen, als sich durch den deutschen Blätterwald zu lesen.

Der Stress ist dennoch da. Die Sorge um den Arbeitsplatz oder die Angst um die eigenen Eltern oder andere befreundete Risikopatienten. Wer sich ein wenig im Internet tummelt oder den Menschen auf der Straße in die Augen blickt, könnte sich auch Sorgen um unsere Gesellschaft oder die psychische Gesundheit mancher Mitmenschen machen – von den Sorgen um den Rechtsstaat ganz zu schweigen.

Nun kann ich mir nicht den ganzen Tag Sorgen machen. Gut, ich könnte, aber sinnvoll ist es natürlich nicht. Davon gehen die Ursachen der Ängste auch nicht weg. Und auf viele dieser Ursachen habe ich schlichtweg keinen Einfluss. Deshalb ist es sinnvoll, sich immer wieder darauf zu konzentrieren, was ich genau jetzt tun kann.

Für eine solche Art Fokussierung bietet der Begriff der Resilienz, der häufig als innere Stärke übersetzt wird, hilfreiche Ansatzpunkte.

Realistischer Optimismus

Der Blick in die Zukunft ist inmitten einer Krise nicht einfach. Es kann jedoch nicht darum gehen, sich eine rosarote Zukunft zu wünschen. Der Gedanke, dass nach Corona alles gut wird, dass die Umwelt sich erholen und wieder jeder Mensch einen Job finden wird, ist verlockend. Und ein wenig spinnen ist nicht nur erlaubt, sondern ganz gesund, um gerade in schweren Krisen ein Gegengewicht zu den erdrückenden Gegenwart aufzubauen. Ist die Vision allerdings zu regenbogenfarben, könnte es in der tatsächlichen Zukunft ein böses Erwachen geben.

Unser Optimismus hängt davon ab, ob ich eine Art Urvertrauen in die Welt habe. Auch ein Vertrauen in die Gesellschaft, das Funktionieren unseres Staats, das Vertrauen in die Unabhängigkeit der Medien und natürlich die Fairness meines Arbeitgebers sind wichtig.

Dabei gibt es grob zwei Typen von Optimisten:

Die bedingungslos Optimistischen
Egal was passiert: Alles wird gut. Eine solche Haltung kann andere Mitmenschen aber extrem nerven. Zum anderen wird nicht immer alles gut. Vielleicht am Ende, wenn wir an einer Krise gewachsen sind. Doch zwischendrin gibt es immer wieder Konflikte, innere und äußere, die gelöst werden wollen. Unsicherheiten, die überwunden werden müssen. Ein bedingungsloser Optimismus macht jedoch blind gegenüber diesen Hindernissen des Alltags, an denen ich wachse, wenn ich lerne, gut damit umzugehen.

Die realistischen Optimisten
Deren Motto lautet: Es wird krachen, aber darauf bin ich vorbereitet. Wahrscheinlich werde ich nicht alle meine Ziele erreichen – einen Großteil aber schon.

In der Optimismus-Forschung ist schon lange bekannt, dass die entspannteren und gleichzeitig erfolgreicheren Menschen dem Konzept des realistischen Optimismus folgen.

Dazu eine kurze Reflexion:

  • Bin ich zu pessimistisch oder optimistisch?
  • Worauf sollte ich mich einstellen?
  • Was von meiner negativen Vorstellungen wird sicherlich nicht passieren?

Akzeptanz von Krisen und Lebensläufen

Als meine Kinder noch klein waren, las ich ihnen gerne aus dem Buch Frau Meier, die Amselvon Wolf Erlbruch vor. In diesem Buch geht es um Frau Meier, die stetig damit beschäftigt ist, sich Sorgen darüber zu machen, dass Katastrophen über sie hereinbrechen könnten. Die klassische Entgegnung ihres Mannes lautet: Es ist, wie es ist. Wir können’s nicht ändern.

Manchmal ist das eine gute Haltung, auch wenn es nicht immer einfach ist und natürlich nur die eine Seite der Medaille offenbart: Ich akzeptiere die Umstände. Ich kann nicht alles ändern. Ich weiß, dass es heute regnet und morgen oder übermorgen, auf jeden Fall irgendwann mal wieder die Sonne scheinen wird. Im Leben geht es auf und an. Es gibt Höhen und Tiefen. Wenn ich oben bin, sollte ich zumindest mit einer Gehirnzelle daran denken, dass es wieder abwärts gehen kann, was vielen Aktienbesitzern schwer fällt. Wenn ich unten bin, wird es auch wieder aufwärts gehen.

Eine solche Denkweise fällt schwer, wenn wir mitten in einer Krise stecken. Blicken wir jedoch auf unser Leben zurück, erkennen wir, dass es weit unstetiger verläuft, als wir vielleicht glauben.

Die Akzeptanz steht dem Optimismus gegenüber, da sie einen überbordenden Hurra-wir-fahren-in-den-Krieg-Optimismus auf den Boden der Tatsachen zurückbringt.

Auch hier wieder eine kurze Reflexion:

  • Welche Krisen habe ich bisher in meinem Leben schon gemeistert?
  • Was habe ich dasraus Positives gelernt?

Tägliche Ziele und Rituale

Da über Ziele andersorts viel geschrieben wird, fasse ich mich kurz. Fakt ist: Ziele motivieren – allerdings nur, wenn es sich um persönliche, realistische Ziele handelt. Und auch nur solange, bis die Ziele erreicht werden. Daher sollten Ziele immer etwas Vorübergehendes haben.

Sich in der Krise persönliche Ziele zu setzen kann enorm fokussierend wirken. Gleichzeitig können sie helfen, den Alltag zu strukturieren, der momentan bei vielen Menschen, gerade im Homeoffice, durcheinander geraten ist. Klare Essenszeiten können dazu gehören, feste Zeiten für ausgiebige Spaziergänge oder regelmäßige Trainingseinheiten auf dem Stepper. Auch eine Not-to-do-Liste kann zur Zielerreichung sinnvoll sein. Dort könnte beispielsweise stehen: Nicht mehr als 30 Minuten auf den Corona-Ticker zu schauen. Oder: Nicht so viel Süßes essen!

Auch hier wieder eine kurze Reflexion:

  • Welche Rituale könnte ich mir täglich als Struktur geben?
  • Welche täglichen Ziele will ich mir setzen?
  • Was will ich nicht tun, weil es mir nicht gut tut?

Persönliche Gestaltungsmacht

Der zentrale Begriff dieses Unterpunkts lautet Selbstwirksamkeitserwartung: Was kann ich selbst tun, um eine Veränderung in Richtung des gewünschten Ziels zu erreichen?

Zugleich geht es um die Frage nach der Überwindung von Opferhaltungen oder – um mit Kant zu sprechen „dem Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit”. Etwas emotionaler formulierte dies einst der Dalai Lama: Schmerz ist unvermeidlich – Leiden ist eine Entscheidung.

In der Forschung wird daher zwischen echten und falschen Opfern unterschieden. Dass ich meinen Job aufgrund der Krise verloren habe macht mich zu einem echten Opfer. Was ich jedoch daraus mache, ob ich dies als Ende meines Lebens betrachte oder als Möglichkeit eines Neuanfangs – immerhin kann mir niemand vorwerfen, ich wäre selbst schuld daran gewesen –, ist meine eigene Entscheidung.

Ich kann also bereits heute damit anfangen, mich über Fernstudien zu erkundigen oder mich sofort weiterzubilden. Und vielleicht bin ich nach der Krise sogar glücklicher als zuvor, weil ich merke, dass mir mein bisheriger Job ohnehin keinen Spaß mehr gemacht hat.

Eine Krise zwingt uns immer zum Umdenken. Wir können die Chance ignorieren oder sie ergreifen und damit Verantwortung für uns und unser Leben übernehmen.

Auch hier wieder eine kurze Reflexion:

  • Worauf habe ich keinen Einfluss?
  • Wie will ich damit umgehen?
  • Worauf habe ich einen Einfluss?
  • Was kann ich konkret unternehmen?

Soziale Verbundenheit

Bisher beschäftigten wir uns vor allem mit uns selbst und der Frage, wie wir unser Leben in die Hand nehmen können, mit Optimismus, Realismus, Zielorientierungen und der Fokussierung auf das Mögliche. Es kann jedoch gerade in Krisen Momente geben, in denen eine tiefere Verbundenheit zu anderen Menschen notwendig ist, um zu realisieren, nicht allein auf der Welt zu sein. Der Impuls, sich mit anderen aktuell in der Corona-Krise solidarisch zu verbinden, gibt nicht nur den Geholfenen einen Halt, weil es neben den Hilfsgütern das Signal sendet, dass sie nicht alleine sind. In der Not können sie sich auf die Güte ihrer Mitmenschen verlassen. Interessanterweise wirkt bereits die Tatsache, verlässliche Freunde zu haben, so stärkend, dass diese Freundschaften oftmals gar nicht genutzt werden müssen.

Die Unterstützung Bedürftiger hilft jedoch auch den Helfern, die sich gebraucht fühlen. Dasselbe Prinzip gilt für ältere Menschen: Wer in der Rente ein Ehrenamt ausübt, lebt länger.

Auch hier wieder eine kurze Reflexion:

  • Worauf kann ich mich in der Not verlassen?
  • Wer kann mir helfen oder mich beraten, wenn ich Hilfe brauche?
  • Wen kann ich selbst unterstützen, um mein Selbstwertgefühl zu stärken?

Schon nächste Woche geht es weiter mit Hüblers Bunker-Chroniken! Dranbleiben!


Über den Autor

 Michael Hübler ist Mediator, Berater, Moderator und Coach für Führungskräfte und Personalentwickler. Als Konfliktmanagement- und Verhandlungstrainer zeigt er, wie wertvoll der Schritt von einer „Heilen-Welt-Philosophie“ zu einer transparenten, agil-mutigen Führung ist.

Zum Schutz vor Lagerkoller empfohlen:

 Provokant – Authentisch – Agil
Die neue Art zu führen
Wie Sie Mitarbeiter humorvoll aus der Reserve locken
ISBN 978-3-96186-004-3

 New Work: Menschlich – Demokratisch – Agil
Wie Sie Teams und Organisationen erfolgreich in eine digitale Zukunft führen
ISBN 978-3-96186-016-6

 Die Bienen-Strategie und andere tierische Prinzipien
Wie schwarmintelligente Teams Komplexität meistern
ISBN 978-3-96186-031-9

bunker Arbeitsplatz dunkel keller

Die Hübler Bunker-Chroniken

Als erfolgreicher Mediator und Coach ist Bestseller-Autor  Michael Hübler üblicherweise viel unterwegs, um Führungskräfte zu schulen oder Vorträge zu halten. Doch wie viele Selbstständige ist er nun ebenfalls ins Homeoffice verbannt und beschäftigt sich gezwungenermaßen mit der vielfältigen Berichterstattung zur aktuellen Situation. Und was macht ein Autor, der an den Schreibtisch gefesselt ist und plötzlich “zu viel” Zeit hat? Natürlich – er schreibt!

In gewohnt kritischer, leicht zynischer, aber auch humorvoller Manier beschäftigt sich  Michael Hübler mit der derzeitigen Situation und reflektiert über Themen, die ihn bewegen. Damit möchte er Mut machen, Ablenkung schaffen, vielleicht auch zum Nachdenken anregen in einer aktuell schwierigen Zeit, der wir uns als Gesellschaft, Familie, Arbeitnehmer wie Arbeitgeber, aber auch als Freunde und Individuum stellen müssen. Daraus entstehen – mit dem ihm so typischen Augenzwinkern – die Hübler Bunker-Chroniken.

Morgen geht es los mit dem ersten Beitrag zum Thema “Resilienz in Krisenzeiten”. Worum es geht, erzählt euch  Michael Hübler  selbst.

 

Gruppe von Männern und Frauen jubelt

Feelgood: Erfolgreich dank Herzensmitarbeiter

Liebe  Frau Kraus-Wildegger, Sie sind seit vielen Jahren Führungskraft und waren für viele internationale Unternehmen tätig. Seit 2012 sind Sie selbst erfolgreiche Unternehmerin. Vielen Dank, dass Sie sich unseren Fragen zum Thema Feelgood stellen.

Wann sind Sie zum ersten Mal mit  Feelgood Management in Berührung gekommen?

2012 auf dem ersten deutschlandweiten Feelgood-Meetup in Hamburg mit Feelgood-Managern der Unternehmen Jimdo, Wooga und Spreadshirt.


Was hat Sie bewogen, sich näher mit dem Thema zu beschäftigen?

Viele Gespräche und Begegnungen mit Mitarbeitenden dieser Unternehmen und das Leuchten in den Augen, wenn sie über ihre Firmenkultur sprechen. Besonders beeindruckt hat mich damals die Haltung der Geschäftsführung von Jimdo zum Thema Unternehmenskultur.

„Wir sprechen mit allen, die wir einstellen, über unsere Vision, unsere Unternehmenskultur und dass ein Job bei uns keine kurzfristige Verpflichtung ist. Genau aus diesen Gründen starten und bleiben unsere Mitarbeiter bei uns.“ Christian Springub, Mitbegründer von Jimdo


Verraten Sie uns doch, wie Feelgood in Ihrem Unternehmen gelebt wird?

Der Schlüssel für wertschätzendes Miteinander ist ein positives Menschenbild: Ich glaube, dass Menschen von sich aus etwas erreichen und ihr Bestes geben wollen.  Es ist immer wieder überraschend zu sehen, welche Talente und Fähigkeiten in Menschen stecken, wenn sie ihr Potenzial einsetzen und Freiräume nutzen dürfen.


Was würden Sie einer Führungskraft konkret empfehlen, die Feelgood Management in ihrem Unternehmen umsetzen will?

Identifizieren Sie Mitarbeiter und Mindset-Gleichgesinnte, denen ein wertschätzendes menschliches Miteinander im Unternehmen wichtig ist. Sprechen Sie mit diesen offen über Ihren Wunsch, das Konzept zu etablieren und die Rolle des Feelgood-Managers. Befähigen Sie Ihre Mitstreiter, Feelgood Management aufzubauen, zum Beispiel durch die Qualifizierung zum GOODplace Certified Feelgood Manager.


Welche 3 Tipps haben Sie für Mitarbeiter, um den Chef oder die Chefin vom Konzept zu überzeugen?

  • Tipp 1: Mein Buch ( siehe unten) dem Chef bzw. der Chefin empfehlen bzw. schenken.
  • Mein Tipp 2: Den Chef bzw.  die Chefin zu einem Meetup oder zum GOODplaceCamp 2020 mitnehmen, um positive Impulse für einen derartigen Konzept-Ansatz zu erhalten.
  • Tipp 3:  Top Argument für Feelgood: Glückliche Mitarbeiter leisten bessere Arbeit.

Cover Kraus-Wildegger Feelgood Management Feelgood Management

Mit Wertschätzung und Menschlichkeit erfolgreich in die Arbeitswelt von morgen

Dort, wo Mitarbeiter als Menschen und Leistungsträger wertgeschätzt werden und sich mit Engagement einbringen können, ist exzellente Performance zu Hause. Menschlichkeit zu spüren, bringt in jedem Mitarbeiter das Beste zum Vorschein und macht Unternehmen erfolgreich.

ISBN 978-3-96186-020-3

Feelgood Manager Farben Palette

Feelgood Manager? Was ist das denn schon wieder?

Der Trend reißt scheinbar nicht ab: Anglizismen halten nach wie vor in großem Stil Einzug in den deutschen Sprachraum. Auch weil es keine guten deutschen Alternativen gibt. Ein Beispiel ist der sogenannte “Feelgood Manager” (womit natürlich auch die “Feelgood Managerin” gemeint ist). Doch was verbirgt sich hinter dem Begriff Feelgood Management, welche Übersetzungs- oder Erläuterungsmöglichkeiten gibt es und wie wird es konkret umgesetzt? Dazu hat unsere neue Autorin,  Monika Kraus-Wildegger, ein ganzes Buch verfasst.

Feelgood Manager sind absolut im Trend

Sucht man nach einer Definition, was Feelgood Management genau ist, tun sich manche schwer. Monika Kraus-Wildegger hingegen bietet diese klare Antwort an:

Feelgood-Management ist [ein Thema] der modernen Arbeitswelt, das Unternehmen befähigt, ihre Menschlichkeit zu kultivieren.

Es geht also um den Menschen, nicht den Arbeiter und die Arbeiterin. Und dabei steht nicht im Vordergrund, dass Unternehmen für kurzfristigen Spaß bei der Arbeit sorgen – viele denken immer noch an den Kickerkasten oder das Bällebad. Es handelt sich auch nicht um eine exklusive Errungenschaft von hippen Digital-Unternehmen oder trendigen Start-Ups. Das Ziel ist, eine Atmosphäre der Wertschätzung und des Wohlfühlens zu schaffen. Das ist die Aufgabe des Feelgood Managers.

Kultur – das Betriebssystem einer Organisation

Feelgood Management ist also Teil – oder sogar Kern – der Unternehmenskultur. Und die entscheidet laut  Dr. Gallup (“Engagement Index”) “maßgeblich über den wirtschaftlichen Erfolg”. “Culture eats strategy for breakfast”, wird der renommierte Ökonom Peter Drucker im Buch zitiert.  Doch leider haben das noch die wenigsten Unternehmen verinnerlicht. Die Menschlichkeit oder “menschenorientierte Kultur” sollte viel mehr in den Vordergrund gestellt werden. Dazu gehört es vor allem, ein echtes Wir-Gefühl zu schaffen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen im wahrsten Sinne des Wortes “mit-“genommen werden.

Gruppe Kollegen im entspannten Meeting

Jacob Lund | AdobeStock

Human Leadership

Wie hält denn aber die Menschlichkeit nun Einzug im Unternehmen? Dazu hat Kraus-Wildegger eine klare Meinung: Sie muss von oben kommen! Deshalb fordert und beschreibt sie ein neues Führungsverständnis, um das Feelgood Management zu etablieren. Die Führungskräfte sollen vor allem Vertrauen haben und ausstrahlen. Des Weiteren hat sie konkrete Regeln parat, die Führungskräfte im digitalen Zeitalter beachten müssen.

5 achtsame Führungsregeln für Führungskräfte:

  1. Sei anwesend!
  2. Mache mehr mit anderen!
  3. Finde deinen Weg!
  4. Sei ein Lernender!
  5. Praktiziere Wahrnehmung!

An dieser Stelle können und wollen wir diese Regeln nicht im Detail ausführen. Schließlich wird dies im Buch selbst schon getan.

Eine weitere wichtige Führungskompetenz ist die emotionale Intelligenz. Kraus-Wildegger bezeichnet sie sogar als die “must have”-Kompetenz. Damit haben Führungskräfte bereits ein gutes Mindset für das Feelgood Management beieinander. Weitere Fähigkeiten folgen in den folgenden Kapiteln.

Wie wendet man Feelgood Management konkret an?

Zu dieser Fragestellung greift die Autorin im Folgenden auf konkrete Handlungsanweisungen und Praxisbeispiele zurück, die dem Leser und der Leserin unbedingt ans Herz gelegt werden.
Nur so viel: Die Autorin bildet selbst Feelgood Managerinnnen und -manager aus, sie hat also nicht nur eigene Erfahrung und Good Practices anzubieten, sondern befähigt eine ganze Generation moderner Kulturgestalter, die Arbeitswelt menschlicher zu machen.

Das Buch

Feelgood Management

Cover Kraus-Wildegger Feelgood Management

Mit Wertschätzung und Menschlichkeit erfolgreich in die Arbeitswelt von morgen
Menschlichkeit kultivieren, Bestleistung ernten

  • Preis: € 29,95
  • Dezember 2019
  • 190 Seiten, gebunden
  • 978-3-96186-020-3

» zum Buch

 

Autorenfoto Stefanie Krahl

Wir stellen vor: Stefanie Krahl

Wer hat keine Angst vor solchen Fragen im Bewerbungsgespräch? Die Leipziger Karriereberaterin Stefanie Krahl hat daher ein Buch geschrieben. Damit hilft sie ganz praxisnah bei der Vorbereitung auf Jobinterviews. Die 35-Jährige kann dabei auf vielfältige Erfahrungen zurückgreifen.

Stefanie Krahl ist wahrscheinlich das, was man ein Naturtalent nennt. Denn dass sie einmal im Personalbereich arbeiten würde, war zu Beginn ihrer Bankkarriere nicht unbedingt absehbar. Nach ihrer Ausbildung arbeitete sie zunächst bei Intensive Care, erst auf Privat- dann auf Firmenkundenseite. Parallel schloss sie ein Studium an der Frankfurt School of Finance als Bankbetriebswirtin ab. Erst 2014 führte sie ein privates Erlebnis in eine neue Richtung: Als beide Elternteile plötzlich unverschuldet arbeitslos wurden, schrieb Stefanie Krahl für sie die Bewerbungen. Und es klappte bei Beiden auf Anhieb mit einem neuen Job. „Seitdem musste ich für alle Freunde und Bekannten die Bewerbungen schreiben“, erzählt die Leipzigerin schmunzelnd. Und weil sie dabei eine so umwerfende Erfolgsquote hatte, riet ihr ein Freund, sich damit selbstständig zu machen.

Am Anfang war sie skeptisch. „Ich konnte mir nicht vorstellen, dass jemand dafür bezahlt.“ Die Praxis belehrte sie jedoch eines Besseren. Ihr Angebot, das sie über eine Website anbot, fand regen Zuspruch. „Ich hatte schnell bundesweit Kunden aus allen Branchen.“ So unterstützte sie sowohl  Nuklearmediziner als auch Handwerker oder Führungskräfte beim Verfassen der Bewerbungsunterlagen. Ihr Geheimnis? „Ich schreibe speziell. Der erste Satz muss bereits überzeugen.“ Dafür recherchiert sie viel über die Person, die sich bewirbt, die Branche, das Unternehmen und die Stellenausschreibung. Es wird so lange an einem Schreiben gefeilt, bis sich der Bewerber auch wirklich darin wiederfindet.

Vom Workshop zum Buch

Mit ihrer Tätigkeit begann die heute 35-Jährige sich auch selbst weiterzubilden, besuchte Seminare, beschäftigte sich verstärkt mit Personalthemen. Sie gab zusätzlich Workshops, um Kunden nach der erfolgreichen Bewerbung auch auf das Vorstellungsgespräch vorzubereiten. Allerdings stieß die inzwischen zweifache Mutter neben Bankjob und Selbstständigkeit damit auch an ihre Grenzen. „Anstelle der Workshops habe ich daher ein Handout entwickelt, um es Interessenten zur Verfügung zu stellen.“ Schon bald hatte sie so ein fast fertiges Buch in der Schublade liegen.

Es dauerte allerdings noch zwei Jahre bis ihre Schwester mit der Veröffentlichung eines Kinderbuches sie an ihr eigenes Manuskript erinnerte. Über Freunde fand Stefanie Krahl Hilfe bei der Suche nach geeigneten Verlagen. Vier davon schrieb sie an. „Zwei wollten mein Buch tatsächlich veröffentlichen. Das hätte ich nicht gedacht“, erzählt sie von der erneut positiven Überraschung. Nach einem Treffen auf der Leipziger Buchmesse im März 2018 entschied sie sich für den Metropolitan Verlag. „Am Anfang hatte ich 100 Seiten. 160 waren geplant und ich wusste nicht, wo ich die fehlenden Seiten hernehmen soll“, sagt sie. „Am Ende sind es sogar 190 geworden.“ Immer neue Themen seien hinzugekommen, etwa die Frage „Wie beantworte ich die Einladung zu einem Vorstellungsgespräch?“ oder die nach dem Dresscode. Ende Januar 2019 erschien schließlich ihr Buch mit dem Titel „Wo sehen Sie Ihre größten Schwächen? – Der Jobinterview-Trainer mit den optimalen Antworten“.

Ziel ist, dass man mögliche Fragen schon einmal im Kopf für sich beantwortet hat. Stefanie Krahl, Karriereberaterin

Positive Reaktionen von Lesern

„Es ist kein Anleitungsbuch“, stellt die Autorin klar. „Man muss damit arbeiten und sich selbst reflektieren. Ziel ist, dass man mögliche Fragen schon einmal im Kopf für sich beantwortet hat.“ Stefanie Krahl beschreibt, worauf es in den sechs Phasen des Bewerbungsgesprächs ankommt und wie man die jeweiligen Herausforderungen meistert. Sie zeigt beispielhaft an vielen typischen Fragen worauf Personaler und Chefs achten und wie man souverän reagieren kann. Heraustrennbare Lernkarten fassen die wichtigsten Tipps zusammen und bieten Platz für individuelle Antworten. Die ersten Reaktionen auf das Buch sind durchweg positiv. „Es hat funktioniert“, „Tolles Buch“, „Sensationelle Hilfestellung“ heißt es in Kundenrezensionen. Rund 700 Mal wurde der Job-Interviewtrainer inzwischen schon verkauft. Und ihre Kolleginnen haben ein Exemplar mit persönlicher Widmung erhalten.

Seit 2017 arbeitet Stefanie Krahl passenderweise auch innerhalb der Bank im HR-Bereich. In der Management-Beratung ist sie als Karriereberaterin für das Marketing, die Rekrutierung und die Bindung von Nachwuchskräften verantwortlich. Sie führt regelmäßig Interviews und Auswahlverfahren durch und weiß daher auch, worauf es ankommt. „Auswendig gelernte Antworten und antrainierte Verhaltensweisen merkt man schnell“, sagt sie. Einer der größten Fehler von Bewerbern sei es, wenn sie sich nicht über das Unternehmen informiert hätten. „Wenn wir zum Beispiel fragen, wie die Commerzbank im Sportbereich engagiert ist, dann sollten das die Bewerber schon wissen, wenn sie sich unsere Homepage angeschaut haben.“

Wichtige Eigeninitiative

Und wie beantwortet man nun die Frage nach den größten Schwächen? Im besten Fall, so die Karriereberaterin, schildere man eine tatsächliche Schwäche, etwa mangelnde Orientierung oder Angst, vor einer Gruppe frei zu sprechen. „Man erklärt aber auch, was man bereits tut, um dieser Schwäche zu begegnen.“ So zeige man Eigeninitiative und starken Willen. Sie selbst hält es für äußerst wichtig, sich immer wieder auch zu hinterfragen. „Ich kann niemanden ändern, sondern nur meine Einstellung“, lautet ihr Motto. Und so darf man durchaus gespannt sein, was sie als nächstes auf die Beine stellt. Denn eins ist für Stefanie Krahl klar: „Ich hasse es, wenn ich nichts Neues mehr lernen kann.“

Der Originalbeitrag ist erschienen im Mitarbeitermagazin der Commerzbank. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung. Text: Sabine Schanzmann-Wey


Cover Titel Wo sehen Sie Ihre größten Schwächen? Wo sehen Sie Ihre größten Schwächen?
Der Jobinterview-Trainer mit den optimalen Antworten
ISBN 978-3-96186-021-0

 Hier geht’s zum Buch und zur Leseprobe

Zettel mit Text auf Korkwand - Führung

Führung von morgen

Führung ist in einer sich schnell wandelnden Arbeitswelt eine Frage der inneren Haltung. In ihrem Buch “Fang an zu führen” teilen die Autoren  Iris van Baarsen und  Sven Hantel ihre Ansichten und wertvolle Tipps über Hierarchie, Führungskräfte-Egos, Gruppendynamik und das Bewusstsein der eigenen Werte. Dazu erscheint nun ein vierteiliges Interview auf der Karriere-Plattform  XING New Work Experience.

 Teil 1: „Schwächezeigen hat nichts mit Versagen zu tun“

Auszug: …viele Menschen sind sich nicht bewusst, was für eine Bedeutung Werte in ihremLeben spielen. Im Privaten, wie im Beruf, als auch für eine gesamte Organisation. Gerade in Unternehmen sind die auf der Homepage oder in der Firmenbroschüre angepriesenen Werte oftmals nur Lippenbekenntnisse…

 Teil 2: Die 4 Schritte zur Führungskraft der Zukunft

Auszug: …die Führungskraft von morgen weiß: Herausforderungen löst man gemeinsam. Der hierarchische Führungsansatz, in dem eine kleine Führungsspitze über das gesamte Wissen der Organisation verfügt, stößt dabei an Grenzen…

 Teil 3: Der „Beyond-Leadership“-Ansatz – vom chaotischen Haufen zum High Performance Team

Auszug: …wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Rolle im Team kennen, offen miteinander umgehen, den Sinn in ihrem Unternehmen sehen und sich selbst in die Verantwortung nehmen, schaffen sie auch die komplexen Herausforderungen…

 Teil 4: Best Practise: Team-Buildung mit der Connect-Methode

Auszug: …”Connect”-Methode ist die 1. Übung im mehrstufigen Beyond Leadership-Ansatz. Hier verlieren Wettkämpfe und Machtspiele ihre Bedeutung und das Zusammengehörigkeitsgefühl eines Teams wird gestärkt…


Cover Buch Fang an zu führen Fang an zu führen!
Eine Geschichte über Zweifel, Mut und Handeln
ISBN 978-3-96186-033-3

 Hier geht’s zum Buch und zur Leseprobe
Im  Hörtrailer erfahren Sie mehr zur Entstehungsgeschichte.

Brücke zum Strand mit Pfeil - Planung

“Planung ersetzt den Zufall durch Irrtum.” (Einstein)

Gastbeitrag unseres Bestseller-Autors Vincent G.A. Zeylmans van Emmichoven

“Planung ersetzt den Zufall durch Irrtum.” Diese Aussage Einsteins brachte mich zum Schmunzeln.

Andere behaupten dagegen: Wer nicht weiß wohin er will, soll sich nicht wundern, wenn er nirgendwo ankommt. Dieser Ausspruch mag drastisch erscheinen, denn jeden Tag geht die Sonne auf. Also landen wir irgendwo – und vielleicht sind wir ganz zufrieden mit der Führung des Lebens. Es ist aber menschlich, dass wir in Augenblicken der Selbstreflexion überlegen, wie wir unser Leben gestalten möchten. Wir haben Wünsche und Träume, dazu ein Potenzial, diese zu realisieren.

Dr. Arnold Weissman, Professor in Regensburg für Unternehmensführung, stellte bereits früh in seiner Karriere fest, dass Unternehmen zum Ziel haben, erfolgreicher zu sein als der Durchschnitt der Branche. Firmen, die diese Zielsetzungen noch mit Aktionsplänen verbinden, übertreffen die beiden anderen Kategorien bei weitem.

Aber auch im Privaten führt die Zieldefinition zum Erfolg. Auch wenn Erfolg hier lediglich monetär gemessen wurde (und somit natürlich nichts über die Zufriedenheit aussagt), verdienten Personen, die wissen, was sie erreichen wollten, dreimal mehr als die Kontrollgruppe ohne Pläne. Und auch hier: Menschen, die Ziele mit entsprechenden Maßnahmen verbanden, verdienten zehnmal mehr als die Gruppe ohne Planung. Dabei handelte es sich um eine Langzeitstudie von Hochschulabgängern derselben Universität.

Warum planen wir nicht?

Wer nicht plant, kann auch nicht enttäuscht werden! Das zeugt aber von einer recht defensiven Lebenshaltung. Gleichzeitig erleben wir dann aber auch nicht die Freuden, sollte unser Vorhaben gelingen. Natürlich ist Planung anstrengend. Und manchmal wissen wir vielleicht gar nicht, wie wir diese anstellen sollen. Daher – am Anfang des neuen Jahres – eine kurze Wiederholung der Basics:

Halten Sie Wünsche und Träume für die wichtigsten Lebensbereiche fest. Schreiben Sie doch mal auf, welche Bilder in Ihnen hochkommen, wenn Sie über Ihre Lebensträume nachdenken. Damit nicht alles Mögliche hoch poppt, lohnt es sich, dass Sie die Gedanken etwas kategorisieren. Mein Vorschlag:

  • Beruf
  • Familie
  • Privat

Listen Sie unter Privat noch folgende Punkte auf:

  • Hobby
  • Freizeit
  • Persönliche Entwicklung
  • Essen, Trinken, Sport
  • Spiritualität, Sinngebung

Malen Sie nun jeweils ein Kästchen für die kommenden fünf Jahre, angefangen bei Ihrem jetzigen Alter. Tragen Sie nun die obigen Bilder irgendwo ein. Wenn der Traum zu verschwommen ist, machen Sie ihn messbar.

Was bringen Sie mit?

Als Nächstes schauen Sie „was Sie an Bord haben“. Was bringen Sie mit, damit Sie Ihre Wunschvorstellungen realisieren können? Hier helfen folgende Kategorien:

  • Stärken, Kompetenzen, Fähigkeiten (Was können Sie gut?)
  • Motivation (Was macht Ihnen Spaß?)
  • Werte (Was ist für Sie sinnvoll?)

Wenn Sie nun wissen, was Sie erreichen wollen, konzentrieren Sie sich auf den Zeit-Abschnitt, der am nächsten liegt. Ihre Werkzeuge haben Sie aufgeführt. Nun überlegen Sie wie Sie diese Tools einsetzen können. Was sind Ihre Strategien für das nächste Jahr, damit Ihre Wunschvorstellungen verwirklicht werden?

Halten Sie diese nun schriftlich fest. Im Idealfall schauen Sie diese regelmäßig, z.B. monatlich, an. Aber auch wenn nicht, können Sie davon ausgehen, dass die Weichenstellungen Sie durch das Jahr hindurch begleiten werden. Die Kontrolle findet dann in einem Jahr statt, wenn Sie Ihre Ziele mit der Realisierung überprüfen.

Warum sind die ruhigen Tage „zwischen den Jahren“ so wertvoll? Normalerweise werden wir vom Dringenden getrieben und haben den Kopf nicht frei für Zusatzarbeiten, bei denen wir Abstand zum Alltag benötigen. Ziehen Sie sich somit einfach für einige Stunden mit einem Blatt Papier zurück und entdecken Sie, dass Planung den Abenteurer in Ihnen zum Leben erweckt. Ich wünsche Ihnen dabei viel Spaß und Erfolg!

Haben Sie Fragen?

Setzen Sie sich gern mit dem Autor Vincent Zeylmans unter info(at)zeylmans.de in Verbindung.


gemalter Kreidepfeil mit Inschrift Tipps + TricksWeitere Beiträge zum Thema Bewerbung

 So geht Bewerben: Tipps vom Karriere-Coach

Der Experte in Sachen Bewerbung Vincent G.A. Zeylmans van Emmichoven gibt Einsteigern, erfahrenen Arbeitnehmern und Quereinsteigern Tipps zum richtigen Verhalten im Bewerbungsgespräch, zum verdeckten Arbeitsmarkt und vielen weiteren spannenden Fragen rund um Bewerbung und Karriere.


Über den Autor

 Vincent G.A. Zeylmans van Emmichoven, Experte in Sachen Bewerbung, gibt Einsteigern, erfahrenen Arbeitnehmern und Quereinsteigern Tipps zum richtigen Verhalten im Bewerbungsgespräch, zum verdeckten Arbeitsmarkt und vielen weiteren spannenden Fragen rund um Bewerbung und Karriere. Als SZ-Jobcoach schreibt er regelmäßig für die Süddeutsche Zeitung.

Jeden Monat zeigt er innovative und teils kuriose Ansichten und Herangehensweisen an Probleme, die garantiert jeder Bewerber in seinem Leben einmal erlebt hat – vom Bewerbungsprozess bis hin zum heiß ersehnten Gespräch, vom Berufseinstieg bis zum beruflichen Neuanfang.

Vincent G.A. Zeylmans van Emmichoven blickt auf eine internationale Karriere als Geschäftsführer mehrerer mittelständischer Unternehmen und Konzerne (u.a. Yves Rocher und Gillette) zurück. Der Karriere-Coach hält als Gastdozent am MCI Management Center Innsbruck Vorträge zum Thema Job-Hunting, verfasst Beiträge für das Magazin FOCUS und ist Kolumnist bei der Süddeutschen Zeitung.

Rockkonzert

Letztlich macht die Dosis das Gift …

Boris Pikula war über 20 Jahre als professioneller Musiker und Soundengineer in der Musikbranche unterwegs. Während dieser Zeit arbeitete er mit vielen internationalen Größen zusammen und wirkte auf zahlreichen Tonträgern mit. Darüber hinaus hatte er selbst Chart-Erfolge in England. Rock ‘n’ Roll ist daher für ihn mehr als nur eine Musikrichtung – es ist eine Lebenseinstellung.

Herr Pikula, Sie haben in Ihrem Leben schon viel ausprobiert, waren viel unterwegs und haben viel erlebt – haben sich sozusagen immer wieder neu erfunden. Worauf blicken Sie besonders gerne zurück?

Autor Boris Pikula

Boris Pikula

Sich neu zu erfinden bedeutet für mich, gewohnte und vertraute Bahnen zu verlassen und sich mit kindlicher Neugier und einem gewissen Entdeckerinstinkt ins Unbekannte vorzuwagen. Es bedeutet für mich, sich auf ein neues Selbst einzulassen, ähnlich einer Schlange, die sich häutet. Das war für mich nie etwas erzwungenes, sondern ein ganz natürlicher “flow”, den ich als “seinem Herzen folgen” beschreiben würde. Rückblickend kann ich sagen, bin ich stolz darauf, mir letztlich immer treu geblieben zu sein, auch wenn ich mich zwischenzeitlich so manches Mal verloren hatte.

 


Sie berichten in Ihrem Buch auch von einigen Rückschlägen. Was hat Ihnen geholfen, diese Krisen zu überwinden?

Seinem Herzen zu folgen hört sich stets so poetisch an, doch ist es bei Weitem kein leichtes Unterfangen. Nach außen hin glänzen Erfolge immer, doch was sich hinter der Bühne oder auf dem Weg dorthin abspielt, wird oftmals ausgeblendet. Ich denke das, was mir geholfen hat, mit Rückschlägen umzugehen, war meine Steh-auf-Männchen-Mentalität, mein Glaube und meine Leidenschaft für meine Vision, das Interesse daran, aus Fehlern lernen zu wollen und natürlich auch die Unterstützung von Freunden.


Musik, insbesondere Rockmusik, spielt in Ihrem Leben eine wahnsinnig große, wenn nicht sogar eine entscheidende Rolle. Wie kamen Sie zur Musik und welchen Einfluss hat sie auf Ihr Leben genommen?

So beschreibe ich es in meinem Buch Rock ‘n’ Roll Therapy: “Seit dem Tag, an dem ich die Musik für mich entdeckte und der Traum, Musiker zu werden, entfachte, schlug mein Herz in einem anderen Rhythmus. Ich muss etwa neun oder zehn Jahre alt gewesen sein. Schuld daran war ein kleines Radio der Marke Blaupunkt, das ich von meiner Tante zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Es verging kaum noch ein Moment, in dem das batteriegetriebene Teil nicht lief. Mit zwölf fing ich an, Gitarre spielen zu lernen. Ich übte und übte und übte. Mir hingen die oxidierten grünen Hautfetzen von den Fingern und auf den Kuppen leuchteten Blasen. Als ich die ersten Akkorde halbwegs beherrschte, begann ich, eigene Songs zu schreiben und mir meinen pubertären Weltschmerz von der Seele zu singen.”

Musik bedeutet für mich Motivation, Kraft, Leidenschaft, Kreativität, Melancholie und Träumen, Jenseits von Gut und Böse … Sie ist für mich der Kraftstoff, der mich antreibt.


Mit Rock ‘n‘ Roll Therapy haben Sie einen ganz neuen Coaching-Ansatz entwickelt. Welche Grundeigenschaften des Rock ‘n‘ Roll sollten wir denn öfter in unser Leben Einzug halten lassen?

Nun, ich möchte nicht behaupten mit Rock ‘n’ Roll Therapy einen ganz neuen Coaching-Ansatz entwickelt zu haben, im Gegenteil. Rock ‘n’ Roll Therapy ist keine Raketenwissenschaft, die das Ego beschäftigt hält, sondern vielmehr eine Metapher, die basierend auf reellen Erfahrungen, Naturgesetzen, Achtsamkeit und Neurowissenschaft lebensnah sehr effiziente und effektive Wege zur Veränderung und persönlichen Weiterentwicklung aufzeigt. Und um Ihre Frage zu beantworten, würde ich spontan antworten: Einfachheit … Humor … sich selbst nicht ständig all zu ernst nehmen und öfters mal “Fuck it!” sagen … Mut zur Authentizität … hart an sich zu arbeiten und niemals seine Träume aufgeben.


Rock ‘n‘ Roll hat allerdings auch Schattenseiten. Insofern mag es für manchen Zweifler schwer vorstellbar sein, gerade mit Rockmusik Ängste und Krisen zu überwinden …

Das ist richtig, alles im Leben hat Licht- und Schattenseiten und nicht jeder mag einen Zugang zu Rockmusik haben. Letztlich macht die Dosis das Gift. Was hilft, hilft.


Cover Buch Rock n Roll Therapy Rock ‘n‘ Roll Therapy

Stress, Ängste und Krisen meistern
ISBN 978-3-96186-027-2

Superman auf Pfeil nach oben

Wie die Wahrnehmung des Arbeitsmarkts unsere Bewerbungsaktivitäten beeinflusst

In Deutschland mögen wir Sicherheit! Lieber werden Tatsachen zu düster dargestellt, als dass wir uns nachher für zu viel Optimismus entschuldigen sollten. Schwärmerei ist ohnehin verpönt. Diese Beobachtung ist natürlich mit der Tatsache verbunden, dass sich „schlechte Nachrichten“ besser vermarkten lassen als eine positive Berichterstattung. Wenn ich die Kommentare zum Bericht eines  50-Jährigen lese, der sich für den Arbeitsmarkt zu alt fühlt, stelle ich viel Beifall fest. Jeder der eine ähnliche Erfahrung gemacht hat, freut sich über das geteilte Leid. Sehr leicht werden Schuldige gesucht, die den „Älteren“ keine Chance geben. Wer allerdings Positives schreibt, „eckt an“ und offensichtlich fühlen sich diejenige, die andere Erlebnisse gemacht haben, provoziert, angegriffen oder beschuldigt, da sie nicht über einen derart positiven Ausgang einer herausfordernden Situation erzählen konnten. Diese Reaktionen haben einen verstärkenden Charakter und wer sich einmal eine blutige Nase geholt hat, verhält sich das nächste Mal – gerade schriftlich – zurückhaltender.

Warum geht es Deutschland vergleichsweise gut trotz kritischer Berichterstattung?

Medienberichten zufolge war Deutschland in Not. Zwei Quartale hintereinander hat sich die Konjunktur abgeflaut. Nun drohte eine Rezession. Darüber wurde ausführlich berichtet. Es kam jedoch… anders! Im ersten Quartal 2019 erwirtschaftete die Bundesrepublik ein Plus – und somit war das Angstgespenst „Rezession“ verschwunden. Dennoch wurde weiterhin von Auftragsrückgängen gesprochen. Aber so richtig passte das Horrorszenario nicht. Plötzlich heißt es im Juni 2019, dass die Umsätze im Handwerk im ersten Quartal um 6,4 Prozent gestiegen sind! Diese Nachricht findet sich aber irgendwo auf den linken Seite im Innenteil der Wirtschaftsnachrichten in den überregionalen Zeitungen. Gegen diese Vorgehensweise ist nichts einzuwenden, oder doch? Offensichtlich geht es Deutschland besser als kolportiert wird. Jeder Mittelständler wird bestätigen, dass die Suche nach qualifiziertem Personal in den vergangenen Jahren ungemein schwieriger geworden ist. Bei jeder Untersuchung ist das das Top-Thema, das Klein- und mittelständischen Unternehmen (KMU) beschäftigt und macht auch vor den Konzerntüren nicht Halt.

Die Gefahr der Entmutigung

Persönlich sehe ich eine einseitige bzw. eine auf schwierige Ereignisse fokussierte Berichterstattung als kritisch an. Warum? Der Bewerber, der sein Leben gestalten möchte, wird Rückschläge (die normal sind) nun im Lichte der Medienpräsenz interpretieren. Im Extremfall wird er die Flinte ins Korn werfen und sich seinem – anscheinend unabwendbaren – Schicksal ergeben. Wer liest, dass Schulabgänger kein festes Angestelltenverhältnis erhalten, dass durch die Digitalisierung Arbeitsplätze verlorengehen und dass Ü50-Jährige sowieso keine Chance mehr haben, eingestellt zu werden, wird seine individuellen Erlebnisse entsprechend interpretieren. Erfolgsgeschichten haben, wie erwähnt, keine Chance weil jeder, der diesen Erfolg nicht teilt, sich fragen müsste, was er oder sie „falsch“ macht.

Die Position der Arbeitnehmer erstarkt

Wozu ermutige ich? Deutschland zählt im Augenblick 45 Millionen Erwerbstätige. Eine realistische Schätzung spricht davon, dass 2 Millionen Stellen offen sind. Die geburtsstarken Jahrgänge gehen in Rente und für zwei Babyboomer, die sich aus dem Arbeitsleben verabschieden, rückt ein Vertreter der „Generation Z“ nach. Relativ gesehen wird es für die verbleibenden Arbeitnehmer immer einfacher, einer Erwerbstätigkeit nachzugehen. Dabei ist bereits berücksichtigt, dass Arbeitsplätze wegfallen – während gleichzeitig neue entstehen.

Die zwei Erfolgsfaktoren für die Bewerbung

Es ist schon fast Pflicht, sich als Bewerber ein wenig abzuschotten, kritische Berichterstattung an sich „abperlen“ zu lassen und Ruhe und Zuversicht zu bewahren. Erfolg ist von zwei Aspekten abhängig: Die Qualität der Selbstdarstellung (Kompetenzen und Erfolge sollten sichtbar werden) sowie die Anzahl der Kontaktaufnahmen. Wer diese beiden Steuerungselemente vor Augen hat und sich nicht beirren lässt, wird – mit ganz wenigen Ausnahmen, die gern Kontakt zu mir aufnehmen dürfen – das Ziel erreichen.

Haben Sie Fragen? Setzen Sie sich gern mit dem Autor Vincent Zeylmans unter info(at)zeylmans.de in Verbindung.


gemalter Kreidepfeil mit Inschrift Tipps + TricksWeitere Beiträge zum Thema Bewerbung

 So geht Bewerben: Tipps vom Karriere-Coach

Der Experte in Sachen Bewerbung Vincent G.A. Zeylmans van Emmichoven gibt Einsteigern, erfahrenen Arbeitnehmern und Quereinsteigern Tipps zum richtigen Verhalten im Bewerbungsgespräch, zum verdeckten Arbeitsmarkt und vielen weiteren spannenden Fragen rund um Bewerbung und Karriere.


Über den Autor

 Vincent G.A. Zeylmans van Emmichoven, Experte in Sachen Bewerbung, gibt Einsteigern, erfahrenen Arbeitnehmern und Quereinsteigern Tipps zum richtigen Verhalten im Bewerbungsgespräch, zum verdeckten Arbeitsmarkt und vielen weiteren spannenden Fragen rund um Bewerbung und Karriere. Als SZ-Jobcoach schreibt er regelmäßig für die Süddeutsche Zeitung.

Jeden Monat zeigt er innovative und teils kuriose Ansichten und Herangehensweisen an Probleme, die garantiert jeder Bewerber in seinem Leben einmal erlebt hat – vom Bewerbungsprozess bis hin zum heiß ersehnten Gespräch, vom Berufseinstieg bis zum beruflichen Neuanfang.

Vincent G.A. Zeylmans van Emmichoven blickt auf eine internationale Karriere als Geschäftsführer mehrerer mittelständischer Unternehmen und Konzerne (u.a. Yves Rocher und Gillette) zurück. Der Karriere-Coach hält als Gastdozent am MCI Management Center Innsbruck Vorträge zum Thema Job-Hunting, verfasst Beiträge für das Magazin FOCUS und ist Kolumnist bei der Süddeutschen Zeitung.

Frau mit Kaffee sitzt am Boden vor Laptop

Einfach entspannt bewerben

Die meisten von uns denken beim Thema Bewerbung an stundenlanges Formulieren des perfekten Anschreibens, das unauffällige Kaschieren von Lücken im Lebenslauf, an Unmengen von Kopien und Ausdrucken – vom Mysterium um DAS optimale Bewerbungsfoto ganz zu schweigen. Doch es geht auch anders, vor allem vor dem Hintergrund der neuen digitalen Arbeitswelt. Bewerben einfach gemacht, so unsere Autorin Sandra Gehde im Interview zu ihrem neuen Buch  Bewerbung to go.

Liebe Frau Gehde, ich selbst habe zuletzt vor 14 Jahre eine Bewerbung geschrieben, gleich nach dem Studium. Der Gedanke, heute eine Bewerbung schreiben zu müssen, jagt mir beinahe Angst ein. Damit bin ich sicherlich nicht allein. Warum ist das Ihrer Meinung nach so? Warum ist das „Bewerben“ so negativ belastet – losgelöst von dem Umstand, sich aus der Arbeitslosigkeit heraus zu bewerben?

Die Bewerbung ist eine emotionale Angelegenheit, Angst ist da ein verständliches Gefühl. Zum einen hängt vom Job viel ab – und damit meine ich nicht nur das Finanzielle –, sondern die gesamte Lebenszufriedenheit. Zum anderen begeben wir uns in eine Situation, in der wir zwangsläufig bewertet werden. Die Angst vor Ablehnung kennt wohl jeder. In der Bewerbung geben wir viel von uns Preis, werfen unser Können, unsere Erfolge, unsere Persönlichkeit in die Waagschale. Wir wollen zeigen, wie gut und geeignet wir sind. Und dann kommt eine kurze Mail oder ein zweizeiliger Brief mit einer standardisierten Absage. Es ist schwierig, eine so klare Ablehnung nicht persönlich zu nehmen.


Wenn ich daran zurückdenke, wie viele Stunden ich vor dem PC saß, unzählige Bewerbungsratgeber vor mir, wie viele Seiten ich gedruckt habe, welche Unsummen ich für Bewerbungsmappen, hochwertiges Papier und Umschläge ausgegeben habe, vom Mysterium des „perfekten Bewerbungsfotos“ ganz zu schweigen … Ist das alles tatsächlich überholt? Hat die klassische Bewerbung wirklich ausgedient?

Kurz und bündig: Ja! Und wie ich finde, zum Glück! Es wurde Zeit, dass dieses schwergängige und überholte Bewerbungprocedere verschwindet. Wir brauchen in jeder Hinsicht etwas, was zu unserer modernen Gesellschaft und den neuen Anforderungen im Job passt. Alles um uns herum ist darauf ausgerichtet, das Leben einfacher zu machen, smart zu gestalten. Nur bei Bewerbungsschreiben wurden noch Maßstäbe wie vor 25 Jahren angelegt. Das ist einfach nicht mehr zeitgemäß! Entspannt bewerben ist jetzt Trend!


In Zeiten des scheinbar unkontrollierten Teilens von Persönlichem auf Facebook, Twitter, Instragram und Co. ist es schwer vorstellbar, dass ausgerechnet diese Plattformen seriöse Jobangebote anbieten können?

Im Gegenteil! Genau diese Plattformen bieten alle Möglichkeiten. Dort werden täglich millionenfach Inhalte geteilt. Dieser Content ist so vielseitig und bunt wie die Menschen, die dort posten. Natürlich gibt es darunter auch unseriöse Inhalte – denken Sie nur an die Fakenews! Und es gehört sicher zu den neuen Kompetenzen, seriöse Nachrichten und Angebote von Fakes zu unterscheiden. Aber ganz egal, was Sie verkaufen oder anbieten – an den Social-Media-Plattformen kommen Sie nicht vorbei. Schauen Sie sich dort um – ob internationaler Konzern oder der kleine Metzger an der Ecke –, jeder ist dort präsent, macht dort Werbung! Daran sehen Sie, wie etabliert diese Medien inzwischen sind. Und selbstverständlich finden Sie dort seriöse Jobangebote.


Doch steckt nicht eigentlich noch mehr dahinter, insbesondere was den eigenen Umgang mit diesen Portalen betrifft? Was mache ich zum Beispiel, wenn ich vor fünf Jahren ein sehr saloppes Statement gepostet habe, was ich heute wahrscheinlich nicht mehr machen würde. Wie viel Einfluss nimmt  ein solcher Eintrag in meiner Chronik auf meine Chancen auf dem Arbeitsmarkt?

Die Schnelllebigkeit dieser Medien kommt Ihnen hier zu Gute! Was Sie vor fünf Jahren gepostet haben, dürfte normalerweise längst im Treibsand von Masse und Zeit vergangen sein. Kümmern Sie sich einfach nur um Ihre jüngste mediale Vergangenheit. Ich rate dazu, aktuelle öffentliche Profile und Accounts von peinlichen Äußerungen oder Bildern zu befreien – falls jemand einen Blick in Ihr öffentliches Profil wirft.


Sie sind Expertin auf diesem Gebiet und haben sicherlich Unmengen an guten, aber auch schlechten Bewerbungen gesehen. Gibt es Bewerbungen, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind, egal ob gut oder schlecht? Und was ist Ihrer Meinung nach der größte Fehler, den man bei einer Bewerbung machen kann?

Ja, stimmt! Ich denke, ich habe schon fast alles gesehen. Ob unbeholfen, wunderbar oder maßlos übertrieben – es war alles dabei.

Tatsächlich ist mir eine Bewerbung besonders in der Erinnerung, weil sie so ungeschickt gestaltet war. Ein Booklet mit selbstgebastelten Ziehharmonika-Seiten, alles sehr klein und eng beschrieben, kaum zu entziffern –- wenn sie eine Lupe mitgeschickt hätte, wäre es vielleicht noch witzig gewesen. Das kommt dabei heraus, wenn Bewerbern eingetrichtert wird, sie sollen um jeden Preis originell sein. Das Einfache trifft den Zeitgeist besser!

Abgesehen von solch seltenen Fehlgriffen, ist meiner Meinung nach der größte Fehler, die eigenen Wünsche zu sehr in den Vordergrund zu stellen. Bei manchen Bewerbern liest sich das Anschreiben wie eine Weihnachtswunschliste. Der Arbeitgeber möchte natürlich zuerst wissen, was der Bewerber für das Unternehmen mitbringt. Hier macht die richtige Formulierung sehr viel aus. Mit dem von mir entwickelten 15-Minuten-Anschreiben lassen sich solche Fehler leicht vermeiden.


einfach entspannt bewerben - Cover "Bewerbung to go" Bewerbung to go
Entspannt und zeitgemäß zum neuen Job
Erfolgreich bewerben mit der Micro-Learning-Methode
ISBN 978-3-96186-030-2

Anhänger mit Blättern und Schriftzug

Endlich darf ich ICH sein

Wie oft stellen wir uns zwischen dem nächsten wichtigen Meeting, der nächsten einzuhaltenden Deadline, dem nächsten fälligen Familientreffen und dem nächsten zu besorgenden Geburtstagsgeschenk für die Schwiegermutter die Frage: Wann bin eigentlich ich mal dran? Wann ist Zeit für meine Wünsche und Pläne?  Ex-Profi-Handballerin Ilka Piechowiak zeigt in ihrem Buch Jetzt bin ich mal dran wie das funktioniert. Dass sie auch selbst erst ihren Weg zu einem selbstbestimmten Leben finden musste, hat sie uns in einem kurzen Interview verraten.

Liebe Frau Piechowiak, Sie sind selbstständig und entsprechend viel unterwegs. Wie schaffen Sie es, Zeit für sich selbst zu finden?

Ich bin sehr konsequent im Eintrag meiner „ich-Zeit“ im Kalender und weiß, was es mit mir macht, wenn ich mich wenig um mich kümmere oder mir nur Termine aufhalse. Das heißt, dass ich wirklich nur eine gewisse Menge/Tage an Aufträgen im Jahr annehme, auch wenn manchmal der Euro lockt. Ich verplane mich sowohl geschäftlich als auch mit Freunden und anderen Tätigkeiten einfach nicht so viel. Zudem ist mein Handy ständig – in allen Funktionen – lautlos gestellt. Ich bekomme gar nicht mit, wenn was „reinkommt“ oder „aufpoppt“. Das hat etwas mit Fokussieren zu tun. Ich arbeite sehr konzentriert und lebe/genieße auch konzentriert.


Sie haben in Ihrem Leben schon einige einschneidende Entscheidungen getroffen – von denen Sie auch in Ihrem Buch erzählen –, die teilweise für Außenstehende nicht nachvollziehbar waren. Trotzdem haben Sie es durchgezogen. Woher haben Sie den Mut gefasst?

Generell muss man ja sagen, dass mutige Menschen auch Ängste haben. Und Angst oder die Fähigkeit, einfach Dinge zu tun (also mutig zu sein), kommt aus unserer tiefsten Persönlichkeit. Daher ist die Frage wohl am einfachsten zu beantworten, wenn ich sage: ich habe für DAS, wofür ich mich entschieden habe, immer eine enorme Freude und Begeisterung verspürt. Bei einer Entscheidung steht immer an, sich WOFÜR und WOGEGEN zu entscheiden. Der WOFÜR-Drang (also hin-zu-Motivation) ist der Part, der voller Begeisterung und Leidenschaft gefüllt sein sollte. Dann passiert das, was mir gelungen ist. FREUDE ist der Gegenpart zur Angst.


Wir haben Sie als sehr positive, selbstbewusste Person kennengelernt, die vor Tatendrang strotzt. Doch was ist mit Menschen, die diese Grundhaltung nicht teilen, die vorsichtiger, weniger optimistisch sind? Die Angst davor haben, andere vor dem Kopf zu stoßen, wenn sie Ihrem Credo „Jetzt bin ich mal dran“ folgen. Was raten Sie diesen Menschen, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen?

Wenn es darum geht, zu lernen, auch mal NEIN zu sagen (ggf. anderen vor den Kopf zu stoßen), können diese Menschen in kleinen Schritten lernen/üben, auch mal NEIN zu sagen. Erst das Erlebnis/ die Erfahrung mit dem „Nein-Sagen“, wenn es denn eine positive ist (also der Gegenüber damit ok ist), führt dazu, diese Angst zu überwinden und füllt den Selbstsicherheits-Speicher langsam, aber stetig an. Wenn wir die Angst nicht überwinden, haben wir keine Chance, uns zu entwickeln. Das mit dem Optimismus ist etwas anderes, das ist die tiefe Grundeinstellung. Auch an der kann man arbeiten. Aber dazu würde ich immer zu einem Coach raten. Die Grundeinstellung zu ändern ist nicht leicht, aber möglich. Insbesondere mit einem Coach.


Manche Menschen könnten versucht sein, die Einstellung „Jetzt bin ich mal dran“ als Egoismus auszulegen. Doch es geht nicht darum, nur an sich zu denken. Inwiefern spielt diese Grundhaltung eine Rolle für den Umgang mit anderen?

Egoismus ist wichtig, ist es doch – zumindesst in meinem Verständnis – eine Art von Selbstliebe. Die Frage ist, was wir und andere unter diesem Begriff verstehen und wie ihn jeder für sich definiert. Ich glaube, so wie ich es in meinem Buch schreibe, ist wichtig, neben dem „An-sich-selbst-denken“ die anderen Menschen immer wertschätzend zu behandeln. Also, ich kann jemanden zu einem Termin wertschätzend absagen. Aber wie derjenige mit dieser Absage umgeht (also ob er sich dadurch beleidigt, zurückgesetzt fühlt etc.) liegt nicht mehr in meiner Verantwortung.
Und das hat nichts mit Egoismus zu tun, sondern mit dem Gesetz der Kommunikation: Senden und Empfangen (also Wahrnehmen des Gesagten).


Ein wichtiges Thema in Ihrem Buch sind Wünsche. Ihr großer Wunsch war es immer, einen Hund zu haben. Diesen Wunsch haben Sie sich erfüllt. Doch was ist mit Wünschen, die schlicht nicht erfüllbar sind? Wie gehe ich mit solchen Wünschen um? Gebe ich sie einfach auf und suche mir einen anderen Traum? Oder haben „unerfüllte Wünsche“ nicht doch einen gewissen Einfluss auf mich?

Ich könnte jetzt platt sagen: ich wünsche mir gar nicht erst das, was nicht möglich ist. Die Frage ist ja, WAS ist eigentlich mein Wunsch und bleibt er – in meiner Welt realistisch und ist es wirklich EIN Wunsch von mir aus dem Herzen. Oder will ich es – als vermeintlichen Wunsch – und stelle fest, es ist gar nicht erreichbar. Dann macht der Wunsch per se natürlich unzufrieden. Also, wenn ich mir wünschen würde, ich möchte in eine mega Villa mit 30 Zimmern wohnen und acht Hunde haben, dann ist das vielleicht ein toller Wunsch, der nicht erfüllbar ist. Interessant ist, dass ich es gar nicht will. Das heißt, bevor ich schaue, ob ein Wunsch wirlich erfüllbar ist, muss ich mich erstmal fragen, ist es überhaupt MEIN HERZENSWUNSCH.
Und ich bin der Meinung, dass alles das, was wir uns sehnlichst wünschen, auch erfüllbar ist. Nur muss ich – immer – etwas dafür tun, dass er in Erfüllung geht. Und daran hapert es bei vielen Menschen schon. Sie sind nicht bereit, wenn Sie einen Wunsch haben, dafür auch richtig viel zu tun oder viel zu lassen.


Sie sind wunschlos glücklich? Oder gab es auch Entscheidungen, die Sie im Nachhinein bereuen oder infrage stellen, ob es nicht anders doch besser gewesen wäre? Wenn ja, wie gehen Sie damit um?

Ja, ich bin wunschlos glücklich. Un: ja, ich denke an manche Lebensmomente zurück, die ich evtl. heute anders machen würde. Bereuen tue ich nichts. Denn das würde ja heißen, dass ich mich so sehr in der Vergangenheit befinde, die ich eh nicht mehr ändern kann. Ich weiß, warum ich manche Entscheidungen (die mir heute traurig erscheinen) damals so getroffen habe. Und damals ging es nicht anders. Ja, natürlich habe ich dann auch Momente, die klingen wie „Wenn ich damals … dann wäre ich heute …“. Aber soll ich Ihnen etwas sagen? Ich denke eher von jetzt in die Zukunft und ich sage mir in bestimmten Momenten dann: Ich würde es JETZT anders machen, wenn die Chance nochmal kommt. Und ich glaube an diese Chance, die dann auch irgendwann bestimmt nochmal kommt. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.


Cover Titel Jetzt bin ich mal dran Jetzt bin ich mal dran
Wie ein selbstbestimmtes Leben gelingt
ISBN 978-3-96186-029-6

Cover Bewerbung to go metropolitan

Bewerbung to go

Das Thema Bewerbung treibt uns regelmäßig den Schweiß auf die Stirn – und denkt man an die Flut an mehr oder weniger hilfreiche Bewerbungsratgeber liegen die Nerven erst recht blank.

Aus diesem Grund hat Sandra Gehde, die selbst Quersteigerin im Personalwesen ist, dieses Buch geschrieben für alle, die keine Zeit haben, sich stundenlang mit einem Anschreiben zu beschäftigen. Für alle, die keine Lust haben, nächtelang im Internet zu surfen, nur um herauszufinden, wie viele Leerzeilen zwischen Anschrift und Anrede stehen sollen und wo das verflixte Datum hinkommt.

Das Festhalten an althergebrachten Strukturen, nur um ihrer selbst willen, entspricht nicht dem natürlichen Lauf der Dinge! Alles verändert sich – und der Fortschritt ist in jedem Bereich unseres Lebens hautnah spürbar: Information at your fingertips und autonomes Fahren sind längst Realität oder auf dem Weg dorthin.

Auch die Arbeitswelt und ihre Anforderungen verändern sich ständig. Nur von den Bewerbern wird häufig genug noch erwartet, sich in veraltete Strukturen zu fügen und Bewerbungen in einer Sprache zu erstellen, die kein Mensch mehr spricht – die vielleicht nie wirklich so gesprochen wurde. Das erscheint verrückt, welchen Sinn soll das haben?

Deshalb bietet  Bewerbung to go einen zeitgemäßen Weg, deine Bewerbung erfolgreich zu gestalten, ohne dich dabei zu verbiegen und ohne zuerst einen Bachelor im Personalwesen machen zu müssen. Deswegen auch der Titel – wie ein Kaffee zwischendurch!

Um das Thema Bewerbung anschaulich darzustellen, wurden die Texte nach der Micro-Learning-Methode aufbereitet und Checkboxe am Ende der wichtigsten Abschnitte helfen, das Erlernte zu wiederholen und zu veranschaulichen. Die Antworten findest du hier.

Checkbox Nr. 1: First step!

Bewerben, so einfach wie Einkaufen. Mit einem Click zum neuen Job. Die Generation Y macht es möglich. Die Digital Natives sind in den Führungsebenen angekommen und bringen frischen Wind in den angestaubten Bewerbungsprozess.

Sie wollen es dem Bewerber leicht machen, mit Mobile Recruiting und smarten Bewerbungsabläufen. Den meisten Arbeitgebern kannst du irgendwo folgen, sie irgendwo liken und bewerben kannst du dich auch auf fast jede Art und Weise. Nutze die Möglichkeiten, gehe Job-Shoppen!

Mit Checkbox Nr. 1 (Seite 27) solltest du abfragen,  was das Wichtigste ist, um deinen Social-Media-Account optimal für die Jobsuche einzusetzen. Die Antwort gibt es hier:

Checkbox aus Bewerbung to go

Checkbox Nr. 2: Scrabble time!

Bewerbungsportale, reine Jobbörsen und Jobsuchmaschinen gibt es online inzwischen so viele wie Geschmacksrichtungen bei Kaffeekapseln – eine unglaublich große und bunte Auswahl! Nachfolgend findest du eine kleine Kostprobe.

Auf Bewerbungsportalen und zunehmend auch auf den Seiten der Jobbörsen erhältst du meistens noch weitere Tipps und Informationen zum Thema Bewerbung.

Hier erfährst du das Lösungswort aus dem Buchstabenrätsel in Checkbox Nr. 2 von Seite 38:

Checkbox aus Bewerbung to go

Checkbox Nr. 3: Matchingwords-Challenge

Das Auswertungsprogramm von Online-Stellenformularen, das über deine Antworten läuft, sucht nach Matchingwords, die zum Stellenprofil passen bzw. die in der Anzeige direkt abgefragt werden. Es lohnt sich im Freitext, relevante Wörter aus der Jobanzeige zu wiederholen. Für die Computerauswertung könntest du die Wörter auch einfach in einer Liste untereinander schreiben. Die zweite oder dritte Sichtung übernimmt jedoch ein Mensch – und der bewertet deine Bewerbung positiver, wenn du die Matchingwords in einem kleinen Text zusammenfasst.

Mit Checkbox Nr. 3 auf Seite 49 solltest du die Anwendung von Matchingwords üben. Hier die Lösung:

Checkbox aus Bewerbung to go

Checkbox Nr. 4: Foto-Review

Ein Foto ist verzichtbar und nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) ist die Anforderung eines Fotos gar nicht mehr zulässig. Internationale Unternehmen weisen häufig explizit darauf hin, dass ein Foto nicht erwünscht ist. Sie wollen den Verdacht einer Diskriminierung aufgrund von Äußerlichkeiten erst gar nicht aufkommen lassen. Wenn das der Fall ist, halte dich daran. In allen anderen Fällen verzichte nicht auf den Vorteil eines Fotos!
Denn das AGG hat völlig recht: Ein sympathisches Foto beeinflusst den Betrachter – zu deinen Gunsten. Das ist einfache Psychologie und geschieht völlig unbewusst. So wertvoll ist dein Foto!

Doch was ist das optimale Foto? Checkbox Nr. 4 (Seite 66) lieferte dir einige Beispielbilder, die es zu bewerten galt. Welches hättest du ausgewählt?

Checkbox aus Bewerbung to go

Checkbox Nr. 5: Quiztime!

Das Anschreiben einer Bewerbung lässt so manchen Bewerber verzweifeln, obwohl es an Bedeutung eigentlich verloren hat. Nichtsdestotrotz sollte es kurz und knapp das Wichtigste zu deiner Person zusammenfassen. Aber nicht vergessen: Strapaziere deinen potenziellen künftigen Arbeitgeber nicht mit Endlossätzen, deren Aussage am Ende gegen Null tendiert.

Checkbox Nr. 5 (Seite 73) hat dir ein paar Beispielsätze zur Auswahl gestellt. Hättest du sie alle so übernommen? Hier die richtigen Antworten:

Checkbox aus Bewerbung to go

Checkbox Nr. 6: Zeugnis-Roulette!

Deine Zeugnisse und Nachweise sprechen für dich, setze sie wirkungsvoll ein! Je nachdem, welche Zeugnisse und Nachweise du hast, kannst du sie einteilen in die Must-haves und die freiwilligen Nachweise.

Doch was muss wirklich in die Bewerbung? Hier die Antworten zum Zeugnis-Roulette aus Checkbox Nr. 6 (Seite 91):

Checkbox aus Bewerbung to go

Checkbox Nr. 7: Richtig oder falsch?

Sparsam eingetaktet, entfalten positive Eigenschaften in der Bewerbung eine glänzende Wirkung. Verwende diese Adjektive im Hauptteil des Anschreibens oder auch im Lebenslauf bei „Soft Skills“. Es passt auch für die Detailbeschreibungen, wenn du noch etwas einstreuen möchtest. Suche Eigenschaften aus, die wirklich zu dir passen und voraussichtlich gut beim zukünftigen Arbeitgeber ankommen.

Wie war das noch gleich? Hier gibt´s die Antworten zu Checkbox Nr. 7 (Seite 101):

Checkbox aus Bewerbung to go

Checkbox Nr. 8: Brainteaser!

Mit Checkbox Nr. 8 (Seite 140) haben wir dein logisches Denken auf die Probe gestellt. Konntest du das Rätsel lösen? Hier die Auflösung:

Checkbox aus Bewerbung to go

Kleine Gehirnkunde

Das Gehirn ist genial. Wenn du häufig in kurzer Zeit die gleichen Texte liest, korrigiert das Gehirn Fehler im Text von allein, es weiß ja schließlich, was du eigentlich schreiben wolltest. Das ist toll vom Gehirn. Aber das bedeutet für dich, dass du diese Fehler gar nicht mehr wahrnimmst und es erschwert das Korrekturlesen der eigenen Texte ungemein. Das zeigte dieses kleine Buchstabenrätsel auf Seite 133:

Checkbox aus Bewerbung to go

Cover Titel Bewerbung to go Bewerbung to go
Erfolgreich bewerben mit der Micro-Learning-Methode
Entspannt und zeitgemäß zum neuen Job
ISBN 978-3-96186-030-2

Symbolgrafik für Erfolg im Job: Frau blickt in die Ferne

Was ist beruflicher Erfolg?

In den ersten ein, zwei Wochen im neuen Jahr vergeht kaum ein Gespräch ohne die obligatorischen Wünsche für ein „erfolgreiches neues Jahr“. Was aber ist Erfolg? Ein besseres Gehalt? Ein Aufstieg auf der Karriereleiter? Vielleicht eine kürzere Anfahrt zur Arbeit, eine bessere Zusammenarbeit im Team oder mehr Freizeit? Die Liste der beruflichen Wünsche ließe sich beliebig verlängern, beispielsweise mit einer besseren Führungskraft als Chef, mehr Gestaltungsspielraum oder Beteiligung an wichtigen Entscheidungen. Beruflicher Erfolg lässt sich nur schwer messen. Unser  Autor Vincent Zeylmans berichtet aus der Praxis.

Verschiedene Lebensbereiche beeinflussen einander

Da die verschiedenen Lebensbereiche stets ineinandergreifen, wünscht sich manch einer vielleicht eine bessere Gesundheit, eine Klärung der Beziehung zu den Kindern oder eine Deeskalation von Streitigkeiten mit dem näheren Umfeld, damit die persönliche Energie wieder voll in den beruflichen Erfolg investiert werden kann.

Erfolg hat unterschiedliche Gesichter. Ich erzähle Ihnen drei kurze Geschichten von meinen Klienten, die aus meiner Sicht im Jahr 2018 erfolgreich waren. Möglicherweise inspirieren Sie die Entscheidungen dieser Personen.

Erfolgsgeschichte 1:

Petra, 26 Jahre

Petras Vater ist seit Jahrzehnten angestellter Geschäftsführer einer Baustoffgruppe. Als Kind bekommt Petra die enge Beziehung zwischen ihrem Vater und der Eigentümerfamilie mit. Sie ist „auserkoren“, ihrem Vater eines Tages zu folgen. Dieser Tag ist vielleicht nicht mehr weit weg, denn ihr Vater feiert in diesem Jahr seinen 63. Geburtstag. Es herrscht aber noch keine Klarheit. Petra wird nichts geschenkt. Ihre Berufung muss sie sich verdienen.

Um mal was anderes zu sehen, ging sie nach Dublin in Irland und arbeitete im Vertrieb eines Software-Unternehmens. Dort sollte sie Kundenorientierung lernen. Auf Arbeit, so erzählte sie es ihrem entsetzten Vater und mir, hatte sie eine Hängematte, jeden Tag frische Säfte, einen Masseur, der wöchentlich kam, eine Mitgliedschaft im Fitness-Center sowie flexible Arbeitszeiten und ein tolles Team von jungen Leuten. Nach einem Jahr hätte sie Teamleiterin werden und überdurchschnittlich gut verdienen können.

Beruflicher Erfolg = langfristige Perspektive?

Petra fühlt sich aber berufen, in die Fußstapfen des Vaters zu treten und die Chance wahrzunehmen, welche die Inhaberfamilie ihr bietet. Dazu ist zunächst noch eine Station in einem anderen Baustoffunternehmen fällig. Sie sieht eine Anzeige als Assistent des Geschäftsführers einer nicht konkurrierenden Gruppe, die in einer anderen Region der Bundesrepublik tätig ist.

Petra fängt hier Anfang 2019 an. Beruflicher Erfolg ist für sie nicht, das meiste Geld zu verdienen oder den größten Spaß zu haben. Sie fühlt sich familiären Werten und Chancen verpflichtet. Ihre Perspektive ist langfristig. Dafür verzichtet sie darauf, den kurz- und mittelfristig einfacheren und lukrativeren Weg zu gehen. Ihre Entscheidung fällt ihr nicht leicht, kommt aber ohne Druck zustande. Petra weiß nicht, ob sie die Kündigung in Dublin jemals bereuen wird.

Erfolgsgeschichte 2 :

Torben, 40 Jahre

Torben ist ein alter Hase in der Versicherungswirtschaft. Er hat verschiedene Stationen durchlaufen. Bei seinem letzten Arbeitgeber haben ihm die Unternehmenswerte zugesagt. Er dachte, die wären nicht nur auf Papier geschrieben, sondern würden auch gelebt. Von der Realität war er sehr enttäuscht. Gerade von seinem Chef hatte er viel erwartet – und von ihm erhielt er die Kündigung.

Torben war dennoch guter Dinge. Ein Profi. Im besten Alter. Nicht zu teuer. Dazu der Fachkräftemangel. Er war dann überrascht, wie zäh sich der Bewerbungsprozess gestaltete. Ausgerechnet im Dezember erhielt er in einer Woche fünf Einladungen zum Jobinterview. Jeden Tag eins. Nun war er sich sicher, dass er den Erfolg in der Tasche hatte. Doch am Ende der Woche sah seine Bilanz ernüchternd aus: Zwei Absagen, zwei Arbeitgeber passten überhaupt nicht. Blieb eine Option übrig.

Steht beruflicher Erfolg über allem?

In der Selbstreflexion stellte Torben fest, dass er sich mit dem Produkt des übrig gebliebenen Arbeitgebers nicht identifizierte. Auch war hier Aufbauarbeit gefordert, die er in dem Maße eigentlich nicht nochmals erbringen wollte. Gleichzeitig war das Angebot attraktiv: Das Ende der Bewerbungsphase. Man kann es doch einfach mal probieren. Wenn es nicht passt, ist eine Kündigung immer möglich.

Torben nahm jedoch einen Perspektivwechsel vor. Er wusste, dass es auch eine Nummer zwei und drei auf der Bewerberliste gab, die eine Absage erhalten würden, wenn er zusagte. Er hat lange nachgedacht und sich dazu entschieden, die Chance nicht wahrzunehmen. Seine Integrität stand ihm im Weg. Dummheit? Er betrachtet seine Entscheidung, die ihn seine Jobsuche 2019 fortsetzen lässt, als Erfolg.

Erfolgsgeschichte 3:

Joachim, 57 Jahre

Joachim hat als Ingenieur und Vertriebsleiter für unterschiedliche Konzerne gearbeitet. Nach der Kündigung beim letzten Arbeitgeber war er verhalten optimistisch, was die Jobaussichten anging. Er wusste, dass sich Unternehmen gerade schwer tun, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Doch ihm war auch bewusst, dass sein Alter eine Rolle spielen würde.

Er entschied sich dagegen, sich auf alles zu bewerben, was ihm „über den Weg lief“. Keine Copy-and-paste-Anschreiben an jeden beliebigen potenziellen Arbeitgeber. Er wollte nicht mit anderen Kandidaten im Wettbewerb stehen, indem er sich auf ausgeschriebene Stellen bewarb. Den Markt recherchierte er sorgfältig und sendete – mit Herzblut – Initiativbewerbungen an Firmen, die er für passend hielt. Und wurde enttäuscht.

Beruflicher Erfolg durch Fleiß und Zufall

Sein Erfolg: Er gab nicht auf. Er hat an seiner Überzeugung festgehalten, dass es irgendwann funktionieren würde. Nun kommt der Zufall ins Spiel – der aber durch Fleiß herbeigerufen werden kann. Ein Unternehmen in chinesischer Hand sucht einen Vertriebler, der einen Konzern betreut, für den Joachim in der Vergangenheit gearbeitet hat. Joachim kennt die Strukturen und die Kultur. Er wird zum Vorstellungsgespräch eingeladen …

Was ist mit Ihrem beruflichen Erfolg?

Wie sieht nun Ihre Erfolgsvorstellung für das nächste Jahr aus? Sei es mehr Verantwortung zu übernehmen, weniger Stress zu haben oder einfach gute Entscheidungen für sich zu treffen: Ich wünsche Ihnen für Ihr Vorhaben gutes Gelingen!

Haben Sie Fragen? Setzen Sie sich gern mit  Autor Vincent Zeylmans unter info@zeylmans.de in Verbindung.


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 So geht Bewerben: Tipps vom Karriere-Coach

Der Experte in Sachen  Bewerbung Vincent G.A. Zeylmans van Emmichoven gibt Einsteigern, erfahrenen Arbeitnehmern und Quereinsteigern Tipps zum richtigen Verhalten im Bewerbungsgespräch, zum verdeckten Arbeitsmarkt und vielen weiteren spannenden Fragen rund um Bewerbung und Karriere.


Über den Autor

 Vincent G.A. Zeylmans van Emmichoven, Experte in Sachen Bewerbung, gibt Einsteigern, erfahrenen Arbeitnehmern und Quereinsteigern Tipps zum richtigen Verhalten im Bewerbungsgespräch, zum verdeckten Arbeitsmarkt und vielen weiteren spannenden Fragen rund um Bewerbung und Karriere. Als SZ-Jobcoach schreibt er regelmäßig für die Süddeutsche Zeitung.

Jeden Monat zeigt er innovative und teils kuriose Ansichten und Herangehensweisen an Probleme, die garantiert jeder Bewerber in seinem Leben einmal erlebt hat – vom Bewerbungsprozess bis hin zum heiß ersehnten Gespräch, vom Berufseinstieg bis zum beruflichen Neuanfang.

 Vincent G.A. Zeylmans van Emmichoven blickt auf eine internationale Karriere als Geschäftsführer mehrerer mittelständischer Unternehmen und Konzerne (u.a. Yves Rocher und Gillette) zurück. Der Karriere-Coach hält als Gastdozent am MCI Management Center Innsbruck Vorträge zum Thema Job-Hunting, verfasst Beiträge für das Magazin FOCUS und ist Kolumnist bei der Süddeutschen Zeitung.

Roborter der Notizblock hält

Vernichtet die Digitalisierung Arbeitsplätze?

Die Arbeitswelt befindet sich im Umbruch. In der öffentlichen Debatte hört man Befürchtungen, dass der technologische Wandel und insbesondere die Digitalisierung zu Jobverlusten führen wird. Ist diese Sorge berechtigt? Oder bringt die „Arbeitswelt 4.0“ sogar neue Jobs und mehr Wohlstand?

Die Ökonomin Melanie Arntz vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim sieht vor allem einen massiven Strukturwandel als Folge der Digitalisierung. Was versteht man überhaupt unter Arbeit 4.0? „Wenn man sagt, Arbeit 4.0 bezieht sich vor allem auf die veränderte Weise, wie wir arbeiten, sei es im Home office, entgrenzt und ständig digital vernetzt, dann finde ich, dass man heute vielfach schon so arbeitet, wie Arbeit 4.0 auch in fünf Jahren sein wird“, sagt Leibniz-Professorin Arntz im Interview mit der Fachzeitschrift N-Journal. Experten warnen aber davor, immer nur auf drohende Arbeitsplatzverluste zu schauen. Gern zitiert wird immer die Studie des Ökonomen Carl Benedikt Frey und des Informatikers Michael Osborne aus dem Jahr 2013, wonach 42 Prozent der Jobs in Deutschland durch Digitalisierung und Automatisierung ersetzt würden, in den USA sogar 47 Prozent.

Melanie Arntz hat dieser Studie im Jahr 2016 eine eigene entgegengehalten und sieht in Deutschland nur rund jeden zehnten Arbeitsplatz von Automatisierung bedroht. Wie kommen solche unterschiedlichen Werte zustande? „Frey und Osborne nahmen an, dass Berufe homogen sind“, sagt Arntz. Das heißt: Alle Beschäftigten in einem Berufsfeld haben eine bestimmte Tätigkeitsstruktur. Diese vorausgesetzt, kommen sie dann zum Ergebnis: 47 Prozent sind potenziell ersetzbar. „Die Annahme dagegen, die wir getroffen haben, ist: Nein, es gibt auch innerhalb von Berufen ein ganz weites Spektrum“, erläutert die Mannheimer Arbeitsmarktforscherin. Berufsbilder befänden sich in einem ständigen Anpassungsprozess. „Das, was ein Automechaniker früher gemacht hat, heutzutage als Mechatroniker, unterliegt ja permantem Wandel.“


Das komplette Interview lesen Sie im N-Journal 1/2019. Mehr Informationen unter  www.nachhaltigkeit-wissen.de !

rosa Glühbirne leuchtet - Selbstständigkeit wagen

Trau dich und bring deine Idee zum Leuchten

Die erfahrene Gründungs- und Unternehmensberaterin Astrid Hochbahn begleitet seit vielen Jahren kreative Köpfe bei der Verwirklichung ihres Traums von der Selbstständigkeit oder dem eigenen Unternehmen. Doch der Weg vom ersten Funken bis zum letztlichem Leuchten ist lang und steinig. Mit ihrem neuen Buch „Bring deine Idee zum Leuchten“ hilft sie all denjenigen, die den Mut aufbringen möchten, den ersten Schritt zu tun und die Selbstständigkeit zu wagen.

Liebe Frau Hochbahn, Sie beraten täglich Menschen, die sich mit dem Gedanken tragen, sich selbstständig zu machen. Was sind denn die Hauptgründe für diesen Beschluss?

Es gibt deutliche Wellen beim Gründungsgeschehen. Wenn die Arbeitslosigkeit hoch ist und Menschen Schwierigkeiten haben, einen Job zu finden, denken viele über eine Gründung nach. Doch auch im Augenblick, wo die Beschäftigungslage gut ist, reizt es viele Menschen, sich eventuell selbstständig zu machen. Die Gründe dafür sind ganz unterschiedlich: Viele haben Ideen und Träume, die sie gerne verwirklichen möchten oder brennen für Inhalte, die sie umsetzen möchten. Andere reiben sich an Strukturen, die ihnen zu wenig Freiheit lassen. Sie fühlen sich eingeengt durch einen starren 40-Stunden-Tag, durch Chefs, die sie gängeln, durch enge Vorgaben oder uninteressante Arbeitsinhalte. Wenn sie zunehmend das Gefühl haben, nicht mehr gerne zur Arbeit zu gehen, fangen sie an über Veränderungen nachzudenken. Und wenn der Blick in den Stellenmarkt keine Lösung bietet, liegt es nahe, selbst etwas auf die Beine zu stellen.

Mehr Geld zu verdienen, ist eher ein Nebenaspekt. Die meisten Menschen wollen etwas tun, was sie erfüllt und was für sie Sinn macht.


Für den Schritt in die Selbstständigkeit braucht es schon eine gewisse Portion Mut. Wie helfen Sie potenziellen Gründern, den entscheidenden Schritt zu wagen?

Oft geht es darum, vor dem entscheidenden großen Schritt andere kleine zu machen, die Mut machen. Sich selbstständig zu machen ist ein Prozess. Es ist wichtig, die eigenen Ängste zuzulassen und anzuschauen. Die Gefahr, die man kennt, ist oft erheblich weniger bedrohlich, als das Rascheln im Gebüsch, das man nicht einordnen kann. Für Ängste, die man sich anschaut, lassen sich oft ganz pragmatische Lösungen finden. Es geht darum, sich mit der eigenen Selbstständigkeit zu beschäftigen und immer genauer herauszufinden, was man wie machen möchte. Sich in Gedanken zu bewegen, ist ja noch weitgehend ungefährlich. Irgendwann ist der letzte Schritt, es wirklich zu tun, dann gar nicht mehr so groß.

Je konkreter die Dinge werden, desto deutlicher lässt sich auch das Risiko eingrenzen. Und jeder hat die Wahl, welche Selbstständigkeit er oder sie sich kreiert. Das heißt es ist ein Prozess, der eigenen Selbstständigkeit entgegen zu wachsen – und sie andererseits so zu formen, das sie passt und nicht zu groß ist. Vom Start aus kann man ja immer noch weiterwachsen.


Wann ist der richtige Zeitpunkt, eine Idee tatsächlich Wirklichkeit werden zu lassen? Gibt es den überhaupt?

Ich glaube, das ist für jeden anders, was er oder sie braucht, um sich zu trauen. Manchmal haben es die leichter, Kreativität zu wagen, die weniger zu verlieren haben. Wer eh mit dem Rücken an der Wand steht, hat durch neue Schritte viel zu gewinnen. Wer satt und saturiert, aber unglücklich in einem gut bezahlten Job steckt, hat viel mehr zu verlieren. Ich glaube, der richtige Zeitpunkt, um sich mit Alternativen zu beschäftigen, ist dann gekommen, wenn man merkt, dass man nicht gerne zur Arbeit geht. Ich finde, unser Leben ist zu kostbar, um bis zu 40 Stunden in der Woche mit etwas zu verbringen, was wir nicht tun wollen. In der Regel gibt es etwas, was wir tun können, um unser Leben zu verändern – auch wenn man denkt, man stecke fest.

Wer sich mit seiner Idee beschäftigt und sie so konkret werden lässt, der weiß irgendwann, wie er die Dinge angehen will. Es geht darum, die eigene Branche kennenzulernen, den Markt, die KundInnen, Dinge auszuprobieren – alles, was man tun kann, ohne den großen Sprung zu wagen. Und irgendwann kommt dann der Zeitpunkt, da lässt sich das eigene Leben nicht mehr in der Schwebe halten. Bei den einen kribbelt es dann und sie wollen einfach loslegen. Bei den anderen entsteht Druck von außen – vielleicht merkt der Chef, dass man nicht mehr mit dem Herzen bei der Sache ist usw.


Und gibt es auch einen entscheidenden Punkt, an dem Sie zwingend von einer Gründung bzw. der Selbstständigkeit abraten?

Mein Credo ist, dass sich alles lernen lässt und ich würde nie jemandem sagen, du bist auf keinen Fall geeignet, lass die Finger generell vom Thema Selbstständigkeit. Aber ich würde sagen, du musst unbedingt dies und jenes klären, manches noch lernen und produktive Haltungen finden, sonst bin ich sehr skeptisch, ob du erfolgreich sein wirst. Zum Bespiel, wenn jemand keine Ahnung von der Branche und dem Feld hat, in das er sich begibt oder wenn jemand klipp und klar sagt, ich bin nicht bereit, mich mit Zahlen, Buchhaltung, Steuern etc. zu beschäftigen. Man muss das nicht alles alleine können, aber wenigstens bereit sind, sich darum zu kümmern. Ich weise Menschen auch darauf hin, wenn ihre Gedanken noch zu unausgegoren sind, um sie zu realisieren – daran wachsen Ideen, ist meine Erfahrung. Wenn man aufspürt, was noch nicht stimmig ist, hat die Idee viel größere Chancen auf Erfolg.


Und wenn es letztlich doch schief geht? Wenn meine Idee nicht leuchtet?

Dann geht es darum, sie zu polieren, an ihr zu arbeiten. Oft funktionieren die Dinge nicht auf Anhieb. Es geht darum, Kundinnen und Kunden und Märkte besser zu verstehen und herauszufinden, warum der Funke noch nicht überspringt. Dass die Idee am Anfang nicht leuchtet, ist eher der Normalfall als die Ausnahme. Dann kann man aufhören und aufgeben oder die Ärmel hochkrempeln und erst recht weitermachen und schauen, was man verändern kann.

Und genauso legitim ist es zu sagen, ich habe es wenigstens versucht, aber hier geht es gerade nicht weiter. Ich suche mir jetzt einen Job, ich versuche es mit einer anderen Idee irgendwann neu … Ich erlebe es, dass Menschen sich positiv verändern, wenn sie sich mit dem Thema Selbstständigkeit beschäftigen – auch wenn sie ihr Projekt wieder aufgeben. Durch die Selbstständigkeit erleben sie sich in einer Gestalterperspektive und finden heraus, wer sie sind und was sie in der Welt bewegen wollen. Das kommt ihnen auch in einem Job zugute.


Cover Buch Bring deine Idee zum Leuchten Bring deine Idee zum Leuchten
Die KREATIV-Methode zur erfolgreichen Realisierung von Projekten – für Beruf, Gründung und Unternehmensentwicklung
ISBN 978-3-96186-018-0

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Zwei Lektorinnen mit Buch am Verlagsstand - Interview Buchmarkt metropolitan

metropolitan im Interview mit dem BuchMarkt

Anlässlich des 1. Jubiläums von metropolitan haben unsere Lektorinnen Melanie Krieger und Sylvia Gelinek dem BuchMarkt – Das Ideenmagazin für den Buchhandel ein Interview gegeben.

Auszug Interview Buchmarkt metropolitan:

BuchMarkt:  Wie fühlt es sich an –  der erste Geburtstag?

Melanie Krieger: Ganz wunderbar fühlt es sich an, denn wir haben viel erreicht und können optimistisch in die Zukunft blicken. Vor einem Jahr sind wir mit vier Titeln an den Start gegangen und haben nun schon 19 metropolitan-Bücher im Regal stehen.

Sylvia Gelinek: Und die Bücher sind so bunt und schön, dass der Anblick immer motiviert, wenn wir das Regal vom Schreibtisch aus betrachten. Ein Jahr metropolitan bedeutet außerdem: ein Jahr erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem neuen Team, mit den Autoren und zu unserer großen Freude mit dem Buchhandel.

Wer erfahren möchte, wie unser erstes Jahr gelaufen ist und bei wem wir uns bedanken möchten, der findet das gesamte Gespräch auf der Seite vom  BuchMarkt.

 

Asymbolfoto Agilität: Eine Comic-Rakete in einer Glühbirne

Nur Mut zu Agilität!

Kein Tag vergeht, an dem wir nicht über den Begriff Agilität stolpern. Von allen Seiten werden wir zu mehr Flexibilität und Agilität aufgerufen, um gut auf das scheinbar drohende Unheil, die fortschreitende, nicht aufzuhaltende Digitalisierung vorbereitet zu sein. Doch was steckt hinter dieser Forderung? Sind die Zweifel und Ängste vor der digitalisierten Welt wirklich begründet?

Herr Hübler, in Ihrem neuen Buch beschäftigen Sie sich mit Agilität in Zeiten der Digitalisierung. Ganz in Ihrem Sinne könnte man nun provokant fragen: Agilität ist in aller Munde – gibt es dazu tatsächlich noch etwas Neues zu sagen?

Sonst hätte ich wahrscheinlich kaum ein Buch dazu geschrieben. Obwohl: Um, auf der Agilitätswelle mit zu reiten …? Ernsthaft: Es gibt dort draußen natürlich schon einige Bücher zum Thema Agilität und Digitalisierung. Teils sind gute Ansätze dabei, teils allerdings sind es lediglich Sammlungen bereits bekannter Methoden, was mit Agilität nur am Rande zu tun hat, das Verständnis dafür jedoch nicht im Kern trifft.

Dazu kommen eine Menge Bücher, die das Thema beinahe nur aus der IT-Ecke betrachten, Stichwort Scrum. Bereits das Vokabular ist für viele Nicht-ITler wenig verständlich. Das verstärkt den Eindruck, das Thema würde sich auf die IT-Abteilung beschränken. Zum anderen fehlt meines Erachtens die Verbindung zum Thema Menschlichkeit. Ein Thema, das in keiner aktuellen Podiumsdiskussion zu den Folgen der Digitalisierung fehlen darf, jedoch in Buchform, noch dazu in Verbindung zum Thema Agilität, noch zu selten aufgarbeitet wurde. Genau an diesem Spannungsfeld einer menschlichen Agilität und Digitalisierung scheitern jedoch aus meiner Beratungserfahrung die meisten agilen Ansätze. Konkret: Erst wenn die Bedenken der Mitarbeiter, zum Beispiel in Bezug zu möglichen Kündigungen, ernst genommen werden, nimmt die Agilität auch in etwas trägeren Organisationen Fahrt auf.


In Ihrem Ansatz verknüpfen Sie Agilität mit Demokratie und Ethik. Warum gerade damit?

Agil zu führen bzw. agile Denkweisen in Organisationen einzuführen ist kein Selbstläufer. Wollen Führungskräfte, dass ihre Teams agiler werden, zum Beispiel schneller auf aktuelle Probleme oder Kundenbedürfnisse reagieren, bedeutet das für Führungskräfte, die Entscheidungsmacht für operative Themen direkt den Teams vor Ort zu überlassen. Einzelne Mitarbeiter und Teams müssen damit mehr Verantwortung übernehmen und selbstständiger werden. Ohne ein Verständnis für demokratische Entscheidungsstrukturen im Team geht das nicht. Während in Hierarchien Klarheit darüber herrscht, wer am Ende seinen Kopf hinhalten muss, können sich Mitarbeiter dann nicht mehr hinter einem Spruch wie “Das ist nicht meine Gehaltsklasse” verstecken. Als kooperative Basis braucht es folglich ein gemeinsames ethisches Verständnis darüber, was geht und was nicht, um im operativen Geschäft agil zu handeln. Eine New Work-Ethik ist damit kein nettes Zuckerl für die Mitarbeiter/innen. Sie ist vielmehr ein Muss, um Agilität und digitalisierte Prozesse langfristig in Organisationen zu etablieren.


Ihr Credo lautet: Agilität und Digitalisierung geht uns alle an! Aber wie sollen gerade Führungskräfte die verschiedenen Generationen von Mitarbeitern innerhalb eines Unternehmens unter einen Hut kriegen? Haben ältere Mitarbeiter denn überhaupt eine Chance gegenüber den Digital Natives?

Das ist genau der Punkt. Diese erfahrenen Mitarbeiter sind immens wichtig, um agile Ansätze in einem größeren, reiferen Kontext zu sehen. Immerhin haben sie schon so manchen Hype kommen und gehen sehen. Werden sie weniger als Bremser, sondern mehr als wertvolle Berater gewertschätzt und integriert, fallen auch die Widerstände weg.


Viele Menschen begegnen Agilität und auch der Digitalisierung mit Sorge oder sogar Angst. Warum ist das so? Ist diese Skepsis Ihrer Meinung nach begründet?

Die Skepsis ist definitiv begründet und sollte ernst genommen werden. In meinem Buch werbe ich dafür, der “juvenilen, lebendigen” Agilität etwas Reiferes, Erwachsenes, Bedachtes gegenüberzustellen. Gerade hier können ältere, besorgte Mitarbeiter genau die Menschlichkeit in die Konzepte einbringen, die Organisationen vor einem agilen Kollaps bewahren, in dem ohne Sinn und Verstand nur noch reagiert wird. Zumindest wenn wir eine Vision wie aus Dave Eggers Roman Circle nicht als Non-Plus-Ultra betrachten. Auch die Agilität oder Digitalisierungsmaßnahmen sollten Grenzen haben, um deren Vorzüge optimal zu nutzen.


Welchen Rat würden Sie daher Führungskräften, aber auch allen Mitarbeitern, die sich mit New Work so schwer tun, auf den Weg geben?

Ein Buch wie meines ist sicherlich nur ein Anfang. Ich lege darin zumindest mögliche Rahmenbedingungen, Fallstricke sowie die wichtigsten Ideen und Tools zur Einführung agiler Strukturen dar. Mein Buch liefert die Philosophie einer menschlich-agil-demokratischen Führung in einer digitalisierten Welt. Letztlich müssen jedoch Organisationen, Führungskräfte und Mitarbeiter ihre eigenen Wege finden. Nur weil Agilität cool klingt und es jeder machen will, heißt das noch lange nicht, dass es auch cool ist … oder dass Kunden es wollen. Wir vergessen häufig, dass die Meinungsbildung sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft oftmals von einer kleinen, aber lautstarken Gruppe ausgeht. Während es andere Kunden ärgert, wenn die Regale schon wieder umgestellt wurden, nur weil sich die Kundeninteressen anscheinend schon wieder verändert haben.

Beim Thema Digitalisierung gilt das Gleiche: Nicht alles, was digitalisiert möglich ist, muss auch digitalisiert ablaufen. Das Beispiel Scannerkassen zeigt deutlich mögliche Grenzen auf: Wenn Kunden haptisch einkaufen gehen, wollen die meisten nach wie vor den Kontakt zu echten Menschen. Ansonsten könnten sie die Waren auch bestellen und sich schicken lassen. Die Chance einer neuen Art von Arbeit liegt ja nicht darin, möglichst viele Prozesse zu digitalisieren und damit Arbeitskräfte einzusparen sowie mittels eines Reiz-Reaktionsimpulses auf sich wandelnde Kundeninteressen einzugehen. Stattdessen könnten frei gewordene Potenziale kreativ genutzt werden, zum Beispiel durch demokratisch-agilere Servicetätigkeiten, um für einige Mitarbeiter die Lebendigkeit zurück in automatisierte Arbeitsprozesse zu bringen.

Mein Rat lautet also: Finden Sie Ihren eigenen Weg und überlegen sich genau: Was wollen wir wirklich? Wie viel Digitalisierung brauchen wir? Und was fangen wir mit den Freiräumen an? Welche agilen Prozesse bringen uns weiter und machen unsere Arbeit lebendiger? Und wie viel Menschlichkeit als grundlegende Ethik unserer Arbeit wollen wir uns bewahren?


Cover Titel New Work New Work: Menschlich – Demokratisch – Agil
Wie Sie Teams und Organisationen erfolgreich in eine digitale Zukunft führen
ISBN 978-3-96186-016-6

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Cover Ryborz Schluss mit Bla Bla Bla metropolitan

Die Kunst der vertrauensvollen Kommunikation

“Schluss mit Bla Bla Bla!“, sagt Rhetorik-Experte Professor Heinz Ryborz in seinem Buch über erfolgreiches Kommunizieren. Die meisten Menschen haben die Kontrolle über ihr Kommunikationsverhalten verloren. Die Reiz- und Informationsüberflutung im digitalen Zeitalter führt zu voreiligen und wenig durchdachten Reaktionen. Mangelnde Substanz, Oberflächlichkeit, Daherplappern, Gewohnheit und die Unfähigkeit, Perspektiven zu verändern, beherrschen die Gespräche.

Heinz Ryborz zeigt einfache Möglichkeiten, sich von Automatismen zu befreien und wieder bewusster und authentischer zu kommunizieren. Mithilfe von zahlreichen Checklisten, Beispielen und Übungen sollen nicht nur die kritische Denkfähigkeit und das Durchsetzungsvermögen verbessert werden, sondern auch die Wahrnehmung, Intuition und Achtsamkeit.

Kommunikation mit Gefühl und Verstand ermöglicht es, die eigene Persönlichkeit stärker zu entfalten und andere besser zu verstehen. Seien Sie kritisch, aber bewerten Sie nicht! Stellen Sie Fragen und achten Sie auf die Bedürfnisse Ihrer Gesprächspartner! So setzen Sie Ihre Interessen durch und verbessern gleichzeitig Ihre Beziehungen im Berufs- und im Privatleben.

Cover Schluss mit BlaBlaBla! - Die Kunst der vertrauensvollen Kommunikation Schluss mit Bla Bla Bla!
Kommunikation mit Herz und Verstand
ISBN 978-3-96186-017-3

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Champagnerflasche Korken fliegt - Beitrag Humorvolle Provokation

Humor ist wie Champagner

Chefs sollen ihre Mitarbeiter wertschätzend behandeln. Allerdings bleibt die Ehrlichkeit dabei oft auf der Strecke. Humorvolle Provokation kann eine Lösung sein.

Provokation gehört dazu

Ein weiser Mann sagte einmal: Kindern erzählt man Geschichten zum Einschlafen – Erwachsenen zum Aufwachen. Für Humor gilt dasselbe: Führungskräfte haben die Pflicht, ihre Mitarbeiter zu provozieren, ob mit Geschichten, Witzen oder Metaphern. Doch das ist in deutschen Unternehmen nicht leicht.  Eine Studie der Universität Manchester bringt es auf den Punkt: „Deutsche mögen keine Überraschungen. Plötzliche Änderungen in geschäftlichen Angelegenheit sind unwillkommen. Geschäft wird von den Deutschen sehr ernst genommen, Humor ist unerwünscht.“

Führungskräften wird seit Jahrzehnten in Seminaren beigebracht, ihre Mitarbeiter wertschätzend zu behandeln. Doch wird dabei so manches ehrliche Wort geopfert. Allerdings ist es gerade diese Ehrlichkeit, die zu einem reinigenden Aha-Effekt führen kann.

Weil wir auch die unangenehmen Folgen von Provokation kennen, erfordert es Mut, erlernte und erwünschte Kommunikationsmuster zu durchbrechen. Natürlich sollte sich in einer Provokation jederzeit ein Verständnis für die Lage des Mitarbeiters widerspiegeln, um langfristig respektvoll zusammenzuarbeiten. Ein plumper Schlag ins Gesicht, wie wir es von den Twitter-Botschaften eines Donald Trump kennen, reicht nicht einmal für eine kurzfristig Kooperation aus.

Humor gezielt einsetzen

Wie wir an unserer Comedy-Müdigkeit sehen, kann es aber auch ein zu viel des Guten geben. Daher gilt: Humor ist wie Champagner – als Aperitif wunderbar geeignet, doch als Hauptgang nicht zu empfehlen. Gerade in Hierarchien sind Witze über sicherheitsrelevante Abhängigkeiten absolut tabu. Sagt ein Chef zum Mitarbeite: „Wenn Sie so weitermachen, werden Sie wahrscheinlich gekündigt“ , ist das selten witzig. Der Spruch verdeutlicht lediglich auf einer pseudo-humorigen Ebene die Machtverhältnisse.

Auch sonst ist unser Alltag gespickt mit Humor, der außer Ärger nichts bewirkt. Die üblichen Sprüche innerhalb der Belegschaft wie „Auch mal wieder da?“ sind allenfalls billige Provokationen. Im Anlauf lustig gemeint, doch nach der dritten Wiederholungsschleife so schal wie abgestandenes Bier. Mit einem Spruch wie „Sie sehen aus, als würde daheim die Hütte brennen“ gegenüber einer alleinerziehenden Halbtagskraft ließe sich sicherlich mehr erreichen. Es könnte sich sogar ein Gespräch über die Doppelbelastung der Person ergeben.

Fallbeispiel: Perfektion versus Klarheit

Auf der Basis gegenseitiger Wertschätzung führt Humor dazu, neue Perspektiven zu entwickeln, Verbindungen zu festigen, einen Mitarbeiter wachzurütteln und ihn zum Nachdenken anzuregen.

Ein Beispiel: Das Team von Frau Perfectopolus musste in diesem Jahr schon einiges mitmachen. Wann der bevorstehende Umzug in neue Räume stattfinden soll, ist immer noch unklar. Bis zur Entscheidung gibt es einen Investitions- und Einstellungsstopp. Dabei ist die Arbeitsbelastung schon jetzt erdrückend. Einige Kollegen denken offen über den Arbeitsplatzwechsel nach. Die letzten Aufrechten halten den Kahn gerade so über Wasser.

An sich ist Frau Perfectopolus eine gute Teamleiterin. Doch verliert sie sich in Perfektionismus und vergisst dabei die menschliche Seite der Führung. Ihr Abteilungsleiter, Herr Klarovic, hat sie bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass es zielführender wäre, ihrem Team geduldig zuzuhören. Was das Team bräuchte, wären Wertschätzung und Präsenz, um das verlorene Vertrauen wiederherzustellen. Frau Perfectopolus nickt ab, um dann schnell wieder in alte Muster zurückzufallen. Kann Herr Klarovic in so einer Situation mit Humor arbeiten? Aber, ja!

Mut zur Ehrlichkeit

Humor führt zu mehr Ehrlichkeit im Umgang miteinander. Eine Führungskraft, die offen mit ihren Mitarbeitern umgeht, verhindert Gerüchteküchen und passive Aggressionen. Gerade in stressigen Phasen führt  übertriebener Ernst zu Fanatismus und Zynismus. Unter Stress ist es normal, Ärger gegenüber einer Führungskraft zu empfinden. Mitarbeiter brauchen allerdings einen Kanal zum Dampfablassen. Besser sind da gemeinsames Lachen statt heimliche zynische Spitzen.

Herr Klarovic könnte wohlwollend lächelnd zur Teamleiterin sagen: „Frau Perfectopolus, ich schätze Sie sehr als eine Kollegin, die Situationen genau analysiert, um das Beste herauszuholen. In planbaren Zeiten ist das eine sinnvolle Vorgehensweise. Wir befinden uns jedoch in chaotischen Zeiten. Entsprechend können Sie Ihrem Team wenig Halt durch klare Erkenntnisse geben.“ Er schmunzelt und hält dabei Augenkontakt, um zu sehen, ob er ihr mit dieser Aussage nicht zu nahe tritt. Dann führt er fort: „Wenn ich Sie so beobachte und reden höre, erinnern Sie mich an einen Kreisel. Sie drehen und drehen sich und machen mich dabei etwas nervös.“ Frau Perfectopolus muss leicht beschämt schmunzeln. „In einer solchen Umbruchsituation vermute ich, dass Sie Ihre Mitarbeiter nervöser machen, als sie es ohnehin schon sind.“ Nun möchte er Frau Perfectopolus mit ins Boot holen. „Aber vielleicht fällt Ihnen ein ganz anderen Bild ein?“

Frau Perfectopolus antwortet, so habe sie das noch nicht gesehen, aber es sei schon etwas dran. Sie bewegt sich auch wie ein Kreisel von einer Situation in die nächste. Hier taucht ein Gerücht auf, dort gibt es Unstimmigkeiten, Enttäuschungen, Misstrauen und Ärger. Herr Klarovic fragt: „Wenn der Kreisel nicht anhält, vielleicht gibt es etwas, das ihm eine innere Stabilität in all dem Chaos verleihen könnte?“

Und so kommen sie nach und nach auf ganz andere Punkte, die Frau Perfectopolus wirklich helfen, um dem ganzen Chaos standzuhalten. Herr Klarovic schreibt Frau Perfectopolus damit nicht vor, besser zuzuhören, sondern hilft ihr mit der humorvollen Metapher des Kreisels, ihre innere Stabilität zu finden. Eine Stabilität, die ihr Lust macht, auch selbst mit Humor in ihrem Team zu arbeiten.

Bilder für die innere Stabilität

Wie kamen die beiden dorthin? Laut Inkongruenz-Theorie hängt Frau Perfectopolus zu Beginn der humorvollen Äußerung in der Luft. In diesem Stadium erfolgt die Enttäuschung: Kreisel? Was will mein Chef von mir? Sollte Frau Perfectopolus denken, Herr Klarovic sei ihr nicht wohl gesonnen, wird sie instinktiv ihre Scheuklappen tragen. Ist eine gute Bindung vorhanden, führt die provokant-respektvolle Enttäuschung zu einer Erweiterung der Perspektive: „Ich darf kreiseln. Meine Stabilität sollte ich jedoch nicht verlieren.“ Mit Sicherheit wird Frau Perfectopolus in chaotischen Situationen an den Kreisel denken und daran, was ihr helfen könnte, ihre innere Stabilität in Krisensituationen wiederzuerlangen.

So startet sie in der nächsten Teamsitzung todernst mit folgender Metapher: „Ich habe das Gefühl, wir sind die Crew der Enterprise und rasen von einem Asterioiden zum nächsten.” Nach einer kurzen Pause ergänzt sie: „Ich muss zugeben, dass dieses ständige Raserei mich schon ganz nervös macht. Euch auch, oder?” Manche im Team beginnen zu grinsen, andere sind noch verwundert. So kennen Sie ihre Teamleiterin bisher nicht. Ihre menschliche Seite kommt zum Vorschein. Und das humorvolle Bild war lediglich der Aufhänger, der Champagner, der Wachmacher, das menschliche Verbindungsglied, um anschließend ernsthaft auszuloten, was das Team wirklich tun kann, um sicher durch die unsichere Zeit zu gelangen.

Was Sie brauchen, um humorvoll zu führen:

  1. Lassen Sie Ihre Mitarbeiter spüren, dass Sie sie verstehen, auch wenn Sie anderer Meinung sind. Diese Ambiguitätstoleranz, das Aushalten unterschiedlicher Meinungen, ist eine wichtige Grundbedingung für provokant-kreative Auseinandersetzungen im Team. Nur wer wertschätzt und Verständnis zeigt, darf auch provozieren.
  2. Gehen Sie offenen Auges durch das Leben. Die Welt steckt voller grotesker Bilder, die für wunderbare Vergleiche herhalten können: das politische Weltgeschehen, Filme, Romane oder Tierdokus. Sammeln Sie Witze, Geschichten, Metaphern und Anekdoten. Humor ist vielfältig und will, wie alles andere auch, trainiert werden.
  3. Seien Sie in Gesprächssituationen präsent. Was wollen Sie mit Ihrer Provokation erreichen? Vertrauen Sie auf Ihre Intuition, wenn Ihnen ein humorvoller Einwurf, ein Vergleich oder ein Witz, einfällt. Sollten Sie merken, dass Sie über das Ziel hinausgeschossen haben, können Sie Ihr Gegenüber immer noch fragen, ob das Bild passt. Oder Sie gehen nach der It-was-just-a-joke-Methode: Der Witz ist draußen. Mal sehen, was passiert.

Gastbeitrag unseres Autors Michael Hübler im Magazin Human Resources Manager, Originalartikel unter:  www.humanresourcesmanager.de/magazin

Provokant Authentisch Agil Provokant – Authentisch – Agil
Die neue Art zu führen
Wie Sie Mitarbeiter humorvoll aus der Reserve locken
ISBN 978-3-96186-004-3
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Na dann, auf geht’s! Wir stellen Ihre Buchhandlung vor und Sie gewinnen an Reichweite. Fordern Sie unsere Aktionsplakate und Lesezeichen an oder laden Sie sich diese gleich herunter. Zeigen Sie uns anschließend Ihre metropolitan-Buchpräsentation, indem Sie uns entweder ein Foto oder auch gerne ein Video schicken. Wir veröffentlichen Ihren Beitrag auf unseren Social Media-Kanälen wie Facebook, Twitter und YouTube sowie natürlich auf unserer Homepage. So machen wir auf Sie und Ihre Buchhandlung aufmerksam und regen unsere Follower an, eine Buchhandlung zu besuchen. Beteiligen Sie sich an unserer Aktion – damit wir Sie unterstützen können!

Und wir haben noch lange nicht genug! Passend zur Frankfurter Buchmesse entwerfen wir eine tolle Broschüre, denn wir lieben den Buchhandel. Alle, die es nicht erwarten können, finden hier einen ersten Einblick.

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Wir feiern Geburtstag und du bist herzlich zum Lesen eingeladen! Anlässlich unseres einjährigen Jubiläums schenken wir jedem, der mit uns feiert, einen metropolitan Coffee-to-go-Becher. Alles, was du dafür tun musst: Gehe in deine Lieblingsbuchhandlung und mache dort ein schönes Foto von einem metropolitan-Buch. Schicke dieses Foto an info@metropolitan.de und verrate uns, in welcher Buchhandlung du das Bild gemacht hast. Dein Foto posten wir dann mit deinen Angaben auf unseren Social Media-Kanälen, um den lokalen Buchhandel zu unterstützen. Innerhalb weniger Tage schicken wir dir dafür einen metropolitan Coffee-to-go-Becher zu.

Du hast eine andere witzige Idee, unsere Bücher in Szene zu setzen? Schön! Wir freuen uns auch über Bilder von unseren Büchern an eurem Lieblingsleseort oder an anderen schönen Plätzen. Lasst euren Ideen freien Lauf!

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Seit knapp einem Jahr ist das neue metropolitan-Programm erfolgreich am Markt – mit Unterstützung des Buchhandels! Dafür sind wir sehr dankbar und möchten gerne etwas zurückgeben. Getreu unserem Motto „Finde deine Stärken“ startet zur Frankfurter Buchmesse 2018 unsere Kampagne „Wir lieben den Buchhandel“.

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Eine junge Frau sitzt vor ihrem Laptop und hat den Telefonhörer in der Hand

Das Telefoninterview – was gilt es zu berücksichtigen?

Vor wenigen Jahren undenkbar – nun fast Standard. Das Telefoninterview! Bewerber beklagen sich häufig: „Da kann ich nicht zeigen, wer ich bin“ oder „Wenn die mich kennenlernen wollen, sollen sie mich doch einladen“. Natürlich können wir lamentieren, aber wenn der Arbeitgeber es so wünscht, müssen wir uns damit auseinandersetzen.

Ein Telefoninterview hat auch Vorteile..

Aber die Vorgehensweise hat auch Vorteile. Wer von Hamburg nach München eingeladen wird, benötigt zumindest einen Tag Urlaub. Vielleicht ist dort bereits nach 10 Minuten offensichtlich, dass es überhaupt nicht passt. Dann gilt es nur noch, die Rückfahrt anzutreten. Natürlich ist es nett, auf Kosten des Unternehmens (das die Fahrtkosten übernimmt) die bayerische Hauptstadt kennenzulernen. Es bleibt aber oft das Gefühl, dass viel Energie für ein mageres Ergebnis investiert wurde.

Vor allem wenn sich diese Erfahrung zwei- oder dreimal wiederholt, taucht die Frage nach Alternativen auf. Für einen Arbeitgeber gibt es immer „Kann-„ und „Muss-Kriterien“. So kann es zwingend erforderlich sein, dass der Kandidat SAP beherrscht. Es ist auch möglich, dass sich die Gehaltsvorstellungen derart weit auseinanderbewegen, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer bei aller Sympathie einfach nicht zueinander finden werden. In solchen Fällen hat eine vorherige Klärung am Telefon mithilfe eines Telefoninterviews klare Vorteile.

Nachteile von Telefoninterviews

Ebenso ist es richtig, dass ein Telefonat Einschränkungen mit sich bringt. Auf den Psychologen Albert Mehrabian geht die Feststellung zurück, dass unsere Kommunikation zu 55 Prozent über die Körpersprache erfolgt, zu 38 Prozent über die Intonation und lediglich zu 7 Prozent über den Inhalt. Am Telefon fällt demnach mehr als die Hälfte der „normalen“ Kommunikation weg. Vor allem impulsive Persönlichkeiten, weniger die Zurückhaltenden, fühlen sich von dieser Tatsache sehr beschränkt.

Worauf gilt es also zu achten?

  • Da Sie Ihren Gesprächspartner nicht sehen können, wissen Sie auch nicht, wann Sie ihn inhaltlich verlieren. In so einem Moment macht weiterreden wenig Sinn. Entweder unterbricht Ihr Gesprächspartner Sie oder Sie kürzen Ihre Ausführungen ab, legen eine Pause ein und fragen bewusst nach, ob alles verständlich war.
  • Selbstverständlich sollte die Technik kein Störfaktor sein. Das fängt damit an, dass Ihr Handy aufgeladen ist und Sie guten Empfang haben.
  • Apropos Störfaktoren, ein Arbeitskollege kann Sie im leeren Konferenzraum überraschen oder Sie haben zu Hause im Homeoffice nicht an die Straßenarbeiten (Presslufthammer) gedacht. Vielleicht haben Sie vergessen, Ihre Familie zu informieren, und Ihre Kinder spielen „fangen“ vor Ihrer Zimmertür. Treffen Sie also sorgfältig Vorkehrungen für ein ungestörtes Telefonat.

Videokonferenz

Wenn der potenzielle Arbeitgeber vorschlägt, das Interview nicht per Telefon, sondern als Videokonferenz (Skype, FaceTime, WhatsApp, ZOOM) durchzuführen, gibt es wiederum andere Tücken:

  • Nun könnte sichtbar werden, dass Sie Ihr Homeoffice nicht aufgeräumt haben. Sie sollten also unbedingt im Vorfeld prüfen, was Ihr Gesprächspartner im Hintergrund sieht.
  • Auch sollten Sie wissen, wie Sie Ihr potenzieller künftiger Arbeitgeber optisch wahrnimmt. In welchem Winkel müssen Sie sich platzieren, damit die Kamera Sie wunschgemäß einfängt und Proportionen nicht verzerrt erscheinen. Da es keine zweite Chance für einen ersten Eindruck gibt, kann es beispielsweise sinnvoll sein, den Laptop auf zwei Kartons auf Augenhöhe aufzustellen.
  • Auch hier ist es essenziell, die Technik im Vorfeld in jeder Hinsicht zu überprüfen. Wie viele Videokonferenzen fangen mit der (nicht verstandenen) Bemerkung an: „Ich kann Sie nicht hören.“ Dann werden hektisch Einstellungen überprüft, Mikrofone ein- und ausgeschaltet, bis manchmal verzweifelt nach dem Mobiltelefon gegriffen wird, das dann neben den Bildschirm gelegt wird, um eine Verständigung zu ermöglichen. Kein guter Anfang!

Testgespräch aufzeichnen

Sie haben die Möglichkeit, ein Skype-Interview nicht nur probeweise mit einer Testperson durchzuführen, sondern auch Ihren Einsatz aufzuzeichnen. Im persönlichen Bewerbungsgespräch haben Sie meist etwa 10 Minuten, um sich optimal darzustellen. Am Telefon oder in einer Video-Konferenz sollten Sie die Zeit radikal auf maximal 2 Minuten reduzieren. Wie gut Sie Inhalte in dieser Kürze transportieren vermögen, können Sie sich anschauen, wenn Sie ein Video aufnehmen und es anschließend analysieren.


gemalter Kreidepfeil mit Inschrift Tipps + TricksWeitere Beiträge zum Thema Bewerbung

 So geht Bewerben: Tipps vom Karriere-Coach

Der Experte in Sachen Bewerbung Vincent G.A. Zeylmans van Emmichoven gibt Einsteigern, erfahrenen Arbeitnehmern und Quereinsteigern Tipps zum richtigen Verhalten im Bewerbungsgespräch, zum verdeckten Arbeitsmarkt und vielen weiteren spannenden Fragen rund um Bewerbung und Karriere.


Über den Autor

 Vincent G.A. Zeylmans van Emmichoven, Experte in Sachen Bewerbung, gibt Einsteigern, erfahrenen Arbeitnehmern und Quereinsteigern Tipps zum richtigen Verhalten im Bewerbungsgespräch, zum verdeckten Arbeitsmarkt und vielen weiteren spannenden Fragen rund um Bewerbung und Karriere. Als SZ-Jobcoach schreibt er regelmäßig für die Süddeutsche Zeitung.

Jeden Monat zeigt er innovative und teils kuriose Ansichten und Herangehensweisen an Probleme, die garantiert jeder Bewerber in seinem Leben einmal erlebt hat – vom Bewerbungsprozess bis hin zum heiß ersehnten Gespräch, vom Berufseinstieg bis zum beruflichen Neuanfang.

Vincent G.A. Zeylmans van Emmichoven blickt auf eine internationale Karriere als Geschäftsführer mehrerer mittelständischer Unternehmen und Konzerne (u.a. Yves Rocher und Gillette) zurück. Der Karriere-Coach hält als Gastdozent am MCI Management Center Innsbruck Vorträge zum Thema Job-Hunting, verfasst Beiträge für das Magazin FOCUS und ist Kolumnist bei der Süddeutschen Zeitung.

Mann mit rotem Tuch und Stier als Schatten

Mitarbeitermanagement – Nobody is perfect!

Jeder Mitarbeiter ist mit seinen Stärken und Schwächen unverwechselbar und einzigartig. So bleibt nicht aus, dass dieses Unikat in seinem Verhalten unbeabsichtigt oder vorsätzlich von der üblichen Norm abweicht. Demzufolge erleben wir Individualisten, die mit ihren Macken und Eigenheiten besonders auffallen. Stellen sie hierdurch den Arbeitserfolg infrage oder werden persönliche Animositäten berührt, identifizieren wir sie mit ihrem destruktiven Verhalten bald als schwierige Mitarbeiter und versuchen nun regelmäßig, sie auf den angeblich „richtigen“ Weg zurückzuführen. Hier kann Mitarbeitermanagement entscheidend sein.

Während manche Führungskräfte eine direkte Konfrontation meiden und schwierige Mitarbeiter trotz ihres Fehlverhaltens zähneknirschend gewähren lassen, setzen andere Vorgesetzte alle Hebel in Bewegung, um die „hoffnungslosen“ Fälle davon abzubringen, weiterhin Unruhe in ihrem Unternehmen zu stiften. In ihren Augen besteht der beste Ausweg in einer Trennung, um allen Beteiligten Zeit, Nerven und Energie zu sparen. Doch ob und wann der frei gewordene Arbeitsplatz in Zeiten eines sich verstärkenden Fachkräftemangels mit einem wollenden und könnenden Bewerber besetzt werden kann, ist ungewiss.

Grundsätzlich ist kein Mitarbeiter ist per se schwierig. Erfolgsautor Hans-Jürgen Kratz zeigt in seinem neuesten Buch „Mensch Mitarbeiter!“, dass es sich lohnt, auf scheinbar schwierige „Aus-der-Reihe-Tanzer“ einzuwirken. In jedem Besserwisser, Aufschieber, Nörgler oder Perfektionisten steckt verborgenes Potenzial, das es aufzudecken und zu nutzen gilt, um den Mitarbeiter neu zu motivieren, sein Know-how wieder engagiert einzubringen. Mitarbeitermanagement ist also eine wichtige Komponente.

Und seien wir ehrlich: Was wäre der Büroalltag ohne die Klatschtanten, Hypochonder, Jammerlappen oder Phrasendrescher dieser Welt? Richtig: Langweilig!

Cover Titel Mensch Mitarbeiter! Mensch Mitarbeiter!
Der richtige Umgang mit Besserwissern, Frustrierten, Perfektionisten, Querulanten, Mobbern und Co.
ISBN 978-3-96186-014-2

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